Susie, Carmen Jorda hat mir ihrer Aussage, dass die Formel E aus physischer Sicht für Frauen einfacher sei als die Formel 1, mal wieder eine Lawine losgetreten. Deine Meinung dazu?
Susie Wolff: Es ist von größter Wichtigkeit, dass Frauen, die im Sport erfolgreich waren, nun in der Position sind, die nächste Generation inspirieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir jungen Mädchen die Möglichkeiten aufzeigen - und dass es keine Barrieren gibt. Als jemand, der im Motorsport erfolgreich war, sehe ich es als meine Verpflichtung an, den Stab weiterzugeben und sie dazu zu inspirieren, ihren Traum zu verfolgen. Egal, ob das Formel 1 oder Le Mans ist. Es gibt absolut keinen Grund, warum Frauen in diesem Sport keinen Erfolg haben sollten.

Jorda hat nach ihren Aussagen viel Kritik abbekommen...
Susie Wolff: Von mir nicht. Ich denke, es ist eine vorgefasste Meinung, dass alle auf ihr rumhacken, wenn sie etwas sagt. Mir war aber nicht bewusst, dass sie ein Formel-1-Auto gefahren ist. Ich bin das aber mit Sicherheit und ich bin der Meinung, dass es aus physischer Sicht möglich ist. Es ist nicht einfach und auch nicht für die meisten Männer. Aber es ist möglich und ich habe es bewiesen. Jeder sollte seine eigene Meinung haben und schauen, welchen Weg er für sich wählt, um Karriere zu machen. Ich habe meine eigenen Ansichten und diese werden von Michelle Mouton und der FIA-Kommission geteilt. Und das gilt auch für viele andere Leute innerhalb des Motorsports. Wir versuchen aber nicht, kontrovers zu sein.

Kannst du dir vorstellen, dich darüber mit Carmen Jorda auszutauschen?
Susie Wolff: Das Interessante ist: Mit ihren Kommentaren stellt sie immer sicher, dass sie große Publicity bekommt. Wir hingegen sind viel mehr darauf bedacht, Ergebnisse zu liefern, Dinge zu ändern und etwas zu bewegen. Wir üben einen Effekt aus - und reden nicht nur darüber. Carmen repräsentiert die spanische ASN Kommission. Sie hat keine Macht in ihrer Position. Natürlich kann sie ihre eigene Meinung haben, wenn man aber klare Ansichten der Kommission haben möchte, dann sollte man sich an Michelle Mouton halten, die uns alle repräsentiert.

Wir trafen Susie Wolff auf dem Genfer Auto-Salon am FIA-Stand, Foto: FIA
Wir trafen Susie Wolff auf dem Genfer Auto-Salon am FIA-Stand, Foto: FIA

Wie ist es derzeit um die Frauen im Motorsport bestellt?
Susie Wolff: Es gibt viele Mädchen und wir haben sie alle im Blick. Wie zum Beispiel Sophia Floersch in Deutschland, die ich für ein großes Talent halte. Ich bin überzeugt, dass es da draußen viele talentierte Mädchen gibt, die Rennen fahren. Es geht uns darum, sicherzustellen, ihnen die Möglichkeiten zu geben, das auch zu zeigen. Es ist nicht nur für Frauen, sondern für alle schwierig, ihren Weg im Motorsport zu machen. Ich kenne das und es ist hart. Und das nicht nur, weil du eine Frau bist. Ich möchte mein Wissen weitergeben, was ich falsch und was ich richtig gemacht habe.

Hast du von dem 12-jährigen Mädchen aus Japan gehört, das ein Formel-3-Auto getestet hat?
Susie Wolff: Ja, ich habe davon gelesen. Ich möchte das nicht bewerten. Sie hätte nicht in einem Formel-3-Auto gesessen, wenn sie dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Ich finde es aber schwierig, mit solch riesigen Schritten durch die einzelnen Serien zu gehen. Wenn du 18 Jahre alt bist, ist ja nichts mehr übrig in den Nachwuchs-Serien. Ich bin mehr dafür, sich Zeit zu nehmen, dann kommt auch die Performance und du steigst auf, wenn du dazu bereit bist.