Der sechste Tag der Formel-1-Testfahrten für die Saison 2018 brachte die erste Offenbarung mit sich: Red Bull unterbot nicht nur Ferraris Testbestzeit von 2017, sondern auch den absoluten Rundenrekord auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Bei 15 Grad Celsius Außen- und bis zu 30 Grad Asphalttemperatur nutzten die Teams abermals die perfekten Bedingungen voll aus.

Während sie am Dienstag zunächst noch langsamere Zeiten als in der verschneiten ersten Woche fuhren, wurde heute mehr von der Performance preisgegeben. Die Top-Teams probierten erstmals auch die weicheren Reifenmischungen. Dazu wurden Longruns und Rennsimulationen absolviert. Der gesamte Trainingstag glich vom Ablauf einer Trainingssession am Rennwochenende.

Red Bull und Mercedes hängen Ferrari ab

Das Ergebnis: Zu Beginn wurden die schnellen Zeiten gesetzt, dann passierte bei den Bestzeiten nicht mehr viel. So brannte Daniel Ricciardo im Red Bull schon am Vormittag in 1:18.047 Minuten die schnellste bei Tests für 2018 gefahrene Zeit in den Asphalt. Das Team hatte den Australier dafür mit dem weichsten Reifen, dem Hypersoft, auf die Strecke geschickt.

Kimi Räikkönens Test-Bestzeit aus 2017 unterbot der Australier mit seiner Runde um eine halbe Sekunde. Gleichzeitig entriss er Felipe Massa den Rundenrekord auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs. Der Brasilianer war 2008 im Ferrari eine Rundenzeit von 1:18.339 gefahren. Neben der Fabelzeit sorgten 165 problemlose Runden für einen erfolgreichen Testtag der Bullen.

Hinter Ricciardo reihte sich das Mercedes-Duo ein. Die Silberpfeil-Piloten waren neben ihm die einzigen Fahrer, die unter der 1:19er-Marke blieben. Hamilton fuhr seine Zeit am Vormittag auf Ultrasoft. Bottas war am Nachmittag auf derselben Mischung unterwegs. Die Silbernen probierten außerdem erstmals bei den Tests auch Pirellis Soft- und Supersoft-Reifen aus.

Ferrari zeigte im Gegensatz zur Konkurrenz einen verhaltenen Mittwoch. Zunächst meldete sich Räikkönen am Morgen krank, weshalb Vettel die Frühschicht übernahm. Nach 66 Runden stand für den viermaligen Weltmeister eine Bestzeit von 1:19.541 Minuten auf dem Timing Screen, gefahren auf Soft. Räikkönen kam am Nachmittag lediglich auf 46 Runden und reihte sich mit seiner auf Soft-Reifen gefahrenen Zeit auf Platz neun ein.

Pos.FahrerTeamZeitAbständeRundenReifen
1D.RicciardoRed Bull1:18.047165Hypersoft
2L.HamiltonMercedes1:18.400+0.35390Ultrasoft
3V.BottasMercedes1:18.560+0.51385Ultrasoft
4S.VettelFerrari1:19.541+1.49466Soft
5B.HartleyToro Rosso1:19.823+1.776119Hypersoft
6F.AlonsoMcLaren1:19.856+1.80957Hypersoft
7C.SainzRenault1:20.042+1.99588Medium
8R.GrosjeanHaas1:20.237+2.19078Soft
9K.RäikkönenFerrari1:20.242+2.19549Soft
10L.StrollWilliams1:20.349+2.30263Soft
11N.HülkenbergRenault1:20.758+2.711102Supersoft
12E.OconForce India1:20.805+2.758130Soft
13C.LeclercSauber1:20.918+2.871160Supersoft
14S.SirotkinWilliams1:22.350+4.30380Soft

Technik-Debakel für McLaren: Renault trifft keine Schuld

Auf Platz fünf überraschte Brendon Hartley im Toro Rosso, der sich als einer der wenigen Piloten noch in der Schlussphase verbesserte. Auf Hypersoft fuhr der ehemalige Porsche-Werksfahrer und LMP1-Weltmeister mit 1:19.823 Minuten die fünftschnellste Zeit des Tages.

