Beim Japan GP blickt alles auf das WM-Duell von Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Doch auch im Mittelfeld der Formel 1 geht es richtig ab. In der Konstrukteurswertung bekriegen sich nach wie vor Renault und Haas F1 um Platz vier. Zuletzt rückten die US-Amerikaner den Franzosen in Russland wieder näher, bis auf elf Punkte.

Ein Kampf bis vor Gericht: Geht die inzwischen formal für den 1. November 2018 terminierte Gerichtsverhandlung rund um Romain Grosjeans Disqualifikation in Monza - Renault hatte gegen einen illegalen Unterboden erfolgreich protestiert, Haas Einspruch eingelegt - vor dem Court of Appeal der FIA gut für das US-Team aus, wäre es auf einen Schlag sogar noch enger. Haas würde acht Punkte zurückgewinnen, Renault zwei verlieren. Das würde so gut wie Gleichstand bedeuten.

Haas will Renault ohne Punkte für Widerspruch schlagen

Doch Haas interessiert sich ohnehin kaum dafür. Man sieht diese Punkte nur noch als angenehmen Bonus, will Renault unbedingt auch so schlagen. "Das liegt nämlich mehr in unserer Kontrolle als in der Kontrolle anderer", sagt Teamchef Günther Steiner vor dem Japan GP in Suzuka."Auf der Strecke können wir als Team einen Unterschied machen."

Aufzuholen seien die elf Punkte gegen Renault in den mit Japan noch ausstehenden fünf Rennen auf jeden Fall noch leicht. Rein rechnerisch muss Haas tatsächlich gerade einmal etwas mehr als zwei Punkte pro Rennen abfeilen. Was Haas so optimistisch stimmt, ist der Trend, vor allem bei Renault. "Es sieht so aus als wären sie nirgendwo hingelangt", sagt Steiner mit einer spitze auf die Entwicklung Renaults.

Japan: Renault ohne Updates, Haas legt noch nach

Tatsächlich fahren den Franzosen zunehmend viele Konkurrenten immer mehr um die Ohren. Haas ohnehin, doch inzwischen haben sich auch Force India und Sauber eingereiht. Eine Situation, die jüngst auch Nico Hülkenberg und Renault-Berater Alain Prost klare Worte finden ließ. Von Rückschritt über verschlafenes Entwicklungsrennen bis einem einfach zu langsamen Boliden reichte die Kritik.

Noch dazu plant Renault keine nennenswerten Updates mehr, konzentriert sich jetzt auf 2019. Anders Haas. "Wir haben noch immer ein paar kleine Sachen, die kommen. Wir haben hier etwas und werden in Austin noch etwas bringen", berichtet Steiner. 2019 werde darunter nicht leiden, versichert der Tiroler. "Wir haben uns immer an unseren Plan gehalten."

Haas hofft: Sauber stiehlt Renault Punkte

Doch ist es ohnehin nicht nur das, was Haas optimistisch stimmt, Renault noch abzufangen. Insbesondere nach dem Eindruck des Russland GP gibt es jetzt einen weiteren Faktor, der gegen die Franzosen helfen soll: Sauber-Fahrer Charles Leclerc. "Ich war etwas überrascht, wie schnell Charles war. Wenn er so schnell bleibt, ist es gut. Sie werden [Renault] Punkte wegnehmen", hofft Steiner. "Aber sie hatten ein paar Höhen und Tiefen, wir müssen schauen wie konsistent das ist."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Japan GP: (07:37 Min.)

Angst, dass Sauber nicht nur Renault Punkte stiehlt, sondern wir in Russland auch Haas und damit deren Aufholjagd bremst, hat Steiner nicht. "Solange wir durchgehend Punkte anschreiben, brauchen wir ja gar nicht viele", erklärt der Haas-Teamchef angesichts des nur kleinen Rückstands. "Und ich hätte es lieber, wenn Sauber punktet als Renault. Manchmal läuft es für dich, manchmal gegen dich. Aber sie könnten zwischen uns und Renault sein", hofft Steiner. "Hoffentlich sind wir nächstes Mal schneller als er und er ist schneller als Renault."

Racing Point Force India der neue Gegner

Mehr Sorgen bereitet Steiner Racing Point Force India. Den pinken Boliden traut der Tiroler eher als Sauber zu, nicht nur zwischen seinem Team und Renault zu landen, sondern auch vor dem US-Team. "Es ist jetzt ein Wettbewerb zwischen ihnen und uns", meint Steiner zum neuem Duo, das sich sportlich - nicht in der WM - um P4 streitet. Noch so eine Spitze gegen Renault.

"Kevin hat sie im Qualifying geschlagen, das zeigt, dass wir da schneller sind. Aber im Rennen waren sie etwas schneller. Aber nicht genug, um uns zu überholen. Sie waren nah dran, aber nicht nah genug. Sie sind jetzt aber auf Augenhöhe mit uns", warnt Steiner. Sergio Perez sieht sein Team sogar leicht vorne. "Racing Point!", kommt seine Antwort auf die aktuelle Nummer eins im Mittelfeld wie aus der Pistole geschossen.

Perez: Racing Point neuer Chef im Mittelfeld

Aber es sei durchaus weiter eng, teilweise streckenabhängig. "Sauber war letzte Rennen auf jeden Fall eine große Überraschung", meint der Mexikaner. "Aber wenn wir alles perfekt zusammenbekommen hätten, dann wäre wir in Russland auch Best of the Rest gewesen. Ich denke, dass wir gerade das viertbeste Auto haben. Der Mittelfeldkampf ist klasse. Wenn in der Formel 1 die ganze Startaufstellung wäre wie das Mittelfeld, dann wäre das ein großartiger Sport zum Zuschauen."