21 Jahre, 5 Monate und 15 Tage ist Charles Leclerc am heutigen Samstag alt, als er es zum ersten Mal in seiner Karriere auf die Pole Position in der Formel 1 schafft. Mit seiner Bestzeit im Qualifying zum Bahrain GP 2019 macht sich der Ferrari-Pilot zum zweitjüngsten Polesetter der F1-Geschichte. Nur Teamkollege Sebastian Vettel war bei seinem Toro-Rosso-Wunder 2008 früher dran gewesen.

Doch eine komplett neue Hausnummer hat auch Leclerc jetzt aufgestellt. Er ist der erste waschechte, nicht nur wohnhafte, Monegasse, der eine Pole Position in der Königsklasse erzielt hat. Damit nicht genug. Die Pole in der Wüste holte sich der 21-Jährige Shootingstar in Style. Alle drei Segmente hatte Leclerc mit Bestzeit beendet. Am Ende stand erst ein eingestellter, dann ein neuer Streckenrekord in Sakhir.

Charles Leclerc: Australien-Schwäche ausgemerzt

Und das alles, nachdem Leclerc nur genau zwei Wochen zuvor noch hart mit sich selbst ins Gericht gegangen war. "Es geht immer noch besser, insgesamt bin ich aber sehr glücklich mit meiner Runde in Q3. Das war meine Schwäche im ersten Rennen", erinnert sich Leclerc an die junge Vergangenheit in Australien. "Deshalb war ich dort nach dem Qualifying noch enttäuscht. Heute bin ich sehr zufrieden, ich aber alle meine drei besten Sektoren so zusammenbekommen wie ich wollte."

Wiedergutmachung also, noch dazu die erste Pole der Karriere - und das mit Ferrari. Da kann es schon einmal mit einem durchgehen. Leclerc versucht, sich unter Kontrolle zu halten, nicht völlig im Rausch überzuschäumen. "Ich bin voller Emotionen. Ich muss alles versuchen, um cool zu bleiben", sagt er. In der Pressekonferenz ins Leclerc schon wieder völlig professionell, fokussiert.

Kontrollierte Emotion: Leclerc schon im Renn-Fokus

"Denn leider bekommen wir für die Pole Position noch nichts. Die Punkte werden erst morgen vergeben. Das ist viel wichtiger. Was die Performance angeht war es ein großartiger Tag und ein großartiges Wochenende für uns bis hierher. Das Ziel ist jetzt, mich auf das Rennen zu konzentrieren, um das bestmögliche Rennen zu liefern", sagt der Neuzugang unter den Pole-Männern der Formel 1.

Seinen Coup im Qualifying über Sebastian Vettel überraschte Leclercs Teamkollegen nicht. Vettel hatte im Q2 im Verkehr festgesteckt, einen Soft-Satz vergeuden müssen, konnte so im Q3 nur einmal attackieren. "Aber selbst mit einem idealen Tag wäre es heute sehr schwierig gewesen, ihn zu schlagen", lobt Vettel.

Ferrari-Teamorder am Start?

Leclerc gibt die Lorbeeren direkt zurück. "Es hat für uns gut funktioniert mit der ersten Reihe zusammen mit Seb. Er ist ein Wahnsinnsfahrer, ich konnte schon viel von ihm lernen und werde noch viel von ihm lernen. Ich bin happy, dass ich vor ihm stehe", sagt der 21-Jährige.

Doch darf er diese Position auch halten, selbst wenn er könnte? Oder greift gleich am Start zum Rennen morgen eine dieser "50:50"-Situationen, von denen Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in der Vergangenheit gesprochen hatte. Im Zweifel soll Vettel priorisiert werden, sollte zu viel auf dem Spiel stehen. Gerade am Start ist das Risiko bekanntlich immer groß.

"Wir hatten das Meeting vor dem Rennen ja noch nicht. Das weiß ich im Moment also noch nicht", winkt Leclerc ab. Was er aber weiß: "Wenn es nach mir geht, dann werde ich alles tun, um diesen ersten Platz zu halten!" Er wisse jedoch auch darum, dass man ein Team sei, zusammenarbeiten müsse.

Die Rennpace unterdessen stimmt Leclerc für alles, was nach dem Start geschieht, extrem optimistisch. "Ich bin zufrieden mit den Raceruns, die wir gestern gefahren sind, auch auf den Softs", so Leclerc. "Da war es ziemlich eng zwischen mir und Valtteri. Aber ich denke, dass wir da stark sein können."