Das WM-Duell zwischen Mercedes und Ferrari, Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel drückte der Formel 1 2017 ihren Stempel auf. Am Ende zeichnete die schlechte Zuverlässigkeit Ferraris in der zweiten Saisonhälfte zu einem großen Teil verantwortlich für den WM-Sieg Hamiltons und Mercedes'.

Mit Blick auf die Gridstrafen-Wertung 2017 jedoch reicht das für Vettel und Ferrari noch immer nicht für die Top-10. Motorsport-Magazin.com hat ausgerechnet, welche Teams und Fahrer 2017 am heftigsten von Strafversetzungen gebeutelt waren - und warum.

Honda führt Strafwertung vor Renault-Armada an

Insgesamt spaltet sich die Formel 1 in puncto Gridstrafen in zwei klare Lager. Auf der einen Seite die Gridstrafen-Kaiser Honda und -Könige Renault, auf der anderen Seite die deutlich milder davongekommenen Ferrari und Mercedes: Addiert man für jeden Fahrer alle Gridstrafen im Saisonverlauf, so taucht in den Top-10 kein einziger Fahrer mit Mercedes- oder Ferrari-Power auf. Ganz im Gegenteil: Vettel ist sogar der einzige Pilot von Ferrari und Mercedes, der wegen der Power Unit strafversetzt wurde - und das auch nur in einem Fall.

Mit großem Abstand an der Doppelspitze rangieren Stoffel Vandoorne (218 Strafplätze) und Fernando Alonso (160). Der Spanier kassierte sämtliche Strafplätze nur wegen Honda, der Belgier immerhin 205. Auf der anderen Seite des Tableaus blieben nur zwei Fahrer komplett ohne Gridstrafe, beide mit Mercedes-Power: Esteban Ocon und Paul Di Resta. Im Fall des Franzosen überaus beeindruckend beendete er bis auf den Brasilien GP alle Rennen, im Fall des Schotten keine Überraschung, fuhr er in Ungarn vertretungsweise nur einen GP.

Formel-1-Strafen: Top-10 ohne Ferrari und Mercedes

Doch zurück zu den Top-10. Hinter den Fahrern mit Honda-Power an der Spitze folgen ausschließlich Renault-befeuerte Fahrer. Und das ist auch auf die Strafen wegen der Power Units zurückzuführen: Rechnet man Getriebestrafen und Strafen wegen fahrerischer Vergehen auf der Strecke heraus, ändert das am Ranking so gut wie nichts.

Fahrergesamtdavon Motordavon Getriebedavon Fahrervergehen
Vandoorne218205103
Alonso16016000
Ricciardo7560150
Hartley656500
Palmer453555
Gasly454500
Sainz363006
Verstappen353500
Hülkenberg353050
Kvyat232003
Vettel202000
Ericsson200200
Button151500
Stroll130103
Bottas100100
Grosjean10055
Wehrlein100100
Räikkönen5050
Perez5050
Massa5005
Giovinazzi5050
Hamilton5050
Magnussen3003
Ocon0000
Di Resta0000

Einzig Vettel rückt vor auf Platz zehn, allerdings noch mit der gleichen Anzahl an Motoren-Strafplätzen wie Daniil Kvyat. Nur knapp vorbei an den Top-10 schrammt dann übrigens Jenson Button, der für McLaren-Honda in Monaco ja nur ein einziges Rennen gefahren war, sich dabei sofort 15 Strafplätze wegen Honda einhandelte. Ausgesprochen wurden gegen Button wegen seiner Kollision mit Wehrlein insgesamt sogar 18. Diese wurden mangels eines weiteren Starts jedoch nie wirksam.

Hartley & Gasly trotz weniger GP vorne dabei

Nicht nur Button wurde das bittere Los vieler Strafen bei wenigen Einsätzen zuteil. Toro Rossos Brendon Hartley handelte sich in seinen nur vier GP-Wochenenden satte 65 Strafplätze ein, alle wegen der Renault-Power-Unit. Kaum besser erging es Pierre Gasly: Hier stehen 45 Strafplätze in fünf Rennen auf dem Zettel, ebenfalls ausschließlich durch die Power Unit. Vor den beiden liegt aus dem Renault-Lager aber noch Daniel Ricciardo. Der Australier kassierte insgesamt 75 Strafplätze, davon 60 dank Renault.

Deren Stammfahrer Jolyon Palmer verbuchte bis zu seiner überfälligen Ausbootung nach Japan 45 Plätze, davon 35 durch die Power Unit. Nachfolger Carlos Sainz hatte mehr Glück - aber nur bei Renault. Dort blieb der Spanier straffrei. Zuvor hatte Sainz bei Toro Rosso allerdings unter der PU zu leiden: 30 Strafplätze wegen zu vieler Wechsel von Motorenkomponenten gesellten sich zu sechs wegen fahrerischer Vergehen.

Max Verstappen indes erhielt alle seine 35 Plätze Strafe wegen der Power Unit. Nico Hülkenberg kam auf genauso viele, fünf gingen allerdings auf das Konto des Getriebes.

Acht Fahrer bleiben bei Gridstrafen einstellig

Im Mittelfeld der gesamten Straftabelle rangieren Lance Stroll, Valtteri Bottas, Romain Grosjean und Pascal Wehrlein, die allesamt von Motorenstrafen verschont blieben, vor allem durch ihre Getriebe geplagt wurden (vgl. Tabelle). Die neben Ocon und Di Resta einzigen Fahrer mit einstelliger Anzahl von Starfplätzen: Kimi Räikkönen, Sergio Perez, Felipe Massa, Antonio Giovinazzi, Lewis Hamilton und Kevin Magnussen - bis auf den Dänen und den Brasilianer immer wegen des Getriebes.

HerstellerMotorenstrafplätze absolutje Auto
Honda380190
Renault32053,3
Ferrari203,3
Mercedes00

Renault mit 53 Strafplätzen je Auto drei Mal besser als Honda

In der Motorenhersteller-Wertung liegt Honda an der Spitze: Und das, obwohl deren Power Units nur in zwei Boliden schnurren - oder eben nicht. 380 Plätze stehen hier 320 Strafplätzen bei Renault (6 Autos) gegenüber. Das entspricht 190 Strafplätzen pro Auto (Honda) bzw. 53,3 (Renault). Ferrari (20 Plätze bei 6 Autos, also 3,3 pro Auto) und Mercedes (0 Plätze bei 6 Autos) sind hier nur eine Randnotiz.

Wertend ausgedrückt heißt das zumindest danach: Honda ist in Sachen Zuverlässigkeit mehr als dreimal so schlecht wie Renault oder 60 Mal schlechter als Ferrari - das den WM-Titel vor allem durch mangelnde Zuverlässigkeit verloren hat.

Renault vs. Honda: Power-Unit-Elemente 2017 im Verhältnis

HerstellerICETCMGU-HMGU-KESCEAusfälle
Renault34354419252617
Ø per Auto5,665,837,333,164,164,33
Honda1923231714239
Ø per Auto9,511,511,58,5711,5