Daniel Ricciardo verzockte sich 2018 im Poker um seinen Formel-1-Vertrag gleich doppelt. Nicht nur, dass der Australier nach starken Leistungen im Red Bull von Mercedes und Ferrari übergangen wurde und schlussendlich bei Renault landete. Sein ehemaliger Boss Dr. Helmut Marko erleichterte ihn auch noch um einen guten Batzen Bargeld.

"Er hat 1.000 Euro von mir gewonnen", verrät Ricciardo mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Gegenstand der Wette war der Vertrag von Valtteri Bottas mit Mercedes. Der Finne war 2017 mit einem Einjahresvertrag plus Option zum Weltmeisterteam gestoßen.

Wohl nicht ganz ohne Hintergedanken spekulierte Ricciardo auf einen negativen Ausgang von Bottas' Vertragsverhandlungen, während Dr. Marko auf einen Verbleib des Finnen bei Mercedes wettete. "Er will immer um mehr (Geld) wetten, aber wenn er mehr setzt weißt du gleich, dass er schon die Antwort kennt", lacht Ricciardo.

Im Gegensatz zum Red-Bull-Berater ist der Australier beim Wetten nicht wirklich in seinem Element. "Ich bin kein Zocker, ich wette nicht oder gehe in Casinos", sagt er. Der Wetteinsatz hätte für seinen Geschmack auch etwas moderater ausfallen können: "Die Eintausend waren nicht meine Wahl, das war ein bisschen Gruppenzwang durch Helmut."

Ricciardo war sich seiner Sache 2018 zu sicher

Für Ricciardo ging der Vertragspoker letztendlich jedenfalls nicht wie erhofft aus. Nach seinen beiden Siegen in China und Monaco stand Ricciardo wieder im Schatten von Max Verstappen. Relativ schnell wurde klar, dass Mercedes und Ferrari sich nicht um seine Dienste reißen.

Etwas, das sich auch im Script in der Netflix-Serie 'Drive to Survive' niederschlug. Die Producer begleiteten Ricciardo in der ersten Saisonhälfte, mit dem Ziel seinen Aufstieg zu einem der beiden absoluten Top-Teams in ihrer Story zu beleuchten. "Ich denke, es gab trotzdem genug Wendungen", sagt Ricciardo über die Storyline.

"Aber ich hatte in der Saison zunächst, vor allem nach Monaco, gesagt, dass ich eine Menge Optionen haben würde, was ich zu der Zeit auch geglaubt habe", gibt Ricciardo zu. "Am Ende hatte ich nicht ganz so viele, wie ich gedacht hatte. Aber ich denke nicht, dass es etwas kaputtgemacht hat."

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Kein Zwist zwischen Ricciardo und Marko

Eher als die Storyline der Netflix-Producer litt wohl die Beziehung zwischen Marko und Ricciardo vorübergehend über den Verlauf der Vertragsverhandlungen. "Ich glaube, mit Shoeys wird es für ihn in nächster Zeit schwer werden", gab es von Marko im vergangenen Sommer einen kleinen Seitenhieb.

Gleichzeitig brachte die österreichische Motorsport-Ikone aber auch Verständnis für Ricciardos Wunsch nach Veränderung auf. Und dass der ehemalige Schützling bei Renault nicht einmal annähernd die Ergebnisse einfährt, die im Red Bull Honda möglich wären, spricht letztendlich wohl für sich. "Ich will mich nicht mit Helmut zanken. Ich mag Helmut", grinst Ricciardo.

Dass sich Marko und Ricciardo weiterhin gut verstehen, lässt sich wohl anhand einer frischen Anekdote vom Saisonauftakt belegen. "Wir haben tatsächlich noch eine Wette gemacht, in Melbourne und da habe ich es [das Geld] zurückgewonnen", so Ricciardo.

"Da ging es ums Qualifying. Er dachte, sie [Red Bull] würden im Zeittraining in die Top-3 fahren und ich dachte, dass sie es nicht schaffen - und das haben sie nicht. Also habe ich mein Geld zurückbekommen. Und ich will nicht mehr mit ihm wetten. Aber das ist okay. Wenn unsere Beziehung so läuft, ist das ziemlich lustig."