Ferrari hat seine Ziele in der Formel-1-Saison 2019 bisher weit verfehlt. Sebastian Vettel und Charles Leclerc liegen in der Weltmeisterschaft sogar hinter Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Mercedes droht aus der WM mit Lewis Hamilton und Valtteri Bottas an der Spitze eine interne Angelegenheit zu machen. Für Baku legt die Scuderia technisch nach.

"Wir bringen ein paar Updates nach Baku, als ersten Schritt in der Weiterentwicklung des SF90", so Ferrari-Teamchef Mattia Binotto im Vorfeld des vierten Saisonrennens. Der Nachfolger des aufgrund von Erfolglosigkeit geschassten Maurizio Arrivabene hatte bisher einen schweren Stand.

Ferraris einzige Chance auf einen Sieg aus eigener Kraft wurde durch einen Defekt zunichte gemacht. In Bahrain stoppte ein Kurzschluss im Zündsystem den dominant in Führung liegenden Charles Leclerc. Zwei Wochen später wurde Binotto in China mit dem in Maranello allgegenwärtigen Schreckgespenst der Stallregie konfrontiert.

"Wir haben drei Rennen hinter uns, die definitiv nicht so gelaufen sind wie wir es wollten. Dieser Grand Prix ist ein weiterer wichtiger Moment für uns", beschwört Binotto seine Truppe, das Ruder beim Grand Prix von Aserbaidschan endlich herumzureißen.

Ferrari im Hintertreffen und in der Kritik

In der Fahrerweltmeisterschaft liegt Vettel 31 Punkte hinter Hamilton, Leclerc fehlt ein Zähler mehr. Bei den Konstrukteuren liegt Ferrari satte 57 Punkte hinter den Weltmeistern. Die haben mit drei Doppelsiegen in Folge einen Saisonstart nach Maß hingelegt.

Einige Experten kritisierten bereits Ferraris Konzept eines 2019er Chassis. Nico Rosberg äußerte unter anderem, dass die von den Ingenieuren der Scuderia verfolgte Aerodynamik-Philosophie der falsche Weg sei.

"Ferrari hat das Auto im Moment aerodynamisch falsch aufgestellt. Sie haben deutlich zu wenig Luftwiderstand und zu wenig Abtrieb in den Kurven. Deshalb verlieren sie enorm viel Zeit", meinte der Weltmeister von 2016 am Mikrofon von Sky.

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Ferrari-Teamchef zuversichtlich: Auto für Baku gut vorbereitet

Binotto sieht den SF90 für das Rennen in Baku gut aussortiert. "Wir haben uns gut darauf vorbereitet, alle Daten die wir bisher gesammelt haben analysiert, uns die Bereiche angeschaut in denen wir uns verbessern können und das Setup und das Power-Unit-Management an den Charakter der Strecke angepasst", so der Italiener.

Der Baku City Circuit könnte Ferrari in diesem Jahr besonders entgegenkommen. Bisher zeichnete sich die rote Göttin vor allem durch hohe Geschwindigkeit auf den Geraden aus. Mit 2,2 Kilometern Länge hat Baku die längste Gerade im Kalender. Gleichzeitig könnte das auch die Achillesferse Ferraris treffen.

"Baku hat eine sehr lange Gerade, was besondere Anforderungen an den Motor, sowohl an die Teile des Verbrennungsmotors als auch die der Hybrid-Elemente stellt", sagt Binotto. Wenn die Power Unit standhält, stellt sich nur noch die Frage der Vormachtstellung unter den Fahrern in Aserbaidschan.

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Vettel vs. Leclerc: Ferrari-Youngster in Baku der Favorit

Sebastian Vettel war in Baku bisher nicht erfolgreich. Statt mit großen Triumphen verbindet der Kurs am Schwarzen Meer den Heppenheimer eher mit dem bisher größten Fehltritt seiner Karriere. 2017 ließ er sich zu einem Revanchefoul in Form eines Rammstoßes gegen Lewis Hamilton hinreißen. 2018 verzockte er seine Chance auf den Sieg mit einem Verbremser in der Schlussphase.

Auf dem Papier geht Charles Leclerc als heißeres der beiden Ferrari-Eisen ins Wochenende. Der Monegasse zeigte in Baku schon in der Formel 2 außerordentliche Leistungen, als er 2017 am ersten Wochenende nach dem Tod seines Vaters einen Sieg einfuhr. 2018 ging bei ihm auf dem Stadtkurs der Formel-1-Knoten auf, als er im Sauber den sechsten Platz holte.

"Aserbaidschan ist eine meiner Lieblingsstrecken in der Saison", so Leclerc, der nach der Enttäuschung von Bahrain weiter auf der Jagd nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg ist. "Ich liebe es hier einfach und habe hier immer sehr gut performt. Die Regeln dafür sind ziemlich einfach. Du darfst im Rennen niemals den Fokus verlieren, denn beim ersten Fehler landest du in der Mauer."