Schnellste Runde: Was verändert der Bonus-Punkt? (09:41 Min.)

2019 gibt es in der Formel 1 erstmals seit 1959 wieder einen Punkt für die schnellste Rennrunde. Beim Australien GP in Melbourne feierte die neue Regel ihre Premiere. Wer in die Top-10 des Endergebnisses kommt und gleichzeitig die schnellste Rennrunde erzielt, erhält einen Zusatz-Punkt für die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft.

In Australien holte sich Rennsieger Valtteri Bottas den Bonus-Punkt. Der Mercedes-Pilot dominierte das Rennen an der Spitze, hatte genügend Reserven im Auto und hatte zuvor seine Reifen gut schonen können - entsprechend chancenlos waren die anderen Piloten beim Kampf um die schnellste Rennrunde.

Allerdings hätte Ferrari mit einem kleinen Strategie-Kniff sehr wohl in den Kampf eingreifen können. Für Sebastian Vettel und Charles Leclerc ging es gegen Rennende um nichts mehr. Die beiden fuhren auf den Plätzen vier und fünf. Max Verstappen fuhr zu weit vor dem Duo, um dort noch etwas ausrichten zu können, Kevin Magnussen dahinter war zu weit weg, um noch gefährlich zu werden.

Ferrari: Leclerc musste hinter Vettel bleiben

Gegen Rennende schloss zudem noch Leclerc auf Vettel auf, fuhr schließlich direkt hinter seinem Teamkollegen. Ferrari hätte Leclerc aus zwei Gründen zum Stopp holen können: Erstens hätte man damit dafür gesorgt, dass es zwischen Vettel und Leclerc nicht zum Zweikampf kommt - bei dem das Team nichts gewinnen konnte. Zweitens hätte Leclerc mit frischen weichen Reifen in den letzten Runden mit großer Wahrscheinlichkeit die schnellste Rennrunde geholt.

Das erste Argument lässt Ferrari Teamchef Mattia Binotto nicht gelten. "Wir haben uns zehn Runden vor Rennende dazu entschieden, die Positionen zu halten", gesteht der Italiener. "Es gab keinen Grund mehr, ein Risiko einzugehen. Wir sind nicht um den Sieg gefahren, wir wollten beide Autos heimbringen und die Punkte einfahren." Deeskalation war also nicht nötig.

Doch den Extra-Punkt hätte man wohl gerne mit nach Maranello genommen. "Es stimmt, wir hätten das Fenster gehabt, um Charles zu stoppen, damit er die schnelle Rennrunde angreifen kann", sagte Binotto zu Motorsport-Magazin.com.

35 Sekunden Vorsprung hatte Leclerc zehn Runden vor Schluss auf den hinter ihm fahrenden Kevin Magnussen. Ein Boxenstopp hätte rund 22 Sekunden gekostet. Kein Problem also. "Aber wann immer man stoppt gibt es ein Risiko und für uns war es wichtiger, das Auto heimzubringen und die Punkte zu holen", erklärte Binotto die Entscheidung.

Kimi Räikkönen in Bahrain 2018 beim Boxenstopp: Francesco Cigarini wird umgerissen, bricht sich das Bein, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen in Bahrain 2018 beim Boxenstopp: Francesco Cigarini wird umgerissen, bricht sich das Bein, Foto: Sutton

Randnotiz: Francesco Cigarini stand in Melbourne erstmals wieder im Ferrari-Overall beim Reifenwechsel. Der Mechaniker hatte sich 2018 bei Kimi Räikkönens Boxenstopp in Bahrain das Bein gebrochen. Für Räikkönen bedeutete der misslungene Boxenstopp damals das Aus.

"Manchmal gibt es Rennen, in denen man nicht der Beste ist, es aber am Ende wichtig ist, auch da die Punkte zu holen", begründete Binotto die Entscheidung. "Wir werden uns das Rennen aber noch einmal anschauen und letztendlich auch die Entscheidung noch einmal neu beurteilen."