Sauber holt in Mexiko dicke Punkte, für Mittelfeld-Verhältnisse in der Formel 1 zumindest. Charles Leclerc fährt mit Platz sieben gleich vier Punkte ein, und Marcus Ericsson steuert dank Platz neun noch zwei bei. Damit hat Sauber in der Team-WM endlich Toro Rosso überholt, jetzt haben sie drei Punkte Vorsprung.

Allerdings hatte Sauber vor dem Rennen in Mexiko große Sorgen bezüglich der Strategie. Leclerc und Ericsson starteten zwar von den Startplätzen neun und zehn, mussten aber mit den filigranen Hypersoft-Reifen losfahren. Die Strategieabteilung befürchtete, von den weiter hinten startenden Fahrern auf härteren Reifen gleich eingeholt zu werden und dadurch aus den Punkten zu fliegen.

Also wurde vor dem Rennen bereits vorausgeplant. Ein Sauber sollte vorne wegfahren und früh wechseln. Der andere sollte den ersten Stopp lange hinauszögern und dadurch die Fahrer auf besseren Reifen aufhalten. Damit sollten die maximalen Punkte für das Team gesichert werden.

Formel-1-Opferlamm Ericsson spielt in Mexiko Zugführer

Leclerc gewann den Start in Mexiko, danach fuhren er und Ericsson vorne weg. Lange hielten die Hypersoft wie erwartet nicht. Nachdem er es so lange wie möglich hinausgezögert hatte, kam Leclerc in Runde 13 an die Box und wechselte auf Supersoft-Reifen.

Ericssons Reifen waren ebenfalls am Ende - aber er musste weiterfahren, um Perez, Magnussen und Grosjean aufzuhalten. "Ich wollte schon Runden früher an die Box kommen, weil ich wusste, dass ich mein Rennen wegwerfe", erklärt Ericsson. "Aber für Charles und für das Team musste ich die Autos hinter mir halten und versuchen, eine Lücke aufzufahren."

"Ich war richtig heiß im Auto", sagt Ericsson zu Motorsport-Magazin.com. "Das war richtig, richtig frustrierend, um es nett auszudrücken." Aber trotzdem folgte er den Anweisungen: "Ich weiß, wir müssen für das Team arbeiten. Trotzdem, es ist etwas extrem. Ich dachte, ich habe mein Rennen weggeworfen."

Leclerc schwitzte: Glaubte nur 3 Runden Hypersoft möglich

Die Sauber-Strategie ging in Mexiko zuerst einmal für Charles Leclerc auf. Er war sich vor dem Mexiko-GP gar nicht mal sicher, ob es überhaupt irgendetwas bringen würde. "Ich dachte, dass wir maximal drei Runden auf dem Hyper schaffen würden. Vor dem Rennen hatte ich viel Angst wegen der Strategie", so Leclerc.

Dann der Start - und es ging für Leclerc alles gut. "Als wir 13 Runden geschafft haben, war ich nicht mehr so besorgt", sagt Leclerc. "Ich wusste, es ging nur darum, die Reifen zu managen." Die Haas-Fahrer konnte ihn nach ihren Boxenstopps nicht mehr einholen. Nur Sergio Perez schloss nach seinem Boxenstopp gleich wieder zu Leclerc auf

Perez und Leclerc duellierten sich dann für ein paar Runden, bevor Leclerc das Glück zur Hilfe kam. Bei Perez gingen die Hinterbremsen kaputt, er musste sein Auto abstellen. Leclerc hatte aber auch so keine Sorgen mehr.

"Ohne den Defekt hätten sie wohl noch einmal stoppen müssen", vermutet Leclerc nach dem Rennen. Perez hatte Ultrasoft aufgezogen, Leclerc Supersoft. Über die Ultras meint er: "Es war sehr schwer, das Rennen auf diesem Reifen zu beenden. Also wollte ich nicht wirklich viel Zeit mit diesem Kampf verschwenden."

Ericsson kämpft sich in die Punkte: Bestes Rennen der Formel-1-Karriere

Marcus Ericsson war inzwischen nach seinem Stopp ganz ans Ende des Formel-1-Feldes zurückgefallen. Der überlange Stint auf den toten Hypersoft-Reifen war da nur ein Faktor. Der Reifenwechsel ging auch noch schief.

"Wir hatten links vorne ein Problem, sie bekamen es nicht rauf, mussten es wieder herunter nehmen und wieder raufgeben. Ich glaube, der Stopp hat zwölf Sekunden gedauert", so Ericsson. Ein Albtraum. Als er wieder aus der Box kam, mit 15 Sekunden Rückstand auf den letzten Platz, da war er sich sicher: "Es ist vorbei."

Ericsson gab aber nicht auf, zog sein Tempo an und versuchte eine Lücke aufzufahren. Er schaffte es und lag in Runde 44 wieder in den Punkten, aber nun hatte er Esteban Ocon und beide Toro Rossos im Nacken. Die waren eben erst an die Box gekommen.

Ericsson musste sich für 30 Runden breitmachen und zugleich seine Reifen schonen. Wider seiner eigenen Erwartungen war er damit erfolgreich: "Ich konnte sie trotzdem hinter mir halten, keine Ahnung wie, aber ich bin wirklich, wirklich glücklich darüber." Platz neun wurde es am Ende, dank des Ausfalls von Daniel Ricciardo.

Marcus Ericsson hielt in Mexiko dem Druck von hinten stand, Foto: Sutton
Marcus Ericsson hielt in Mexiko dem Druck von hinten stand, Foto: Sutton

Danach schwärmt Ericsson vom Rennen. "Ich glaube, das war eines der besten Rennen meiner Formel-1-Karriere. Ich bin sehr stolz darauf. So wie ich gefahren bin, die Autos auf frischeren Reifen hinter mir gehalten habe und meine Strategie fürs andere Auto geopfert habe. Trotzdem auf Platz neun ins Ziel zu kommen, da bin ich sehr, sehr stolz drauf."

Sauber gegen Toro Rosso: Kampf um P8 in der Team-WM

Die Plätze sieben und neun in Mexiko reichten für Sauber, um in der Team-WM der Formel 1 endlich an Toro Rosso vorbeizuziehen. Zwei Rennen vor Saisonschluss hat Sauber drei Punkte Vorsprung.

Leclerc hat in Mexiko die meisten Punkte geholt, aber Ericsson meint: "Ich glaube, da habe ich auch viel dafür getan. Hartley und Gasly waren ziemlich stark im zweiten Stint, sie konnten nur nicht an mir vorbei."

Und Leclerc selbst meint zum WM-Kampf: "Es ist eine Riesensache, besonders für das Team, weil es da um viel Geld für sie geht." Er mahnt aber auch: "Es kommen noch zwei Rennen, wir müssen sicherstellen, dass sie hinten bleiben. Aber unsere aktuelle Form ist gut, hoffentlich können wir die halten."