Einen problematischen Tag erlebte abermals McLaren. Fernando Alonso legte zunächst mit einer engagierten Vorstellung los, lag am Morgen einige Zeit an der Spitze des Klassements und war zudem der fleißigste Pilot auf der Strecke. Selbst zu dem Zeitpunkt, als sein McLaren gegen 11:00 Uhr zwischen den Kurven sechs und sieben ausrollte.

Der MCL33 war dann erst zehn Minuten vor Schluss wieder zu sehen, McLaren verlor also abermals wichtige Stunden Streckenzeit. Der Grund soll ein Öl-Leck gewesen sein, das einen Motorschaden verursachte. McLaren nahm die Schuld für den Defekt auf sich, die Power Unit von Renault soll nicht verantwortlich gewesen sein.

Renault ganz vorne mit dabei

Die Rundentabelle: Im Gegensatz zu McLarens 54 Runden erlebte das Renault-Werksteam einen richtig guten Tag. Carlos Sainz und Nico Hülkenberg spulten 190 Runden ab, womit die Franzosen am Mittwoch das fleißigste Team waren. Mercedes und Ferrari waren mit 172 beziehungsweise 112 Runden gewohnt solide unterwegs.

Red Bull war mit 165 Runden wie schon am Vortag viel besser unterwegs als noch in Woche eins. Am Nachmittag spulte Ricciardo eine Rennsimulation inklusive Boxenstopp-Training ab. Ebenfalls stark aufgelegt war Alfa Romeo Sauber. Rookie Charles Leclerc saß den gesamten Tag Auto und kam auf 160 Umläufe.

Williams und Force India waren mit 140 respektive 130 Runden solide unterwegs. Keinen so guten Tag erwischte Haas. Toro Rosso war mit 118 Umläufen trotz kurzzeitigen Problemen ebenfalls gut dabei. Romain Grosjean kam für die US-Amerikaner lediglich auf 75 Runden.

Formel 1 Tests 2018: Droht McLaren erneut ein Debakel? (03:20 Min.)

Die Zwischenfälle: Für den ersten Zwischenfall sorgte wieder einmal McLaren mit Alonsos Defekt nach zwei Stunden, der die erste von vier roten Flaggen an diesem Tag nach sich zog. Eine Stunde später drehte sich Hartley in Kurve 12, woraufhin die Offiziellen abermals die rote Flagge schwenken ließen. Der Neuseeländer konnte aber aus eigener Kraft weiterfahren, wodurch die Unterbrechung gleich wieder hinfällig war.

Am Nachmittag war es nochmal Hartley, der für eine rote Flagge sorgte, die eigentlich keine war. Bei einem Startversuch am Boxenausgang war die Honda-Power-Unit abgestorben. Die Mechaniker mussten ausrücken, um den Boliden zurück zur Garage zu schieben. Die rote Flagge hatte sich auch hier nach wenigen Sekunden wieder erledigt.

Kurz nach Hartley der nächste Zwischenfall in der Boxengasse. Sergey Sirotkins Williams war auf Höhe der Red-Bull-Box stehengeblieben, das Getriebe streikte offenbar. Die Bullen-Mechaniker sorgten mit ihren Gebläsen für Kühlung des FW41, bis die Williams-Mechaniker den Boliden wegschieben konnten.

Fünf Minuten vor Feierabend setzte Leclerc wieder einmal den Sauber ins Kiesbett. Der Monegasse war in Kurve 12 von der Strecke abbekommen, womit er den Testtag mehr oder weniger für alle frühzeitig beendete. Die Strecke wurde danach noch einmal für einen Test der Startprozedur freigegeben, mehr passierte nicht.