Harte Kritik von FIA Präsident Jean Todt an der Formel-1-Übertragung des deutschen TV-Senders RTL. "Ich habe durch Zufall kürzlich die Übertragung des Großen Preises von Brasilien bei RTL gesehen und wurde dadurch zum maximal frustriertesten Fernsehzuschauer, den man sich vorstellen kann", sagte Todt der Zeitung Welt am Sonntag.

"Weil ich mehr Werbung geliefert bekam als ein Formel-1-Rennen", erklärte Todt und fuhr fort: "In den vergangenen 30 Jahren habe ich es nicht versäumt, einen Grand Prix zu sehen, und ich habe gelernt - auch durch meine RTL Erfahrung: es kommt bei deinem Urteil über Rennen darauf an, wo und wie du einen Grand Prix sehen kannst oder musst."

Der sonst so diplomatische und in seiner Wortwahl sehr vorsichtige Todt geht sogar noch weiter: "Wenn ich ein deutscher Formel-1-Fan wäre und RTL sehen würde, sorry, dann wäre ich über die Formel 1 frustriert."

Seit dieser Saison überträgt RTL die Formel 1 in Deutschland exklusiv, Pay-TV-Sender Sky verlor 2018 die Übertragungsrechte. Während Sky die Rennen aufgrund des Bezahlmodells werbeunterbrechungsfrei zeigen konnte, muss RTL die Übertragung mit Werbung finanzieren.

RTL verteidigt sich gegen Jean Todts Kritik

RTL reagierte einige Stunden nach der Veröffentlichungs des 'WamS'-Berichts mit einem Statement von Manfred Loppe, Sportchef des Kölner Senders: "Wir sind nicht beitragsfinanziert und deshalb müssen wir unser Geld durch Werbung verdienen. Nur so sind wir in der Lage, den vielen Millionen Fans diesen hochattraktiven und entsprechend teuren Sport seit 27 Jahren kostenlos frei Haus liefern zu können - anders übrigens als in vielen anderen Motorsportnationen."

Im Rundfunkstaatsvertrag ist zudem genau geregelt, wie viel Werbung ein TV-Sender überhaupt machen darf. An diese Regeln muss sich auch RTL bei der Formel-1-Übertragung halten. Loppe: "Der Gesetzgeber schränkt die Dauer von Werbung übrigens auf maximal 12 Minuten pro Stunde ein. Entsprechend ist Jean Todts Rechnung nicht richtig."

Noch dazu sei die hohe Qualität des RTL-Programms zur Formel 1 sogar nachweisbar. "Warum der FIA-Präsident sich nun ausgerechnet zum Saisonfinale via Zeitungsinterview mokiert, können wir nicht nachvollziehen, auch vor dem Hintergrund, dass RTL erst vor zwei Jahren im Rahmen einer FIA-Gala zum wiederholten Male als "Broadcaster of the Year" ausgezeichnet wurde", erklärt Loppe.

"Todts Aussage deckt sich auch nicht mit dem deutlichen Anstieg unserer Zuschauerzahlen in diesem Jahr und der großen Wertschätzung, die uns Lizenzgeber Liberty Media entgegenbringt."

Seit der aktuellen Saison gibt es allerdings auch noch ein offizielles Streamingangebot. Auf F1 TV können Fans ein Abo erwerben und alle Sessions live und ohne Werbung sehen.