Helmut Marko: Max Verstappen muss Geduld lernen: (03:50 Min.)

Max Verstappen ist die tragische Figur der bisherigen Formel-1-Saison 2018. Schon in den Vorjahren lieferte der Superstar von Red Bull Racing Schlagzeilen, geriet weit mehr als einmal in Konflikt mit anderen Fahrern. Doch zeigte er auch formidable Leistungen. Anders 2018. Aktuell geht es einzig und allein um Fahrfehler, Kollisionen und übereifrige Aktionen.

Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com wehrte sich Verstappen selbst bereits dagegen, in einer Krise zu stecken. Deshalb fragten wir im Rahmen eines Red-Bull-Events um einen F1-Test des MotoGP-Champions Marc Marquez direkt bei Dr. Helmut Marko zur Causa Verstappen nach. Der Motorsportberater nimmt kein Blatt vor den Mund.

Max Verstappens unbändiger Ehrgeiz das Problem, muss Geduld lernen

Motorsport-Magazin.com: Herr Dr. Marko, jetzt wurde viel über Daniel Ricciardo gesprochen. Aber gar nicht über Max Verstappen, der momentan ein bisschen in der Krise steckt, viel Kritik einstecken muss - von Fans, aber auch von gegnerischen Fahrern. Wie stehen stehen Sie aktuell zum Max und wie auch Red Bull dem Max aus dieser Situation ein bisschen heraushelfen?
Dr. Helmut Marko: Erstens: Zum Teil ist die Kritik berechtigt. China und Monte Carlo waren einfach dumme Fehler. Aber das ändert nichts an seinem Speed und seinem Talent. Was wir tun können und auch machen: Ihn aus der Öffentlichkeit so viel wie möglich herauszuhalten und nochmals einzubläuen: 'Wir brauchen ein Resultat.' Wir brauchen nur durchfahren und dann steht er wieder auf dem Stockerl und das Ganze wird sich wieder beruhigen.

Wie nimmt er diese Ratschläge aktuell auf?
Dr. Helmut Marko: Ich habe ihn selten so niedergeschlagen und deprimiert wie in Monte Carlo gesehen. Das nimmt er sich schon sehr zu Herzen. Denn es war ja wieder so, dass der Teamkollege gesiegt hat und er ist auf einen mickrigen neunten Platz gefahren. Aber das Problem ist nicht, dass er unkontrolliert wäre. Es ist nur dieser unbändige Ehrgeiz, immer und in jeder Situation vorne sein zu wollen. Zurückgekommen auf Monte Carlo: Er war in seiner Rundenzeit bereits drei Zehntel vorne. Wenn dir dann im Bereich Schwimmbad ein Auto in die Quere kommt, dann musst du vom Gas gehen. Da kannst du nicht versuchen, trotzdem eine Bestzeit zu fahren. Das muss er jetzt eben langsam mal lernen. Geduldig zu sein. Und abzuschätzen, wann ist es wichtig und wann ist es nicht wichtig. Im Freien Training in Monte Carlo das Auto zu zerschellen ist sicher nicht der richtige Weg.

Daniel Ricciardo jetzt Red Bulls Teamleader?

Daniel Ricciardo jetzt mit dem zweiten Saisonsieg. Ist er auf dem Weg in die Teamleader-Rolle bei Red Bull?
Dr. Helmut Marko: Momentan läuft es für ihn deutlich besser. Aber Teamleader ... Beide haben ihre Vorteile, ihre Präferenzen in der Abstimmung, die zwar ähnlich liegen, aber da gibt es keine Bevorteilung oder irgend so etwas. Voriges Jahr ging es am Beginn der Saison vom Speed her für Ricciardo etwas schlechter und beide Fahrer werden eben gleich behandelt. Man versucht dann halt aus den Ergebnissen von den Zweien und ihren Aussagen das Optimum fürs Teams, fürs Auto, aber eben auch für beide Fahrer zu machen.

Siegfähig ist man. Was fehlt Red Bull Racing aktuell noch, um vielleicht auch wieder titelfähig zu werden?
Dr. Helmut Marko: Als Allererstes Party-Mode, weil das handicapt uns am meisten im Qualifying. Aber schaun' wir mal, wie die Entwicklung jetzt sein wird. Wir kriegen ein Upgrade - oder wir kriegen mehrere Upgrades, wie wir dann im Training oder gerade im Qualifying dastehen werden. Und natürlich mehr Zuverlässigkeit. Das ist ein wunder Punkt. Ricciardo wird demnächst Strafen auf sich nehmen müssen und Rückversetzungen am falschen Ort zur falschen Zeit können sehr … wenn es beispielsweise in Monte Carlo passiert wäre, wärst du chancenlos.

Marc Marquez im Red-Bull-Cockpit? Marko: In Formel 1 ist nichts unmöglich

Halten Sie es für möglich, dass eines Tages tatsächlich Marc Marquez einen Red Bull in der Formel 1 fährt und würden Sie sich das wünschen?
Dr. Helmut Marko: Fangen wir mit dem Leichteren an: Ich wünsche mir das. Und ich habe gelernt: In der Formel 1 ist nichts unmöglich.