Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley schlittert in seiner ersten vollen Formel-1-Saison von einer Enttäuschung in die nächste. In Silverstone nahm der Rookie nach seinem heftigen Unfall im 3. Freien Training weder am Qualifying noch am Rennen teil. Der ehemalige Porsche-Werkspilot nimmt es mit Galgenhumor.

"Als ich am Sonntag aufwachte, war ich bereit für das Rennen. Ich spürte fast keine Nachwirkungen von dem Unfall. Das hat mich überrascht nachdem ich die Wiederholung gesehen hatte und wie spektakulär es aussah", so Hartley. Der durch einen Defekt verursachte Abflug war sein dritter schwerer Unfall in diesem Jahr.

"Tatsächlich war der Einschlag nicht so heftig wie in Kanada und Barcelona", erklärt der 28-Jährige. In Spanien war Hartley durch einen Fahrfehler in der ultraschnellen Kurve elf abgeflogen und hatte seinen STR13 komplett zerstört. In Montreal war er in der ersten Runde in einen Unfall mit Lance Stroll verwickelt, der wiederum von einem Fahrfehler des Williams-Piloten ausgelöst wurde.

"Ich denke, ich habe die Top-3 Unfälle in dieser Saison jetzt schon sicher", scherzt Hartley, der angesichts seiner problematischen ersten Saisonhälfte auf Besserung hofft, ja hoffen muss: "Ich hoffe, dass so etwas nicht noch einmal passiert." Denn auch abgesehen von diesen teils unverschuldeten Unfällen steht er im Vergleich zu Teamkollege Pierre Gasly nicht sonderlich gut da.

Hartley beteuert: Großteil der Fehlschläge nicht mein Verschulden

Der Franzose sammelte bereits 18 WM-Punkte und brillierte zudem mit einem vierten Platz in Abu Dhabi. Hartley hingegen kann nur auf einen mageren Zähler aus Barcelona zurückblicken. "Ich bleibe optimistisch. Fast schon überraschend nachdem was ich in den letzten Rennen erlebte habe", sagt Hartley.

"Der Großteil der schlechten Resultate in den letzten paar Monaten lag nicht in meiner Macht", beteuert der Pechvogel, der bei seinen Förderern von Red Bull in der ersten Saisonhälfte aufgrund ausbleibender Resultate schon auf dem Prüfstand war. Dr. Helmut Marko zeigte sich jedoch gnädig und ließ ihn im Cockpit.

"Ich fühle mich immer noch stark, bin guter Dinge und bereit, dieses Wochenende in Angriff zu nehmen", so Hartley im Hinblick auf das Rennen in Hockenheim. "Ich freue mich darauf. Es ist eine tolle Rennstrecke mit viel Geschichte, auch wenn es nicht mehr dasselbe ist wie vor vielen Jahren, als man durch den Wald fuhr."

Für die Konstrukteurs-WM ist es unabdingbar, dass auch Hartley für Toro Rosso in der zweiten Saisonhälfte in die Punkte fährt. Sauber hat in drei der letzten vier Rennen gepunktet und liegt nur noch drei Zähler hinter Red Bulls Juniorteam. " Wir haben alle gesehen, dass es von Platz sieben bis ans Ende des Feldes ein extrem harter Kampf ist", weiß auch der amtierende WEC-Champion.

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Deutschland GP: (07:51 Min.)

Hartley will mehr Punkte holen: Müssen in Bestform sein

"Wenn es uns gelingt zwei Zehntel mehr aus dem Auto zu kitzeln, egal in welchem Bereich der Entwicklung, könnte das bedeuten, dass wir ein paar Punkte mehr sicherstellen - oder eben auch nicht. Wir müssen in Bestform sein und alles zusammenbringen in den kommenden Tagen." Die Weiterentwicklung wurde zuletzt vor allem wieder von Honda gefordert.

Nachdem die japanische Power Unit zu Beginn noch regelmäßig Top-10-fähig war, fiel Toro Rosso im Mittelfeld zuletzt wieder etwas zurück. "Es waren immer Updates geplant, eines davon haben wir schon bekommen und ich weiß, dass noch mehr in der Pipeline ist", so Hartley. Honda brachte bisher nur in Kanada ein großes Motorenupdate.

Saubers heißer Atem kein Extra-Druck für Honda

Die japanischen Ingenieure haben aber nach wie vor freie Hand, was das Timing für weitere Updates angeht. "Ich habe nicht gesehen, dass jetzt mehr Druck herrscht. Natürlich nehmen wir alle Performance-Steigerungen, die wir bekommen können. Aber so wie das Team arbeitet, als Kollektiv mit Toro Rosso und Honda, geht alles in die richtige Richtung."

Generell ist er aber der Ansicht, dass Toro Rosso 2018 ohnehin schon mehr erreicht hat, als dem Team bei Bekanntgabe der Partnerschaft mit Honda zugetraut wurde. "Es war von den ersten Runden der Barcelona-Tests an wirklich ein positiver Start. Viele hatten uns abgeschrieben, bevor die Saison überhaupt begonnen hatte", so Hartley.