Als viertes Team präsentierte Renault am Dienstag seinen Boliden für die Formel-1-Saison 2018 vor. Der R.S.18 soll Nico Hülkenberg und Teamkollege Carlos Sainz näher an die drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull heranführen.

Der R.S.18 ist das dritte Auto von Renault seit dem Comeback als Werksteam in der Saison 2016. Im ersten Jahr war der Bolide noch vollständig in Gelb gehalten, 2017 war die Frontpartie gelb und der Rest des Autos schwarz. Beim Jahrgang 2018 ist noch weniger Gelb zu sehen als bei den beiden Vorgängern

Das Auto weist auf den ersten Blick nur kleine Unterschiede zum R.S.17 auf. Das Design der Airbox ist schlanker. Wie bei Haas, Williams und Red Bull wurden auch bei Renault die Seitenkästen anders gestaltet. Auch das Deisgner-Team rund um Chef-Techniker Bob Bell orientierte sich hier am Ferrari SF70-H.

"Unser oberstes Ziel ist, durch Resultate unseren steten Fortschritt zu zeigen. Wir wollen in der Lage sein, diesen Fortschritt in jeder Beziehung unter Beweis zu stellen: Bei der Power Unit, dem Chassis, der Organisation und den Fahrern. Wir wollen das in jeder Hinsicht zeigen, im Kampf gegen unsere direkten Konkurrenten, im Abstand zur Spitze," so Teamchef Cyril Abiteboul.

Renault hat seit der Rückkehr in den Grand-Prix-Sport keine Kosten gescheut und im großen Stil in die Facilities in Enstone und Viry investiert. "Wir sind ein Team, das sich im Aufwind befindet. Enstone wurde wiederbelebt und die Belegschaft dort um über 35 Prozent erweitert", so Renaults Motorsportpräsident Jerome Stoll.

Die in den vergangenen beiden Saisons erzielten Fortschritte sind für ihn ein Beleg dafür, dass sich das Projekt auf dem richtigen Weg befindet: "Ich bin davon überzeugt, dass Jahr drei uns einen weiteren Schritt in Richtung unserer langfristigen Ziele bringen wird, die da heißen: Rennen gewinnen und um Weltmeisterschaften kämpfen."

Formel 1 2018: Der neue Renault R.S.18 im Rundumblick: (00:23 Min.)

Renault gibt Vollgas für mehr Zuverlässigkeit

2017 haperte es bei Renault regelmäßig an der Zuverlässigkeit, wodurch dem Team einige Punkte entwischten. Beim R.S.18 will man sich vor allem in diesem Bereich merklich verbessern. "Das ist etwas, worauf wir uns fokussieren müssen. Wir haben im Winter hart daran gearbeitet", erklärt Bob Bell. "Aber es ist nicht so, dass man dafür einfach einen Schalter umlegen kann. Es braucht dafür bewährte Prozesse."

Im Zuge der Umstrukturierungen in Enstone wurden auch hierfür neue Anlagen installiert. "Wir haben einen hochmodernen CFD-Supercomputer und unser Windkanal hat vergangenes Jahr ein beträchtliches Update erhalten. Außerdem wird vor dem Saisonbeginn ein neuer Getriebe-Teststand in Betrieb genommen", so Bell weiter.

Letzte Saison häuften sich die technische Probleme bereits bei den Wintertestfahrten. Dieses Mal will das Team gleich mit dem richtigen Fuß aufstehen. "Runden und Kilometer", so laut Bell die Zielsetzung. "Wir wollen ein problemfreies Testprogramm im Winter, damit wir die Performance des Autos einschätzen und uns weiterentwickeln können. Dafür brauchen wir ein zuverlässiges Auto."

Renault: Nico Hülkenberg und Carlos Sainz machen den Unterschied

Umsetzen sollen die Ziele Renaults wie schon vergangenes Jahr Nico Hülkenberg und Carlos Sainz. "Letztes Jahr gab uns Nico genau das, was wir brauchten. Mit seiner Erfahrung, seinem Wissen und seinen Fähigkeiten, auf und abseits der Strecke das Team zu führen", erklärt Abiteboul. Sainz, der ab dem US GP für die letzten vier Rennen zum Team hinzustieß, habe sich indessen bereits als perfekte Ergänzung erwiesen.

"Carlos trat zum Ende der Saison unserem Team bei. Wir haben lange und viel darüber nachgedacht, denn ein Fahrerwechsel mitten in der Saison ist sowohl menschlich als auch technisch schwierig. Aber ich denke, es war der richtige Zeitpunkt. Er hat frischen Wind ins Team gebracht und Punkte geholt, die uns im Kampf in der Konstrukteurs-WM geholfen haben", so der Teamchef weiter.

