Wieder sorgt Haas in der Formel 1 für viel unliebsame Aufmerksamkeit. Im Qualifying zum Kanada-GP war es Kevin Magnussen. Er zerlegte am Ende des zweiten Qualifying-Segmentes seinen Haas nach Fahrfehler auf der Start-Ziel-Geraden.

Doppelt bitter ist das für Haas. Magnussen hätte sich aller Voraussicht nach für Q3 qualifiziert, doch nach dem Unfall muss er aufgrund zu schwerer Schäden das Rennen aus der Box starten. Gleichzeitig zerstörte er auch die Chance seines Teamkollegen Romain Grosjean, seine Rundenzeit noch einmal zu verbessern und in Q3 aufzusteigen.

Wieder und wieder ist es also Haas, die für Action sorgen. Für Teamchef Günther Steiner wird das langsam ein bisschen zu viel: Er hätte endlich gerne einmal ein ruhiges Wochenende. Stattdessen sind es Startplatz 14 und die Boxengasse. "Kevin bis zu dem Zeitpunkt wäre klar weitergekommen, Romain wäre Elfter, Zwölfter geworden", mutmaßt Steiner. "Aber alles ging in der letzten Kurve schief."

Magnussen gesteht Fahrfehler ein: Sorry ans Team

Los ging die Misere mit einem kleinen Mauerkontakt. "Ich habe einfach die Wand berührt, es war nicht einmal so brutal. Aber ich habe die Wand mit der Felge erwischt", erklärt Kevin Magnussen seinen Unfall im Qualifying. "Das hat die Felge gesprengt, den Reifen von der Felge herunter, und das hat mich dann hinüber zur Boxenmauer geschossen und den großen Unfall ausgelöst."

"Ich habe einfach versucht, alles zu geben, da ich wusste, dass es eng werden würde", rechtfertigt sich Magnussen. "Ich ging etwas zu früh ans Gas, und danach passierte alles einfach. Das tut mir sehr leid für das Team."

Magnussen nach dem Mauer-Kontakt in Kanada, Foto: LAT Images
Magnussen nach dem Mauer-Kontakt in Kanada, Foto: LAT Images

Der Einschlag in die Boxenmauer war für Magnussen heftig, und das war an seinem Auto auch zu sehen. "Wir müssen das Chassis wechseln, das Getriebe, und dann starten wir gleich aus der Box", sagt Teamchef Günther Steiner. "Es macht keinen Sinn, irgendwo hinten mit C5-Reifen loszufahren." Da Magnussen sich formell für die Top 10 qualifiziert hatten, hätte er auf den weichen Reifen starten müssen. Durch den Boxengassen-Start kann das Team jetzt alles wechseln, was gewechselt werden muss.

"Wir wissen noch nicht genau, was wir tauschen", erklärt Steiner. Nur ein neues Chassis ist fix. "Wir nehmen noch das Getriebe auseinander und untersuchen, was kaputt ist, und welche Versionen wir noch haben. Ob wir die gleiche Version einbauen können oder nicht."

Grosjean wird Magnussen-Opfer: Immer ich

Während Magnussen an seinem Pech selbst schuld ist, trägt Romain Grosjean an seinem Q2-Aus nur eine Teilschuld. Er gehörte zu jenen Fahrern, die ihre letzte Runde abbrechen mussten, als Magnussen sich bei ablaufender Uhr in die Wand legte.

"Wir fuhren eine aggressive Strategie", gesteht Grosjean danach ein. Haas versuchte nur einzelne schnelle Runden, keine längeren Stints mit Cooldown-Runden. Also hatte Grosjean nur zwei Schüsse. Im ersten baute er einen Fehler ein und musste abbrechen, daher blieb nur noch die letzte Runde. Und die wurde vom Magnussen-Crash zunichte gemacht.

"Vielleicht hätten wir es etwas konservativer angehen sollen, oder ich hätte darum bitten sollen, aber ich hatte damit kein Problem", sagt ein resignierter Grosjean danach. Am Ende war es einfach Pech - wenngleich als Folge einer riskanten Entscheidung. Andere Teams fuhren Sicherheits-Runden, Haas nicht.

Haas immer inmitten des Chaos: Trotzdem nicht besonders dumm

Für Haas ist das Kanada-Qualifying jedenfalls nur der letzte Zwischenfall in einer Reihe ungünstiger Zwischenfälle, die dem Team gute Ausgangspositionen kosten. Teamchef Steiner gibt zu, dass es schon sehr häufig ihnen passiert: "Momentan kommen wir dem einfach nicht aus - wenn etwas passiert, sind wir mittendrin. Nicht nur dieses Jahr, das sind schon so 18 Monate."

"Ich glaube nicht, dass wir besonders dumm sind", wehrt sich Steiner aber. "Wir sind einfach immer dabei, und ich weiß nicht warum. Wenn ich es wüsste, würde ich es stoppen."

Ärger wird es für den Hauptverantwortlichen und Crash-Piloten Magnussen keinen geben. "Was soll ich schon sagen?", meint Steiner. "Es ist ohnehin zu spät, und es ist jetzt nicht so, dass er häufig abfliegt, viel kaputt macht. Er hat was versucht, es war eine gute Runde, es hat ihn erwischt. Das passiert in Kanada jedes Jahr wem, schau nur auf Bottas. Der hatte Glück und ist nirgends reingefahren."

Steiner hofft auf langweiliges Wochenende

Nach all diesen zähen Formel-1-Wochenenden ist Günther Steiners Traum daher verständlich: "Wir wären sehr glücklich, ein langweiliges Wochenende zu haben. Keine Stewards, keine Fragen nach dem andauernden Drama. Wir wären glücklich, unter dem Radar zu fliegen, ins Ziel zu kommen, zwei bis drei, vier bis fünf Punkte zu holen."

Für den Sonntag in Kanada muss man jetzt mit einer schlechten Startposition leben. Platz 14 ist es für Grosjean, und Magnussen kommt eben aus der Box. "Ich glaube, wir sind okay", meint Steiner im Hinblick auf die Renn-Pace. "Nicht die Besten, nicht die Schlechtesten. Im Rennen morgen, da wird es noch heißer, da werden wir einige Probleme sehen."