Lewis Hamilton sicherte sich schlussendlich souverän den WM-Titel der Formel-1-Saison 2017. Zu verdanken hatte er dies vor allem einer unfassbar starken zweiten Saisonhälfte. Fünf der ersten sechs Rennen nach der Sommerpause konnte er für sich entscheiden. Gepaart mit reichlich Pech für seinen Rivalen Sebastian Vettel war der Weg geebnet für Titel Nummer vier.

Vor der vierwöchigen Pause aber deutete nichts auf diese Wendung hin. Vettel führte die WM an und Hamilton kämpfte gleich an mehreren Wochenenden mit Problemen. Nun erklärte der Brite, dass vor allem der Ungarn GP den Schalter in seinem Kopf umlegen ließ.

In Budapest hing Hamilton lange hinter seinem Teamkollegen Valtteri Bottas fest, während Vettel an der Spitze mit Problemen kämpfte. Da es Bottas aber nicht schaffte, Vettel oder zumindest dessen "Beschützer" Kimi Räikkönen zu überholen, bekam Bottas die Anweisung vom Mercedes-Kommandostand, Hamilton vorbeigehen zu lassen. Doch auch er scheiterte mit seinen Angriffsversuchen, weshalb Hamilton - auf auch auf Anweisung des Teams - kurz vor dem Ziel seine Position an Bottas zurückgab.

Ein äußerst sportliches Vorgehen, das jedoch auch kritische Stimmen hervorrief. Denn Hamilton hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon deutlich von Bottas abgesetzt, dieser wiederum hatte seinerseits direkt Max Verstappen im Schlepptau. Zudem stand damals durchaus die Befürchtung im Raum, dass diese drei verschenkten Punkte die WM zu Hamiltons Ungunsten entscheiden könnten.

Für die Atmosphäre im Team sei diese Situation ein wichtiger Schlüssel gewesen, wie Hamilton schildert. "Wir haben etwas Tolles für das Team gemacht, das einen positiven Welleneffekt nach sich gezogen hat", sagte Hamilton am Rande der traditionellen FIA-Preisverleihung. "Es war sehr positiv, dass ich Valtteri wieder überholen ließ und am Ende Vierter geworden bin."

Hamilton und Bottas verstehen sich sehr gut, Foto: LAT Images
Hamilton und Bottas verstehen sich sehr gut, Foto: LAT Images

Hamilton: Wollte immer vorne sein

Gleichzeitig aber habe es Hamiltons Motivation befeuert, in der gleich darauffolgenden Sommerpause noch einmal jeden Stein umzudrehen. "Ich bin in die Pause gegangen mit dem Gefühl, dass ich niemals wieder in der Position sein will, dass das Team entscheiden muss, wer von uns Erster oder Zweiter wird", erklärte der 32-Jährige.

"Vielmehr sagte ich mir: 'Von nun an muss ich jedes einzelne Mal vorne sein, und dann kommt es gar nicht erst zu der Frage, ob Valtteri Lewis vorbeilassen soll oder solche Dinge.' Ich habe genau studiert, wie es zu Saisonbeginn lief und habe alles, was ich gelernt habe, in die zweite Saisonhälfte übertragen", sagte er.

Wenngleich in Ungarn der sportliche Wendepunkt der Saison 2017 erfolgte, so zeigte sich Hamilton bereits seit Jahresbeginn deutlich entspannter und offener. Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lobte mehrfach den 'neuen' Lewis. Verantwortlich dafür sei in erster Linie der Rücktritt Nico Rosbergs gewesen, wie Hamilton betont.

"Vergangenes Jahr haben wir ein Mitglied unseres Teams durch Rücktritt verloren. Ich wollte für mich sicherstellen, dass ich ein neues, positives und neu-strukturiertes Selbst in das Team einbringe und das Team zum WM-Titel führe. Das habe ich schließlich auch getan", sagte Hamilton.