Für Hülkenberg soll im zweiten Jahr mit den Franzosen endlich der langersehnte Sprung auf das Siegertreppchen erfolgen. "Wir wissen, was wir erreichen wollen. Aber es ist ein sehr harter Sport und wir wissen, dass die anderen Teams dort draußen sich dieselben Ziele gesteckt haben", so der 30-Jährige.

Sainz fühlt sich vor seiner ersten kompletten Saison mit Renault im Team pudelwohl. Der Spanier, der nach aktuellem Stand nur für ein Jahr von Red Bull ausgeliehen wurde, will seine Chance nutzen. "Das Hauptziel ist, einen Schritt nach vorne zu machen - sowohl für mich als auch für das Team", so Sainz.

Renaults Fahrer-Quartett für die Saison 2018: Aitken, Sainz, Hülkenberg und Markelov, Foto: Renault
Renaults Fahrer-Quartett für die Saison 2018: Aitken, Sainz, Hülkenberg und Markelov, Foto: Renault

Aitken und Markelov: Neue Teamkollegen für Hülkenberg und Sainz bei Renault

Ergänzt wird die Fahrerpaarung durch Jack Aitken und Artem Markelov. Beide gehen 2018 in der Formel 2 an den Start. Aitken ist wird als dritter Fahrer und Ersatzpilot eingesetzt, während Markelov Test- und Entwicklungsfahrer ist. "Jack wurde im Programm der Renault Sport Academy ausgebildet, also haben wir uns seine Entwicklung in den vergangenen Jahren genau anschauen können", so Abiteboul.

Für Markelov ist es der erste große Sprung in Richtung Formel 1. "Meine Priorität wird darauf liegen, im Simulator zu arbeiten und so gut ich kann zu helfen, den R.S.18 zu entwickeln. Ich werde lernen müssen, das Auto schnell zu verstehen und mich so gut ich kann anzupassen, um mir und dem Team zu helfen", so der Russe.

Der Vorgänger: Der R.S.17 war nach der Rückkehr von Renault als Werksteam das erste wieder im Haus der Franzosen konzipierte Auto. 2016 startete der Hersteller noch mit dem vom finanziell angeschlagenen Lotus-Team entwickelten Boliden. Der R.S.17 war ein spürbarer Sprung nach vorne, was jedoch auch der Leistung von Nico Hülkenberg zuzuschreiben ist. Der Deutsche sammelte 43 Punkte.

Kevin Magnussen und Jolyon Palmer fuhren im Vorjahr nur acht ein. Letzterer war bis einschließlich Japan auch 2017 für Renault im Einsatz, holte lediglich acht Punkte wurde durch Carlos Sainz ersetzt. Der Spanier erzielte in den ausstehenden Rennen sechs Zähler. Die Stärke des R.S.17 lag im Qualifying, während es im Rennen oft an der Pace fehlte, um die guten Resultate vom Samstag zu bestätigen.

Renault-Pilot Nico Hülkenberg im 2018er Formel-1-Interview: (02:23 Min.)

Technische Daten Renault R.S.18

ChassisRenault Eigenentwicklung, Karbon-Monocoque mit Aluminium-Wabenkern
VorderradaufhängungKarbon-Querlenker, Pushrod-Aufhängung
HinterradaufhängungKarbon-Querlenker, Pullrod-Aufhängung
BremsenBrembo Karbon-Bremsen
Breite2,00 Meter
Höhe0,95 Meter
Gewicht733 kg (inkl. Fahrer und Schmierstoffe, exkl. Benzin)
Getriebe Renault Eigenentwicklung, sequentielles Getriebe mit 8 Vorwärtsgängen + Rückwärtsgang, Karbon-Gehäuse

Technische Daten Motor

Bauart
Zylinder6
Zylinderwinkel90 Grad
Hubraum1600 ccm
Bohrung80 mm
Max. Drehzahl15.000 U/min
BenzinflussMax 100 kg/h ab 12.000 U/min
AufladungSingle-Turbo mit Elektro-Motor (MGU-H)
Energierückgewinnung
Kinetisch (MGU-K)Motor-Generator-Einheit an Kurbelwelle, max. 50.000 U/min
Thermisch (MGU-H)Motor-Generator-Einheit an Turbolader, max. 125.000 U/min
Leistung
Verbrennungsmotorüber 700 PS
MGU-K163 PS
Systemleisungüber 950 PS
Gewicht
Gewicht145 kg (inkl. Batterie)
Gewicht Batterie20 - 25 kg