Die Formel-1-Saison 2017 liegt hinter uns. Es war ein Jahrgang, der Geschichte geschrieben hat: Nicht nur die spektakulären neuen Autos haben für neue Rekorde gesorgt, auch die Piloten. Motorsport-Magazin.com nimmt alle Fahrer der abgelaufenen Saison unter die Lupe. Jeden Tag arbeiten wir uns in unserem Adventskalender in der WM-Tabelle einen Platz vor. Heute in der Zeugniskonferenz: Ferrari-Star Sebastian Vettel.

Steckbrief Sebastian Vettel

Karriere2017
GP-Starts19820
Siege475
Bestes Rennergebnis11
Podien9914
Ø Rennplatzierung6,14,2
Ausfälle312
Schnellste Runden335
Poles504
Beste Startposition11
Ø Position im Qualifying5,23,3
Punkte2425317

Die Qualifying-Performance 2017: Sebastian Vettel zählte zu den stärksten Qualifyern des Jahres. Im Durchschnitt qualifizierte sich der Ferrari-Pilot auf Platz 3,3, lag damit nur hinter Valtteri Bottas (3,0). Einen noch besseren Wert kostete Vettel insbesondere sein Motordefekt in Malaysia (P20), aber auch ein achter Platz am nassen Samstag in Monza. Lewis Hamilton war im Schnitt 0,1 Positionen schlechter, der Weltmeister verlor durch sein schwaches Monaco-Quali und seinen Q1-Abflug in Brasilien deutlich.

Gegenüber Kimi Räikkönen lag Vettel im Schnitt jedoch 0,5 Positionen vorne - und das, obwohl sich der Iceman im Qualifying weder selbst einen groben Schnitzer leistete noch von der Technik im Stich gelassen wurde. Entsprechend deutlich gewann Vettel nach der Niederlage im Vorjahr auch das Qualifying-Duell bei Ferrari: Mit 15:5 drehte der Deutsche den Spieß klar um. Im Schnitt war Vettel 0,276 Sekunden schneller als Räikkönen.

Die Renn-Performance 2017: Sebastian Vettel erwischte einen exzellenten Start in die Saison. Von den ersten sechs Rennen gewann Vettel drei, bei den übrigen wurde er Zweiter. In Kanada brachte ihn eine schlechte Ferrari-Strategie erstmals um das Podium, gleich danach er selbst durch seinen unsportlichen Rammstoß gegen Hamilton in Baku.

In Spielberg ging es mit Platz zwei wieder aufwärts, doch schon in Silverstone waren Vettel und Ferrari Mercedes plötzlich heillos unterlegen - ganz abgesehen von bitteren Reifenschäden ein harter Rückschlag. Umso größer die Freude über die Überlegenheit in Ungarn, wo Ferrari und Kumpel Räikkönen Vettel im angeschlagenen Boliden zum Sieg zu eskortierten wussten.

Doch handelte es sich dabei schon um das letzte Highlight der Vettel-Saison. Nach der Sommerpause lief es plötzlich gar nicht mehr. In Spa hielt Vettel zwar mit, fand jedoch keinen Weg vorbei an Hamilton. In Monza war Mercedes dann drückend überlegen, ehe sich Vettel durch den Crash am Start in Singapur selbst ein Bein stellte. Für das endgültige Ende seiner WM-Chancen sorgten dann die Defekte in Sepang und Japan.

In den USA sah sich Vettel bereits derart aussichtslos zurück, dass er sich gegen Hamilton im direkten Duell nicht einmal mehr wehrte. In Mexiko dann erneut eine Startkollision, diesmal mit Hamilton selbst - der finale Sargnagel für die WM-Chance. In Brasilien gewann Vettel nach der Entscheidung zwar noch einmal - sein fünfter Saisonsieg. Doch ließ Hamiltons starke Aufholjagd vom Ende des Feldes bereits erahnen, welche Kombination eigentlich die schnellere gewesen wäre.

Formel 1 2017: Der große Saisonrückblick mit einer F1-Legende (15:28 Min.)

Beim Finale in Abu Dhabi bestätigte sich das nur: Gegen beide Mercedes sahen Vettel und Ferrari kein Land. Immerhin den Vize-Titel rettete Vettel mit zwölf Punkten Vorsprung auf Bottas noch, Hamilton holte den Titel mit am Ende 46 Punkten Vorsprung auf Vettel.

Das sagt Vettel selbst: "Es war eine spaßige Saison. Schade, dass sie zu Ende ist, ich hätte gerne noch fünf Rennen gehabt, dann wären wir in guter Verfassung. Aber Lewis hat weniger Fehler gemacht, daher war er der bessere Mann und hat den Titel verdient gewonnen. Der Schritt, den wir dieses Jahr gemacht haben, war aber unglaublich. Wenn wir für nächstes Jahr einen ähnlichen Schritt schaffen, dann sollte es ein Spaziergang im Park werden."

Positiv aufgefallen: Extrem starker Saisonstart, 'Testkaiser' Vettel kam mit den neuen Pirelli sofort besser klar als alle anderen; sehr konstant, kaum Fehler

Negativ aufgefallen: Rammstoß gegen Hamilton in Baku, einmal mehr mangelnde Übersicht am Start (Singapur, Mexiko), keine Gegenwehr gegen Hamilton beim USA GP; Pech mit Reifenschaden in Silverstone; Defekt-Horror in Malaysia und Japan

Soll erfüllt? Nein. Das Ziel eines viermaligen Weltmeisters kann und muss immer nur der nächste WM-Titel sein. Den hat Vettel verpasst. Die Hauptverantwortung für sein Scheitern auch im dritten Ferrari-Jahr trägt jedoch nicht Vettel - Singapur hin oder her. Der Löwenanteil geht auf das Konto völlig mangelhafter Zuverlässigkeit bei Ferrari und Zulieferern sowie des von Mercedes und Hamilton nach der Sommerpause gelösten Rätsels um die 'Diva'.

MSM-Note: 2