Durch Pierre Gaslys Strafe war schon vor dem Qualifying klar: Red Bull hat am Sonntag beim Formel-1-Rennen in Baku mit Max Verstappen nur ein Eisen im Feuer. Mit Startplatz vier lief es für den Niederländer besser als erwartet. Doch er ist nur bedingt zufrieden. Für Red Bull wäre sogar die Pole drin gewesen. Ein Erfolg, der ihm in der F1 bisher verwehrt blieb.

"Auf dieser Rennstrecke ist es sehr schmerzhaft, alleine unterwegs zu sein. Du verlierst natürlich Rundenzeit gegenüber denen, die einen Windschatten haben", sagt der 21-Jährige, dem letztendlich fünf Zehntel auf die Pole Position von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas fehlten. Ein überschaubarer Rückstand, denn Red Bull entschied bei Verstappen für eine andere Taktik.

Mit nur einem Reifensatz für das Q3 gab es für ihn nur einen Run. Als die Konkurrenz in den Schlussminuten aufdrehte, blieb Verstappen in der Garage. Er hatte zu Beginn des letzten Segments zwei fliegende Runden auf seinem Soft-Reifensatz gefahren und damit sein gesamtes Pulver bereits verschossen. Verstappen glaubt, dass ein Windschatten den Unterschied gemacht hätte.

"Wenn ich mir die anderen anschaue, die sich gegenseitig gezogen haben. Selbst verglichen mit meiner eigenen Runde im Q2, habe ich auf der Start- und Zielgeraden zweieinhalb Zehntel verloren", sagt der fünfmalige Grand-Prix-Sieger. "Du kannst auch auf den anderen Geraden ein Zehntel oder zwei herausholen, wenn ein Auto sechs oder sieben Sekunden vor dir fährt. Ich glaube, wir hätten um die Pole kämpfen können, wenn wir in dem Zug von Autos gewesen wären."

Red Bull entscheidet gegen Gasly-Windschatten

Es verwunderte, dass Red Bull den nach seinem Wiegeverstoß bestraften Gasly angesichts dieses massiven Zeitgewinns nicht als Windschattenspender instrumentalisierte. Der Franzose hatte im Q1 mit einem ordentlichen Slipstream von Lance Stroll die Bestzeit gefahren, blieb im zweiten Segment aber in der Garage. Bei Alfa Romeo wurde es anders gehandhabt. Dort hat Antonio Giovinazzi eine Gridstrafe von zehn Positionen. Trotzdem ließen die Schweizer den Italiener die gesamte Session über draußen, um Kimi Räikkönen Schützenhilfe zu leisten.

"Wir gehen von mindestens ein bis zwei Safety-Car-Phasen aus", erklärt Dr. Helmut Marko am RTL-Mikrofon, dass man die Chancen des zweiten Piloten nicht für taktische Spielchen opfern wollte: "Bei Gasly müssen wir so viele neue Reifensätze wie möglich haben, damit er attackieren kann."

"Das stand nicht wirklich zur Diskussion. Denn wenn ich im Q3 gewesen wäre, hätte ich mit einem gebrauchten Reifensatz starten müssen. Und wir starten schon aus der Boxengasse. Das ist schmerzhaft genug. Wir haben über das Q2 beraten, aber Max war da schon schnell genug, also gab es keinen Grund für mich, herauszufahren", sagt Gasly.

Gasly nach Q1-Bestzeit disqualifiziert

Die Bestzeit im ersten Segment gab dem 22-Jährigen Auftrieb, nachdem es an den ersten drei Wochenenden bei seinem neuen Arbeitgeber schleppend lief. "Es hat sich wirklich gut angefühlt und es war wohl das erste Mal in diesem Jahr, dass ich mich im Auto wohl gefühlt habe," sagt er.

"Wir haben ihm gesagt: Fahr locker", lacht Marko im Gespräch mit dem ORF. "Er ist gleich Bestzeit gefahren. So geht das halt. Das ist die Ironie des Schicksals. Gasly wusste, er hatte keinen Druck. Er musste nur innerhalb der 107 Prozent fahren. Aber die Bestzeit war leider für die Katz."

Einige Stunden später verlor die Bestzeit Gaslys ihren Zauber. Es war nicht nur der Windschatten, der ihm half. Die Stewards orderten Red Bull Rapport, weil die maximale Benzindurchflussmenge von 100 Kilogramm pro Runde beim Boliden mit der Startnummer 10 überschritten wurde. Gasly wurde folglich vom Qualifying disqualifiziert. An seiner Ausgangslage für das Rennen ändert das jedoch nichts.

Red Bulls Fahrplan für Baku: Punkte für Gasly, Sieg für Verstappen

Die Zielsetzung ist für ihn klar. "Diese Rennstrecke ist einfach irre mit all den Dingen die passieren können. Ich werde Vollgas geben bis zur letzten Runde. Wir haben ein Auto, das gut genug ist um morgen Punkte zu holen. Also werde ich pushen", sagt Gasly.

Verstappen rechnet sich aus der zweiten Startreihe Siegchancen aus. "Es ist hier immer verrückt und es ist auf jeden Fall ein Rennen, das nicht in Kurve eins gewonnen wird", sagt er. "Es ist alles sehr eng und von Platz vier aus können wir immer noch kämpfen. Es ist etwas seltsam, denn wir dachten, dass Ferrari im Qualifying meilenweit vorne ist. Aber so war es nicht. Ich denke, es wird morgen interessant."