Die Aufgabe für Sebastian Vettel ist gewaltig. In Austin am kommenden Wochenende. Und in den folgenden drei Formel-1-Rennen 2018. Eine klare Mission Impossible. Die 'Mission Winnow' - seit Japan von Overalls bis Verkleidung überall bei Ferrari zu sehen - allein reicht nicht mehr.

Im Gegenteil: In den USA hat WM-Rivale Lewis Hamilton den ersten Matchball gegen Vettel. Aus eigener Kraft kann der Deutsche die Entscheidung durch einen solchen Sieg in Austin (oder ein Ergebnis nur maximal sieben Punkte schlechter als Hamilton) nur noch vertragen, aber nicht mehr zu seinen Gunsten herbeiführen. Auch nicht durch vier Siege bis Saisonende.

Sebastian Vettel in Austin: Es ist (nicht) einfach

Diese Realität ist Vettel sehr bewusst. "Es ist doch ganz einfach. Also ... es ist nicht einfach, dass wir es hinkriegen", sagt Vettel vor dem Rennen in Texas, kann sich einen kleinen Lacher trotz ernster Lage nicht verkneifen. "Aber so, wie es im Moment steht, liegt es nicht komplett in unserer Hand und wir konzentrieren uns nur auf das, was in unserer Hand liegt."

Sprich: Den Sieg im Rennen am Sonntag. Und die Siege an den drei Rennsonntagen danach. "Es ist schwer genug, die nächsten vier Rennen perfekt zu absolvieren und idealerweise alle zu gewinnen", sagt Vettel. "Aber selbst dann weiß auch jeder, dass es nicht mehr an uns hängt, sondern auch an den anderen. Ob die dann mitspielen, wird sich zeigen. Aber für uns ist es wichtig, dass wir schauen, alles aus uns rauszuholen", schildert Vettel seine sehr simple Herangehensweise.

Vettel: Ferrari ist der Speed verloren gegangen

Doch ganz so einfach ist diese eben gar nicht, schaut man nur die vergangenen Wochen an. Alles herausgeholt haben zuletzt weder Ferrari noch Vettel selbst. Seit Sommerpause taumeln die Scuderia und ihr Spitzenfahrer, Mercedes und Hamilton haben die Macht in der Formel 1 ganz klar an sich gerissen.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem USA GP: (08:14 Min.)

Dieser Tatsache verschließt sich Sebastian Vettel nun kein Stück weit mehr. In Austin spricht der Deutsche erfrischend deutlich an, woran es haperte, nimmt sich dabei selbst nicht aus. "Wir hatten unsere Schwierigkeiten und unsere Dinge, mit denen wir zu kämpfen hatten und es ist uns mit Sicherheit in den letzten Wochen ein bisschen der Speed verloren gegangen", sagt Vettel. "Und ich denke, dass das ausschlaggebend dafür war, dass wir nicht ganz dagegenhalten konnten."

Wetter für Vettel keine Ausrede: Zu viele Fehler - auch von mir

Ausreden will Vettel ganz bewusst nicht suchen, wehrt sich etwa dagegen, einem 2018 oft mitmischendem äußeren Faktor die Schuld an der Misere zu geben. "Du kannst jetzt nicht anfangen, die Schuld beim Wetter zu suchen. Es hat hier und da nicht geholfen, aber das ist teil des Spiels. Du musst damit zurecht kommen und andere haben das vielleicht besser geschafft", so Vettel. Auch in Austin wieder ein Problem? Immerhin ist Regen angesagt. "Ich denke nicht, dass der Regen generell ein Problem für uns ist. Wenn unser Auto schnell ist, dann ist es schnell im Trockenen und im Nassen", wehrt sich Vettel.

Nicht verteidigt er unterdessen auch eigene Fehler - oder wehrt sich zumindest nicht dagegen, sie einzugestehen. Denn am Ende sei es auch nicht nur der abhanden gekommene Speed gewesen, der zu der jetzt so aussichtslosen Lage geführt habe, so Vettel. "Man kann da viel nach Ausreden suchen und so weiter. Aber ich denke uns - auch mir - ist der eine oder andere Fehler passiert", gesteht Vettel.

Vettel sieht Teufelskreislauf: Zu wenig Speed = mehr Risiko = mehr Fehler

Doch sei das insgesamt auch eine Folge des fehlenden Speeds der vergangenen Wochen. "Unter dem Strich waren wir nicht schnell genug und konnten nicht gut genug dagegenhalten. Und ich glaube, dadurch muss man auch hier und da ein gewissen Risiko eingehen. So kam dann eins zum andern. Unter dem Strich tut man sich eben schwer wenn man nicht schnell genug ist", skizziert Vettel den Teufelskreislauf.

Noch dazu soll der Rückhalt im Team für Vettel nicht der Beste sein, wie kritische Töne im Fahrerlager immer wieder aufkommen. Davon hält der Deutsche wenig, weicht in Austin Nachfragen dazu allerdings weitgehend aus. "Mit Sicherheit waren die Ergebnisse nicht alle so gut, wie wir sie uns gewünscht hätten. Klar, von Außen wird das dann immer so oder so eingeschätzt. Aber wichtig ist, was intern passiert. Ich glaube, es ist nicht richtig, dass man dann von Außen versucht, immer alles genau zu verstehen", sagt Vettel.

Mangelnder Ferrari-Rückhalt? Lassen uns nicht unterkriegen!

"Ergebnisse und Punkteausbeute waren in den letzten Wochen nicht gut für uns. Aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen." Ausgerechnet in seinem Titelrivalen Lewis Hamilton fand Vettel zuletzt einen Advokaten gegen scharfe Kritik in der Presse. Der Brite hatte via Instagram mehr Respekt für Vettel eingefordert. Auch Social-Media-Verweigerer Vettel war das nicht ganz entgangen. Seine Reaktion: "Der Respekt war immer da zwischen uns. Auch wenn wir sehr verschieden sind."

In Austin wird es spätestens auf der Strecke aber wieder vorbei sein mit den Nettigkeiten zwischen den Titelrivalen. Vettels Schlachtplan für das Rennen in den USA jedoch ist ausgesprochen simpel. "Aus unserer Sicht ist es ganz einfach. Wir müssen schauen, dass wir alles zusammenbringen und ein perfektes Wochenende hinbringen", erklärt Vettel. Doch genau das ist zugleich ausgesprochen schwer. Auch nur im Ansatz perfekt lief es bei den Roten seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr.