Am vorletzten Testtag für die Formel-1-Saison 2018 hatte das Warten endlich ein Ende: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel durfte den SF71H an seinem letzten Arbeitstag vor dem Saisonauftakt in Melbourne endlich aufdrehen - und pulverisierte dabei den am Vortag von Daniel Ricciardo im Red Bull aufgestellten Rundenrekord.

Wie schon die ganze Woche empfing der Circuit de Barcelona-Catalunya die Teams mit optimalen Bedingungen. Am Vormittag sorgten einige Wolken für kühlere Asphalttemperaturen, ansonsten lag die Luft bei 15 Grad Celsius, der Asphalt bei etwa 25 Grad. Die Zeitenjagd fand wie am Dienstag hauptsächlich am Vormittag statt.

Ferrari reißt Rekord an sich: Mercedes und Red Bull schauen zu

Das Ergebnis: Ferrari ließ Vettel zunächst die Pirelli-Reifenleiter herunterklettern. Schon mit dem Ultrasoft verpasste er Ricciardos Hypersoft-Rekord von 1:18.047 Minuten nur um wenige Tausendstel. Als die Italiener dann selbst auf Pirellis weichsten Reifen umsattelten, gab es kein Halten mehr. Gleich mehrfach unterbot Vettel den Rundenrekord und landete schlussendlich bei 1:17.182 Minuten.

Die direkte Konkurrenz von Mercedes und Red Bull hielt sich trotz der roten Kampfansage vornehm zurück. Das Silberpfeil-Duo landete am Ende auf den Positionen acht und neun. Der Rückstand von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas lag bei etwas über zwei Sekunden - kein Wunder, hatte Mercedes seine Piloten nur auf Medium ausrücken lassen und auf Quali-Runs verzichtet.

Bei Red Bull legte man offenbar noch weniger Wert auf schnelle Zeiten für das Ego. Max Verstappen verbrachte den Tag ausschließlich mit Longruns und fuhr seine schnellste Zeit auf der Soft-Reifenmischung. Mit 1:19.842 Minuten landete er auf Rang zwölf. Dafür erlebte das Team abermals einen sorgenfreien Tag ohne technische Gebrechen.

Pos.FahrerTeamZeitAbständeRundenReifen
1S.VettelFerrari1:17.182188Hypersoft
2K.MagnussenHaas1:18.360+1.178153Supersoft
3P.GaslyToro Rosso1:18.363+1.181169Hypersoft
4N.HülkenbergRenault1:18.675+1.49379Hypersoft
5C.SainzRenault1:18.725+1.54369Hypersoft
6S.VandoorneMcLaren1:18.855+1.673150Hypersoft
7M.EricssonSauber1:19.244+2.062148Hypersoft
8L.HamiltonMercedes1:19.296+2.11484Medium
9V.BottasMercedes1:19.532+2.35097Medium
10R.KubicaWilliams1:19.629+2.44773Supersoft
11S.PerezForce India1:19.634+2.452159Hypersoft
12M.VerstappenRed Bull1:19.842+2.660187Soft
13L.StrollWilliams1:20.276+3.09467Ultrasoft

Haas und Toro Rosso überzeugen im Mittelfeld

Auf Qualifying-Simulationen mit Hypersoft setzten neben Ferrari auch Renault, Toro Rosso, McLaren, Sauber und Force India. Umso überraschender war angesichts dessen Haas. Kevin Magnussen platzierte seinen VF-18 mit knapp über einer Sekunde Rückstand auf Vettel auf Platz zwei - und das auf Supersoft. Von den anderen Hypersoft-Runnern überzeugte vor allem Toro Rosso.

Pierre Gasly bewies abermals, dass der Honda 2018 anscheinend nicht nur zuverlässig sondern auch in Sachen Performance abliefern kann. Mit 1:18.363 Minuten landete er auf Platz drei. Er setzte seine schnellste Runde erst in der letzten Stunde, genau wie Hamilton und Sainz, die ihre Boliden jeweils zur Nachmittagsschicht von den Teamkollegen übernommen hatten.

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Nico Hülkenberg erledigte sein Testprogramm am Vormittag und fuhr mit 1:18.657 Minuten auf Hypersoft die viertschnellste Zeit des Tages. Am Ende des Klassements landete Lance Stroll im Williams. Der Kanadier kam über eine 1:20.262 Minuten nicht hinaus. Er fuhr seine Rundenzeit auf Ultrasoft.

Marathon-Programme bei den Top-Teams

Die Rundentabelle: Der siebte Testtag war ohne Zweifel der produktivste. Vettel und Verstappen spulten alleine schon 187 respektive 188 Runden für ihre Teams ab. Das Mercedes-Gespann kam auf zusammen auf 181 Runden und musste sich damit nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Die positive Überraschung war McLaren Renault: Obwohl Stoffel Vandoorne am Vormittag viel Zeit in der Box verbrachte - laut Team ein planmäßiger Halt zur Datenauswertung - kam er am Ende des Tages auf stramme 150 Runden. Damit toppte er den bisherigen Bestwert des Teams deutlich. Dieser lag bei 110 Runden.

Toro Rosso lieferte derweil den nächsten Beweis für Hondas Standfestigkeit. Gasly fuhr 169 Runden. 2017 hatten die Japaner mit McLaren in beiden Wochen - wohlgemerkt ohne Schneechaos - 425 Runden abgespult. Toro Rosso steht schon jetzt bei 564.

Das Renault-Werksteam war mit 148 Umläufen ebenfalls im grünen Bereich. Einen weiteren Beleg für Ferraris Zuverlässigkeit lieferten Haas und Sauber. Die Kunden der Scuderia sammelten mit 153 beziehungsweise 148 Runden reichlich Kilometer für die Ingenieure in Maranello. Die Mercedes-Kunden Force India und Williams sammelten zusammen 299 Runden.

Die Zwischenfälle: Nachdem es an allen Tagen mindestens eine Rotphase gab, blieb es am Mittwoch fast ausschließlich ruhig. Lediglich Marcus Ericsson sorgte in der letzten Stunde für eine Unterbrechung, als er seinen Sauber in Kurve 4 im Kiesbett versenkte. Dort landeten bei den Testfahrten bisher wohl die meisten Fahrer im abseits.

Eine Kuriosität gab es kurz vor Feierabend: Vettel war mit dem Ferrari bis zum Boxenausgang gefahren, stellte sich dort auf und fuhr dann die komplette Boxengasse im Rückwärtsgang zur Ferrari-Garage zurück. Die Mechaniker durften hinterherlaufen.