Nico Hülkenberg sollte mit Startplatz sieben für das Formel-1-Rennen in Montreal eigentlich zufrieden sein. Schließlich ist es in diesem Jahr sein bis dato bestes Qualifying-Resultat und nach zuletzt schwierigen Wochenenden ein deutlicher Aufwärtstrend. Doch wenn der Teamkollege zwei Reihen weiter vorne steht und teamintern zum 6:1 stellt, reicht dem Hulk das noch lange nicht.

"Klar, es wurmt einen schon", so Hülkenberg angesichts des vierten Startplatzes von Daniel Ricciardo. Der Australier brummte ihm im Q3 als es ernst wurde zweieinhalb Zehntel auf. "Ich habe mir im letzten Sektor selber ein bisschen in den Fuß geschossen, auf der DRS-Linie", weiß der Emmericher um den Grund für seinen Rückstand.

"Ich war etwas zu euphorisch. Ich habe parallel oder etwas zu früh gedrückt, und dann wird es [DRS] verweigert. Dadurch hat es sich um eine Sekunde verzögert und da habe ich auf der Geraden anderthalb Zehntel verloren", erklärt Hülkenberg, seinen Fehler in der DRS-Zone auf der langen Geraden im letzten Sektor.

Hülkenberg zollt Ricciardo Respekt: Er macht das sehr gut

"Ausgangs Kurve zehn [Haarnadel] war der Unterschied nur 0,05 Sekunden. Und in der letzten Schikane war er auch ein bisschen schneller", so Hülkenberg über die Fabelrunde des Teamkollegen, an der er bis zu seinem kleinen Flüchtigkeitsfehler dran war. Ricciardos Leistung kann er nur neidlos anerkennen: "Er macht das sehr gut, das muss ich sagen."

Nachdem er selbst in dieser Saison mehrfach von Problemen gestoppt wurde, ist das Resultat trotz allem eine willkommene Abwechslung. "Für mich persönlich war es dieses Jahr wohl das bis jetzt beste Qualifying. Ich hatte aus unterschiedlichen Gründen einige schwierige Qualifyings. Heute war zwar auch nicht perfekt, aber es war okay", meint Hülkenberg.

Lob für Renault: Top-10 mit vier Autos eine Ansage

Entscheidend ist für ihn vor allem der Aufwärtstrend Renaults. Auf der Power-Rennstrecke von Montreal schafften es mit dem Werkteam und beiden McLaren tatsächlich alle vier Autos mit den französischen Power Units in die Top-10. "Das ist definitiv eine Ansage."

"Es zeigt, dass das Team und Renault nach den Problemen zu Beginn der Saison reagiert haben. Sie haben das wirklich gut gemacht, die Situation wieder sehr schnell in den Griff zu bekommen. Das war ziemlich beeindruckend und vor allem auch das, was wir gebraucht haben. Das ist sehr wichtig."

Nach verkorkstem Jahr: Renault in Montreal vor Big Point

Wichtig ist es vor allem für sein Team. Denn McLaren liegt mit 30 Zählern auf dem Konto genau dort, wo Renault eigentlich selbst sein will - auf dem vierten Platz in der Konstrukteurs-WM. Den Franzosen fehlen nach einem enttäuschenden Saisonstart 16 Punkte auf das Kundenteam.

"Natürlich bist du irgendwo genervt, wenn du 20 Punkte haben solltest aber nur sechs hast", sagt Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com. "Das Jahr war ein bisschen verkorkst, deshalb sind wir Achter statt Vierter." In Kanada hat Renault mit einer traumhaften Ausgangslage die Chance, einen Big Point im Kampf um das Mittelfeld zu machen.

Dafür muss dann aber auch die Rennpace endlich mal passen. In Monaco war Ricciardo nach einem starken Start als Fünfter zuletzt auf verlorenem Posten. Hülkenberg sieht am Sonntag jedoch kein Defizit beim R.S.19: "Da sind wir eigentlich sogar noch stärker."