Endlich ist es raus: Lewis Hamilton und Mercedes machen in der Formel 1 zwei weitere Jahre gemeinsame Sache. Das gab der Rennstall vor dem Deutschland GP offiziell bekannt. Nach den ersten Aussagen Hamiltons und Toto Wolffs in der entsprechenden Aussendung stellte sich der Brite am Donnerstagabend in Hockenheim schließlich noch der versammelten Presse. Es wurde zur erwartet langen Session.

Fragen zum Vertrag dominierten die Medienrunde, klar. Echte, konkrete Details zum neuen Kontrakt rund um die kolportierten 40 Millionen Euro Jahresgehalt für Lewis Hamilton förderte das aber nicht wirklich zutage. Eher schmückendes Beiwerk. Wirklich interessant wurde es erst, als es um Aussagen Sebastian Vettels ging, zuvor in Hamiltons Wohnzimmer Silverstone den Sieg gestohlen zu haben. Hamilton setzte einen starken Konter gegen diese kleine Stichelei seines Erzrivalen.

Aber der Reihe nach. "Nein, ich habe es euch schon vor Ewigkeiten gesagt, aber ihr wolltet ja nie zuhören!" So winkte Hamilton erstmal deutlich auf Nachfragen ab, ob er je Zweifel an seiner Verlängerung mit Mercedes gehegt habe. Genauso habe es zu keinem Zeitpunkt Kontakt mit anderen Teams gegeben, entgegen unzähliger Ferrari-Gerüchte.

Auch hier betonte Hamilton nochmals: "Ich habe vom ersten Tag an gesagt, dass ich mich nirgendwo anders umsehe. Ich spreche mit keinem anderen, schaue nicht nach anderen Optionen. Ich spiele kein Spiel mit euch." Ganz im Gegenteil. Mit Mercedes - insbesondere dem Teamchef und Geschäftsführer - sei es extrem kollegial zugegangen.

"Toto ist echt ein großartiger Mensch und ein klasse Manager. Wir haben eine tolle Beziehung. Klar hatten wir Höhen und Tiefen, aber die hat jede Beziehung. Ich schätze es sehr, dass Toto so geduldig mit mir war. Die meisten Leute hätten mir nicht so viel Zeit gegeben, wie ich mir genommen habe. Das zeugt von dem großen Vertrauen zwischen uns. Während ich wusste, dass es Fahrer gibt, die ihn anrufen, was ich nur erwarte, vertraue ich auch darauf, dass er nicht an etwas anderes denkst, sodass wir uns die Zeit lassen konnten" schwärmt Hamilton.

Doch genau dieses Zeitlassen sorgte erst für die ewigen Gerüchte? Warum also überhaupt so lange Warten, wenn er doch ohnehin immer gewusst haben will, verlängern zu wollen? "Ich hatte einfach keine Eile und wollte mir bei einer so großen Entscheidung Zeit lassen", sagt Hamilton genauso allgemein wie in all den Wochen zuvor. Neue Details nennt er nicht. "In meinem Kopf war diese Vertragssache sowieso vor Ewigkeiten erledigt. Es ging nur noch um Formalitäten und darum, den Stift aufs Papier zu setzten", so Hamilton weiter.

Gewisse Rahmenbedingungen, wie Vereinbarungen zu PR-Aktivitäten und Co., dürften darunter fallen. Hamilton im Scherz über einen weiteren Grund für die Verzögerungen seines nur dritten Vertrages mit Mercedes: "Die Anwälte lassen die Dinge immer eine Weile länger dauern als es nötig wäre! Ich und Toto sind schnell gewesen!"

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Deutschland GP (07:51 Min.)

Doch warum nun genau zwei Jahre? "Wollte ich persönlich", berichtet Hamilton. "Wir haben auch über drei gesprochen, aber in der F1 verändern sich die Dinge gerade ziemlich", ergänzt Hamilton mit Blick auf die komplette Revolution 2021, dem ersten Jahr, für das Hamilton nun nicht vertraglich gebunden ist. "Deshalb ergab es für mich keinen Sinn, mich dem Unbekannten zu verschreiben", erklärt Hamilton. "Eine strategische Entscheidung für mich selbst."

Keine Rolle gespielt habe jedenfalls der wichtigste Rekord in der Formel 1 überhaupt: Michael Schumachers sieben WM-Titel. Mit seinem neuen Vertrag kann Hamilton diesen nun maximal egalisieren. "Für mich ist das gerade eine unvorstellbare Zahl. Es macht keinen Sinn zu denken, dass du von jetzt an bis zum Ende des Vertages jede einzelne WM gewinnst. Das Ziel ist es, aber es ist der Traum, das perfekte Szenario", so Hamilton.

Ohnehin ist für den Briten der neue Vertrag nur wegen der Bekanntgabe nun gerade keine ganz so brennende Angelegenheit. "Für mich ist es diese Woche nichts wirklich Neues", so Hamilton nochmals über seine bereits vor Wochen gereifte Entscheidung. "Es ist nur cool, dass es jetzt passiert ist, aber es hatte keine Wirkung auf mich", so Hamilton auf eine Nachfrage, ob der Vertrag nun geholfen habe, über die bittere Niederlage beim Heimrennen hinweggekommen zu sein.

Genau das führt nun schließlich zum eingangs genannten Blitzezucken zwischen Hamilton und Vettel. Auf Rache, jetzt seinerseits den Sieg beim Heimrennen des Rivalen zu stehlen, sinne er in Hockenheim nicht. "Diese Mentalität habe ich nicht. Aber natürlich will ich hier gewinnen, denn wir haben dieses Jahr nicht genug Rennen gewonnen", winkt Hamilton ab.

Damit spielt er bereits auf Sebastian Vettel an. Dessen Einstellung scheint eine andere, stichelte der Ferrari-Pilot jüngst noch selbst, ausgerechnet im Wohnzimmer Hamiltons gewonnen zu haben. Von derlei Bemerkungen hält der Brite nichts, setzt den Konter gegen Vettel: "Ich habe gehört, dass da etwas gesagt wurde. Ich sehe das als Schwäche. Die Notwendigkeit, sowas überhaupt zu sagen … Ich komme damit klar, das beeinträchtigt mich nicht oder was auch immer. Schön für ihn. Wenn wir dieses Wochenende den besseren Job machen, dann wird es nicht so sein, dass wir es bei seinem Heimspiel gemacht haben oder irgendwie sowas. Das ist wirklich nicht nötig."