Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Frankreich GP: (09:14 Min.)

Die Formel 1 reist mit immer noch heftigen Nachwehen aus Kanada zum achten Saisonrennen nach Frankreich. Haben Ferrari und Sebastian Vettel den Skandal von Montreal verdaut? Kann Valtteri Bottas nach drei Niederlagen gegen Lewis Hamilton seinen WM-Chancen neues Leben einhauchen? Und was kann Renault mit Rückenwind vor dem Heimrennen in Le Castellet erreichen? Das sind die Brennpunkte für das Rennen auf dem Circuit Paul Ricard.

Brennpunkt #1: Vettel mit Wut im Bauch zum Sieg?

Keine Frage, Sebastian Vettel und sein Team haben die Strafe von Montreal längst noch nicht zu den Akten gelegt - zumindest politisch. Sportlich hingegen sollte sich das Geschehen von vor zwei Wochen allerdings nicht mehr auswirken. Fahrer und Team sind Profi genug, um die Frustration hinter sich zu lassen und sich wieder auf ihren Job zu fokussieren.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto glaubt sogar, dass Vettel nach dem Wochenende in Montreal stärker zurückkommen wird. Möglich, dass der viermalige Weltmeister durch den Sieg auf der Rennstrecke neues Selbstvertrauen getankt hat, nachdem seit Hockenheim 2018 so gar nichts mehr gelingen wollte.

Ob Vettel das Momentum in den so wichtigen ersten Saisonsieg verwandeln kann, ist jedoch fraglich. Schließlich dürften dem SF90 in Le Castellet wieder die üblichen technischen Grenzen gesetzt sein, wie auch Binotto erwartet: "Als Rennstrecke sollte Paul Ricard für uns schwieriger werden. Es ist mehr mit Barcelona vergleichbar als mit Montreal."

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Brennpunkt #2: Holt Bottas auf Hamilton auf?

Nach einem starken Saisonstart verlor Valtteri Bottas in den letzten drei Rennen 30 Punkte auf Lewis Hamilton und damit den Anschluss im Titelkampf. Hamiltons drei Siege in Folge waren dabei das geringste Problem des Finnen. In Monaco warf ihn eine unverschuldete Kollision mit Verstappen zurück, in Montreal war er selbst völlig von der Rolle.

"Ich habe keinen Druck", beteuert Bottas. "Ich würde nicht sagen, dass irgendetwas an den vergangenen Wochenenden etwas mit Druck zu tun hatte." Letztendlich lassen ihn die Zahlen deutlich schlechter dastehen, als es tatsächlich der Fall war. In Barcelona bezwang er Hamilton im Qualifying, in Monaco war es zwischen ihm um dem Teamkollegen extrem eng. Lediglich in Montreal lieferte Bottas nicht ab.

Die nackten Zahlen beeindrucken diese Fakten jedoch wenig. Bei 5:2 Siegen muss Bottas in Frankreich um jeden Preis zurückschlagen, wenn er eine Flucht Hamiltons verhindern will. Sollte der amtierende Weltmeister seine Serie bis zur Sommerpause fortsetzen, könnte der Titel schon in wenigen Wochen so gut wie entschieden sein. Und Bottas ist der einzige, der das verhindern kann.

Brennpunkt #3: Überrascht Renault beim Heimrennen?

Renault bekam in Montreal gerade rechtzeitig vor dem Heimrennen endlich die Kurve. Daniel Ricciardos vierter Platz im Qualifying war eine Sensation, die Ränge sechs und sieben für den Australier und Teamkollege Nico Hülkenberg ein wahrer Big Point für die Konstrukteursweltmeisterschaft.

So soll es für die Franzosen weitergehen. Für Le Castellet gibt es diverse Updates für den R.S.19, die Power Unit soll mit dem Update aus Barcelona ohnehin kuriert sein. Um die Top-Teams anzugreifen, reicht das alles aber noch lange nicht. Und selbst im Mittelfeld muss Renault sich weiter warm anziehen. Die Konkurrenz ist groß und jederzeit eine Gefahr.

Brennpunkt #4: Red Bull weiter ein Ein-Mann-Team?

Pierre Gasly kommt bei Red Bull auf keinen grünen Zweig. Der Neuzugang im Team kämpft schon seit den Testfahrten um den Anschluss an Max Verstappen, mal mehr und mal weniger. In Montreal zeigte die Formkurve deutlich bergab. Die Tendenz ist vor dem Heimrennen alles andere als positiv.

Dem entgegen steht Mr. 100 Prozent. Verstappen steht in der Weltmeisterschaft mit 88 Punkten an vierter Stelle. Der Niederländer holte damit 71 Prozent von Red Bulls bisheriger Ausbeute im Alleingang. Bislang gab es kein Rennen, bei dem er nicht das Maximum aus den Möglichkeiten machte. Verstappen dürfte Red Bull auch in Le Castellet den Rücken freihalten.

Brennpunkt #5: Wem gelingt der Sprung in die Top-10?

Im Mittelfeld werden auch in Frankreich wieder zwölf Autos um die letzten vier Positionen hinter den drei Top-Teams kämpfen. Renault, McLaren, Haas, Toro Rosso, Alfa Romeo und Racing Point sind allesamt dazu in der Lage, die Top-10 zu entern. Zuletzt hatten McLaren und Renault die Hosen an, waren in Montreal mehr oder weniger außer Konkurrenz unterwegs.

In Le Castellet dürfte es aber wieder enger zugehen. Vor allem Haas und Alfa Romeo dürfen nicht unterschätzt werden. Haas ist schon lange besser, als es auf dem Papier den Anschein macht. Und Alfa Romeo sollte der Kurs wieder mehr entgegenkommen als Monaco oder Montreal.