Was geht 2018 für Renault, das neben Ferrari und Mercedes dritte große Werksteam in der Formel 1? In der ersten Testwoche zur neuen F1-Saison hatte das Team von Nico Hülkenberg und Carlos Sainz noch aufmerken lassen, doch am ersten Tag der zweiten und finalen Woche der Testfahrten mussten sich beide Renault-Pilot plötzlich sowohl Haas als auch Toro Rosso mit Honda geschlagen geben.

F1-Test: Renault rutscht hinter Haas und Toro Rosso

P7 für Hülkenberg, P8 für Sainz im Tagesklassement, voneinander getrennt nur durch eine Winzigkeit von zwei Hundertstelsekunden - aber mit einer Sekunde Rückstand auf die Spitze bei gleichen (Hülk) wenn nicht sogar weicheren Reifen (Sainz). Noch dazu schränkte ein Sensorenproblem den Vormittag von Hülkenberg ein, weshalb sich der Deutsche mangels Erkenntnissen auf seinen 48 Runden erst gar nicht den Journalisten stellte.

Anders Sainz, der am Nachmittag ohne Probleme 91 Umläufe abspulte und danach nicht im Ansatz Sorgen erkennen ließ. Weder wegen der Performance noch der Zuverlässigkeit, siehe die Batterieprobleme der Renault-Kunden McLaren und Red Bull. "Klar mache ich mir Sorgen. Aber auf positive Weise", so der ungewöhnlich anmutende Kommentar des Spaniers. "Wir können das jetzt ansehen und daraus lernen. Ich denke aber nicht, dass daraus ein großes Problem entsteht. Wenn es ein Renault-Problem ist, dann lernen wir daraus. Dafür sind es Testfahrten", erklärt der Spanier umso nachvollziehbar den einen Aspekt.

Geht es um die Performance ist Sainz' Einschätzung nicht minder simpel, aber deutlich. "Es ging hier heute nur darum Kilometer aufzuholen. Erst in den nächsten Tagen werde ich mich um das Setup kümmern und mich auf die Performance konzentrieren", erklärt Sainz. Das könne nach der Wetter-bedingt fast völlig unbrauchbaren ersten Testwoche 2018 aber genauso für alle Teams gelten wie das bei Tests vor der Formel-1-Saison übliche Sandbagging.

Für Sainz sagt das Zeitentableau aktuell genau so viel aus: gar nichts. "Die Performance eines Formel-1-Autos kann heutzutage um fünf bis sechs Sekunden variieren", erklärt Sainz. "Es bedeutet gar nichts, wenn wir ein paar Sekunden hier oder da sind. Jedes Auto da draußen kann sofort drei Sekunden schneller oder langsamer fahren. Noch ist das Bild da nicht realistisch."

Formel-1-Ergebnisse: Das Test-Resultat aus Barcelona

Pos.FahrerTeamZeitAbständeRundenReifen
1S.VettelFerrari1:20.396171Medium
2V.BottasMercedes1:20.596+0.20086Soft
3M.VerstappenRed Bull1:20.649+0.253130Medium
4L.HamiltonMercedes1:20.808+0.41291Soft
5P.GaslyToro Rosso1:20.973+0.57754Soft
6K.MagnussenHaas1:21.298+0.90296Soft
7N.HülkenbergRenault1:21.432+1.03648Medium
8C.SainzRenault1:21.455+1.05991Soft
9S.SirotkinWilliams1:21.588+1.19242Soft
10S.PerezForce India1:21.643+1.24793Soft
11M.EricssonSauber1:21.706+1.310120Supersoft
12S.VandoorneMcLaren1:21.946+1.55038Supersoft
13L.StrollWilliams1:22.937+2.54186Hypersoft

Noch dazu verändere sich die Strecke, auch die Bedingungen, über einen langen Testtag hinweg dramatisch. "Also kann es einfach auch darauf ankommen, wann du deine beste Zeit setzt", ergänzt Sainz. "Dann kommt noch der Wind dazu, der typisch für hier heute sehr stark war, und schon … ich wüsste nicht, auf wen ich jetzt mein Geld setzten sollte", so Sainz.

Sainz: Renault hat noch viel Luft nach oben

Doch während der Spanier natürlich nicht die Relation zur Konkurrenz einzuschätzen vermag, kann er dennoch sagen, wie viel von Renault-Seite denn noch im Paket, im neuen R.S.18 steckt. "Wir haben auf jeden Fall noch Raum, uns zu verbessern", kommentiert Sainz dazu auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

"Wie alle anderen haben wir noch mehr Performance im Auto. Von unserer Seite haben wir auch in Sachen Balance und Setup noch große Möglichkeiten, viel Spielraum, uns zu verbessern. Ich machen mir keine Sorgen. Heute ging es nur darum, Kilometer gutzumachen. Die nächsten Tage forsche ich dann, was geht", versichert Sainz. Dafür hofft der Spanier nun auf mildere Böen in seiner Heimat.

Einen Angriff auf die drei Top-Teams hält Sainz aufgrund eigener Beobachtungen an der Strecke 2018 aber für unrealistisch: "Die sehen noch immer gut aus. Ich denke nicht, dass sich das Bild da sehr verschieben wird. Den Rest werden wir sehen, das Mittelfeld scheint unfassbar eng."

Größter Gegner könnte neben Kunde McLaren 2018 hier einmal mehr Force India sein, zuletzt zwei Mal in Folge Best of the Rest hinter den Big Three. Doch deren Sergio Perez sieht sein Team mit dem aktuell noch im Einsatz befindlichen Interims-VJM11 nicht als Anwärter auf den Top-Platz im Mittelfeld.

"Wir brauchen definitiv zum ersten Rennen einen guten Schritt. Denn gerade ist es zwar schwer zu bewerten, aber ich denke nicht, dass wir das Mittelfeld gerade anführen", so der Mexikaner nach einem nicht gerade prickelnden Testtag auf P10.