War die Strafe gegen Sebastian Vettel beim Kanada 2019 richtig? Diese Frage beschäftigt die Formel 1 nach dem so an Lewis Hamilton verlorenen Sieg des Ferrari-Piloten wie keine zweite.

Dabei geht es nicht einmal nur darum, ob die Strafe mit dem Reglement vereinbar war [ja, voll und ganz, Anm. d. Red], sondern viel mehr, ob diese Formel-1-Regeln selbst womöglich nicht die besten sind, überarbeitet gehören. Oder anders ausgedrückt: Steht das aktuelle Regelwerk im Konflikt mit dem Wunsch nach Racing, harten Zweikämpfen und Co?

Vettel-Strafe raubt Fans packendes Formel-1-Finish

Eine Frage, die viele Experten, Kommentatoren und Fans bejahen. Da gab es endlich wieder ein echtes Duell um den Sieg zwischen Mercedes und Ferrari, Hamilton und Vettel. Und dann wird es den Zuschauern durch die Strafe einfach genommen. Die Formel 1 selbst stand alles andere als gut da.

Die Augen vor diesem Zustand verschließt die Königsklasse allerdings nicht, wie manch einer bereits kritisierte. Im Gegenteil. Sportdirektor Ross Brawn jedenfalls. Der Brite kündigte in seiner obligatorischen Nachbetrachtung zum Rennen nun an, gemeinsam mit der FIA an Verbesserungen arbeiten zu wollen.

Ross Brawn: Müssen Fans Entscheidungsfindung besser erklären

"Es könnte nützlich sein, mit der FIA an Lösungen zu arbeiten, die es den Sportkommissaren ermöglichen, den Fans ihre Entscheidungen zu erklären und zu erläutern, wie sie sie erreichen", sagt Brawn. Gleichzeitig betont der 'Managing Director' der F1, einen Komplott gebe es ganz sicher nicht. So waren zuvor etwa - nicht zum ersten Mal - Vorwürfe laut geworden, die FIA bevorzuge Mercedes.

"Ich möchte nachdrücklich ergänzen, dass es an einer Entscheidung wie diese nichts Unheimliches gibt. Man möge dem zustimmen oder nicht, aber keiner derjenigen, die jedes Wochenende die Rolle der Stewards übernehmen, hat eine versteckte Agenda, und die Fans können sich dessen sicher sein", beteuert Brawn zu Verschwörungstheorien wie diesen.

Brawn verteidigt Stewards: Keine versteckte Agenda

Die Stewards hätten einfach einen unfassbar schwierigen Job, ergänzt Brawn. "Ich habe jede Menge Respekt für die Arbeit der Stewards und ihre Profession. Und ich glaube, sie wären die ersten, die sagen würden, dass sie es vorziehen würden, ein Rennen nicht durch eine Strafe entschieden zu sehen", meint Brawn.

"Gleichzeitig verstehe ich, wie schwierig es für die Fans zu verstehen sein muss, warum der Fahrer oben auf dem Podium nicht der ist, der zuerst über die Linie gefahren ist. Deshalb ist Transparenz, wenn es darum geht dieses Entscheidungen der Stewards zu erklären, in so einem komplexen Sport wie der Formel 1 so wichtig", erklärt Brawn sein Ankündigung, nach Verbesserungen suchen zu wollen.

Brawn: Trotz Videobeweis auch im Fußball Diskussionen

Dass das Thema Strafen und Entscheidungen kein leichtes sei, zeige sich jedoch nicht nur in der hochkomplexen Königsklasse, sondern auch anderen Sportarten. Als Beispiel greift sich Brawn gleich einmal den prominentesten Vertreter überhaupt heraus: "Im Fußball gibt es trotz des Einzug von VAR noch immer Diskussionen, ob ein Handspiel bestraft werden soll oder nicht", erinnert Brawn an eine ähnlich leidenschaftlich geführte Debatte.

Formel 1 Kanada: War die Strafe gegen Vettel berechtigt? (19:57 Min.)

Eine persönliche Einschätzung zur Strafe gibt Brawn unterdessen nicht ab. "Das wäre in meiner Position falsch", erklärt er. Allerdings könne er die ganze Enttäuschung und den ganzen Frust Vettels verstehen. "Denn er fühlte sich eines verdienten Sieges beraubt", sagt Brawn.

Brawn: Vettel war der Star des Kanada GP

Zumindest indirekt klingt seine Ansicht jedoch durch: "Ohne Lewis Hamilton irgendetwas wegzunehmen, dessen Name nun sieben Mal auf der Siegertrophäe des Kanada GP auftaucht, war der Star des Wochenendes Sebastian Vettel."