Daniel Ricciardo befindet sich momentan wohl in der bisher schwierigsten Phase seiner Formel-1-Karriere. Gegen Max Verstappen sieht er bei Red Bull kein Land mehr und die anfälligen Renault-Motoren sind alles andere als ein Vorbote auf eine verheißungsvolle Zukunft im Werksteam der Franzosen. Dorthin verschlug es den Australier, weil die Türen bei Mercedes und Ferrari für ihn verschlossen blieben.

Bei den beiden absoluten Top-Teams hatte man schlichtweg keinen Bedarf für den siebenfachen Grand-Prix-Sieger. Mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel haben Mercedes beziehungsweise Ferrari bereits ihre WM-Kandidaten am Start, bei der Scuderia soll mit Charles Leclerc ab 2019 das nächste Supertalent zur Titelreife geführt werden. Ricciardos Zukunft heißt Renault - obwohl er glaubt, selbst das Kaliber eines Weltmeisters zu haben.

"Die ehrgeizige Seite von mir wird glauben, dass ich der Beste bin", so Ricciardo. "Und in diesem Auto [Mercedes], wenn ich es mal versuchen dürfte, könnte ich dieselben Dinge vollbringen", ist er überzeugt, einem Hamilton mit identischem Material durchaus das Wasser reichen zu können. Was jedoch nicht heißen soll, dass er dem viermaligen Weltmeister seine Erfolge nicht zugesteht.

Ricciardo lobt Hamilton: Respekt und Anerkennung für den Weltmeister

"Ich erbringe ihm definitiv allen Respekt. Ich denke, er war ziemlicher Wahnsinn, in der Lage für das zu sein, was er für den Großteil der vergangenen Dekade regelmäßig auf der Strecke gezeigt hat", lobt Ricciardo die Leistungen des 71-fachen Grand-Prix-Siegers und Pole-Position-Rekordhalters.

Seit seinem Wechsel zu Mercedes schießen die Zahlen in Hamiltons Statistik unaufhaltsam in die Höhe. 50 Siege und 55 Poles erzielte er für das Werksteam des deutschen Automobilherstellers bisher. Ricciardo ist vor allem davon beeindruckt, wie der Brite seine Erfolgsgeschichte schreibt.

"Er hat abseits der Strecke sein eigenes Ding gemacht. Ein Leben wie er zu führen und immer noch solch eine Performance beizubehalten, dafür hat er meine volle Anerkennung", sagt der 29-Jährige. Bis Ferrari und Sebastian Vettel auf den Plan traten, hatte Hamilton im unantastbaren Mercedes beim einen oder anderen den Ruf des Sonntagsfahrers, dem außer Konkurrenz der Titel in den Schoß fällt.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Mexiko GP (07:02 Min.)

2018 für Ricciardo der Beweis: Hamilton nicht nur wegen Mercedes Weltmeister

Ricciardo sieht diese Sichtweise mittlerweile widerlegt. "Ich denke, dieses Jahr haben die Leute realisiert, dass du ein schnelles Auto haben musst und trotzdem dazu in der Lage sein musst, Woche um Woche abzuliefern", so der Australier, der diese Erkenntnis an seinem ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen festmacht.

"Seb hatte für den Großteil des Jahres ein schnelles Auto, aber wenn du um den Titel kämpfst ist es dieses eine Prozent, das Lewis häufiger als er herausgeholt hat. Das ist es, was die Pace in der Weltmeisterschaft jetzt diktiert", sagt er in Hinblick auf Hamiltons Momentum, das die WM in den Rennen nach der Sommerpause entschieden hat.

"Das Talent und den Speed hat er immer gehabt. Aber wie er dieses Level an hoher Intensität und Einsatz hält, ist ziemlich stark und ich habe sicherlich kein Problem damit, ihm dafür zu applaudieren. Er verdient es, und wenn er diesen fünften WM-Titel dieses Jahr holt, hat er es zu 100 Prozent verdient", streut Ricciardo seinem Rivalen Rosen.