Im Wirbel um den Clash zwischen Max Verstappen und Esteban Ocon wurden die Gewinner des Formel-1-Rennens in Brasilien fast zur Nebensache. Dabei war das 20. Rennwochenende der Saison für Rennsieger Lewis Hamilton und sein Mercedes-Team ein weiterer Meilenstein in der gemeinsamen Geschichte. Die Silberpfeile gewannen zum fünften Mal in Folge die Konstrukteurs-WM. Der Einzelerfolg Hamiltons kam aber doch etwas unerwartet.

"Es war für mich definitiv ein bisschen eine Überraschung", gestand Hamilton, für den es der zehnte Sieg in der laufenden Saison und der 72. der Karriere war. Der Weltmeister klagte schon früh im Rennen über den Zustand seiner Reifen. Ein Umstand, der auch nach dem Boxenstopp nicht besser wurde und darin resultierte, dass er die Führung an Max Verstappen im Red Bull gegen Rennhälfte verlor.

"Der Boxenstopp kam etwas früh, und dann haben sie uns auf frischen Reifen überholt. Ich konnte nichts dagegen ausrichten", so Hamilton, der außerdem erneut mit technischen Problemen kämpfte. "Die Motorleistung war heruntergedreht." Verstappen hatte mit dem Soft gegenüber Hamiltons Medium-Reifen nicht nur den schnelleren Pneu, der Niederländer hatte auch 15 Runden jüngere Reifen.

Hamilton rettet sich vor Verstappen: Pushte so hart ich konnte

Als Verstappen einmal durch war, schien das Rennen für Hamilton und Mercedes unter diesen Umständen so gut wie verloren. "Ich konnte an ihm dranbleiben, aber er muss in diesem Moment einfach nur verwaltet haben", mutmaßt Hamilton, der dann durch die unglückliche Kollision zwischen Verstappen und dem überrundeten Esteban Ocon die Führung zurückgewann.

"Ich fuhr in der Mitte zwischen den beiden Jungs durch und dachte mir: ah, schön, das ist toll", beschreibt Hamilton die Situation aus seiner Sicht. Verstappen nahm fünf Sekunden hinter ihm das Rennen mit einem beschädigten Auto wieder auf. Wider Erwarten gelang es ihm, in der Schlussphase noch einmal Druck auf Hamilton zu machen.

"Ich pushte so hart ich konnte und versuchte, den Vorsprung zu managen. Aber mit dem Leistungsverlust konnte ich seine Zeiten nicht mitgehen", so Hamilton, der sich anderthalb Sekunden vor Verstappen über den Zielstrich rettete. Während der Weltmeister vielleicht nicht den am härtesten erkämpften Triumph der Saison feierte, sorgte dieser sowie der fünfte Platz von Teamkollege Valtteri Bottas bei Mercedes für die Erfüllung der zweiten großen Mission in diesem Jahr.

Mercedes macht 2018 perfekt: Fünfte Konstrukteurs-WM in Folge

Ferrari hätte 13 Punkte mehr als Mercedes aus Interlagos mitnehmen müssen, präsentierte sich allerdings vom Start weg zahnlos. Mercedes ließ sich die Chance nicht entgehen, ein Rennen vor dem Finale auch auf die Konstrukteurs-WM den Deckel zu machen. "Hinter uns liegt ein sehr hartes Jahr und jeder im Team hat hart gekämpft, härter als je zuvor und wir sind so geschlossen wie noch nie", sagt Hamilton.

Für Hamilton selbst war der Gewinn der fünften Fahrer-WM zweifelsohne das persönliche Highlight. Doch sowohl für ihn als auch für Mercedes-Teamchef Toto Wolff war die Mission 2018 erst mit dem Gewinn des Herstellertitels wirklich erfüllt. "Wir beide waren noch nicht ganz zufrieden. Denn wir hatten uns zum Ziel gesetzt, beide Titel zu gewinnen. Deshalb hat er heute so hart gekämpft, weil er es mit einem Erfolgserlebnis abschließen wollte: er wollte das Rennen und die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft für das Team gewinnen", sagt der Österreicher.

Zusammen mit Hamiltons vier WM-Titeln seit 2014 sowie Nico Rosbergs WM-Gewinn 2015 war es für Mercedes das fünfte double an WM-Titeln in Folge. Damit stellten die Silberpfeile die Siegesserie von Michael Schumacher und Ferrari ein, die zwischen 2000 und 2004 jeweils beide WM-Titel nach Maranello holten. "Wer hätte vor acht Jahren zu Beginn dieser Mission gedacht, dass dies möglich sein könnte? Wenn mir damals jemand von diesem Rekord erzählt hätte, hätten wir ihn für verrückt erklärt. Und jetzt stehen wir heute hier und haben den Rekord von Ferrari aus den Schumacher-Jahren eingestellt", sagt Wolff.

Rosberg lobt Mercedes, Hamilton will mehr

Lob kam nicht nur vom ehemaligen Ferrari-Erfolgsteamchef und heutigen FIA-Präsidenten Jean Todt. Auch Nico Rosberg streute seinem ehemaligen Team für den Erfolg in diesem Jahr Rosen. "Es war eine riesen Leistung von Mercedes, weil das Auto von Ferrari war dieses Jahr sehr oft einfach besser", sagt der Formel-1-Rentner in seinem Video-Blog. "Das war der härteste Kampf in Sachen Konstrukteurs-WM, aber auch so eine starke Teamleistung."

Auf diesem neuen Zenit soll für Mercedes längst nicht Schluss sein. Hamilton möchte in Zukunft nicht nur Michael Schumachers, sondern auch Ferraris Bestmarken attackieren: "Ich bin sehr stolz auf die harte Arbeit eines jeden hier und stolz, dass ich ein Teil davon sein und dazu beitragen konnte, ihren fünften WM-Titel zu gewinnen. Es ist erstaunlich und ich will weiter versuchen, Mercedes voranzubringen und zum erfolgreichsten Hersteller aller Zeiten machen."