Von Fabelzeit und Konsorten ist die Rede in diversen Motorsport- und Formel-1-Schlagzeilen nach dem vorletzten Tag der Formel-1-Testfahrten in Barcelona 2018. Tatsächlich bedeutet Sebastian Vettels Tagesbestzeit an seinem letzten Tag im Ferrari-Cockpit vor dem F1-Saisonstart in Melbourne einen neuen Streckenrekord auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.

Gleich mehrfach stellt Vettel sogar neue Streckenrekorde auf, ehe er am Ende bei 1:17.182 Minuten ruht - das ist fast eine Sekunde schneller als Daniel Ricciardo. Der hatte im Red Bull erst am Tag zuvor den zehn Jahren alten Streckenrekord von Felipe Massa pulverisiert. Vettel holt die Marke nun also zurück nach Maranello.

Letzter Testtag: Vettel trotz Bestzeit nicht angetan

Doch selbst ist der vierfache Formel-1-Weltmeister so gar nicht davon angetan. Freude? Hochstimmung? Euphorie? Nicht mit Sebastian Vettel. "Was soll man jetzt auch groß euphorisch sein?", fragt ein auch sichtbar wenig gut gelaunter Ferrari-Star nach dem Testtag.

"Es ist immer noch ein Test. Und nur weil man jetzt da vorne steht ... Es kommt immer darauf an, was man macht und ich glaube wir haben heute etwas anderes gemacht als viele andere", verweist Vettel auf das völlig andere Programm bei Mercedes und Red Bull. Die Konkurrenz hatte sich am Donnerstag komplett aus dem Kampf um Bestzeiten herausgehalten, nur an den Longruns gefeilt. Noch dazu seien die Streckenbedingungen viel besser gewesen als am Mittwoch.

Kaum ein Lachen geht Vettel während seiner Medienrunde über die Lippen. Gelöst und hoffnungsvoll sieht anders aus, klingt anders. Nur verhaltene positive Äußerungen kommen Vettel über die Lippen. "Es fühlt sich wie ein Schritt nach vorne an", so Vettel über den SF71H im Vergleich zum Vorgänger. "Es hängt aber auch davon ab, wo die anderen sind und das sehen wir erst in Australien."

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Noch ein Beispiel? "Ich denke nicht, dass das stimmt. Mit dieser Schikane vielleicht, aber nicht ohne", kommentiert Vettel extrem korrekt Nachfragen zu seiner schnellsten je in Barcelona - aber eben nur auf dem aktuellen Layout- gefahrenen Runde.

Mercedes im Longrun weit vor Ferrari

Tatsächlich lässt sich aber bereits heute etwas mehr als das berichten. So hinterließ Mercedes auf den Longruns einen weitaus stärkeren Eindruck als die Scuderia (eine ausführliche Test-Analyse dazu lesen Sie am Wochenende auf Motorsport-Magazin.com). Ist das der Grund für die schlechte Vettel-Laune?

Konkret geht Vettel darauf nicht ein. Auch das sei schwer zu sagen, gerade für ihn. "Ich war ja den ganzen Tag im Auto", so Vettel. "Wir schauen das jetzt aber genauer an und dann wissen wir mehr. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass Mercedes der Favorit ist. Letzte Woche und diese Woche sahen sie stark aus - egal wann. Sie gilt es zu schlagen", sagt Vettel.

Ferrari selbst müsse noch einiges an Arbeit erledigen. "Wir müssen noch an der Performance und am Gefühl arbeiten", gesteht Vettel. "Die Zuverlässigkeit war aber grundsolide. Wir hatten kein einziges großes Problem oder Bedenken. Und das ist auch die Hauptzutat, wenn du gut abschneiden willst", ergänzt Vettel immerhin einen positiven Aspekt.

Die vielen nur so abgerissenen Runden würden helfen. "Das ist immer gut, um ein besseres Gefühl für das Auto zu bekommen. Und es hat geholfen. Es fühlt sich jetzt schon vertrauter an als vergangene Woche", sagt Vettel. "Wir müssen aber noch ein paar Dinge verstehen und Rätsel lösen." Insgesamt seien seine Testtage 'ganz gut' verlaufen - was nicht gerade berauschend klingt.