Es ist die finanziell wohl wichtigste Frage, die in Abu Dhabi noch beantwortet werden muss: Welches Team landet in der Konstrukteurs-Wertung auf dem sechsten Platz? Auch in Brasilien fiel keine Entscheidung, weiterhin streiten sich Toro Rosso, Renault und Haas um die Position. Es geht dabei um mehrere Millionen Euro - und Prestige.

Die beste Ausgangsposition hat Toro Rosso inne, die Italiener stehen derzeit bei 53 Punkten und dem besten Einzelergebnis mit Rang vier in Singapur. Nur vier Punkte dahinter aber lauert Renault, weitere zwei Zähler hinter den Franzosen rangiert derzeit Haas. Die Amerikaner haben Rang acht schon mehr oder weniger sicher, es ist die Einstellung der Vorjahresplatzierung. Das amerikanische Team ging jedoch mit der Vorgabe in die zweite Saison, sich auch in der WM-Tabelle sichtbar zu steigern.

Dieses Ziel droht verpasst zu werden, doch selbst, wenn es am Ende keinen Sprung mehr nach oben gibt, ist Teamchef Günther Steiner mit der Saison 2017 nicht unglücklich. "Wir haben uns verbessert, aber noch nicht stark genug, um unsere Position in der WM zu verbessern. Der Wettbewerb im Mittelfeld war dieses Jahr sehr hart, wir haben hier und da ein paar Punkte verloren und das macht dann den Unterschied", erklärt er.

Sechs Punkte bis zur fantastischen Saison

Dass es überhaupt am letzten Rennwochenende noch zu Rang sechs reichen kann, stimmt Steiner froh. "Wichtiger noch als das Geld ist, wie nah wir dran waren. Der sechste Platz ist momentan nur sechs Punkte entfernt. Sechs Punkte mehr, und wir hätten eine großartige Saison, denn von acht auf sechs wäre großartig", erklärt er, dass am Ende vielleicht nur Nuancen gefehlt haben.

Doch bis zum Ende wolle man auf jeden Fall kämpfen. "Es ist noch nicht vorbei, wir haben für Sonntag noch nicht aufgegeben. Es wird schwer. Wir sitzen jetzt nicht hier und sagen, wir werden Achter, wir sagen aber auch nicht, wir werden Sechster. Wir versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu holen. Manchmal hat man Glück, manchmal Pech, man weiß nie", blickt Steiner voraus.

Auch sein Fahrer Romain Grosjean hofft noch auf den großen Sprung. "Es geht jetzt um das Team. Es bekommt dann mehr Preisgeld, was mehr Entwicklung für die Zukunft bedeutet. Wenn man sich das ganze Bild ansieht, ist das am wichtigsten", sagte der Franzose.

In Brasilien war für Grosjean vorzeitig Schluss, Foto: LAT Images
In Brasilien war für Grosjean vorzeitig Schluss, Foto: LAT Images

Die Aufgabe, Toro Rosso einzuholen, ist aber gewaltig. Nicht, weil die Italiener zuletzt wahnsinnig überzeugt hätten. Vielmehr sorgten Brendon Hartley und Pierre Gasly durch rauchende Motoren für Schlagzeilen. Vielmehr muss Haas sechs Punkte mindestens einfahren. Das gelang in dieser Saison bislang zwar viermal, doch angesichts der starken Konkurrenz muss schon ein perfekter Rennverlauf herausspringen.

Doch gerade das Thema Motoren könnte ein Schlüssel werden. Haas klagte in dieser Saison kaum über Probleme, bei Renault ging zuletzt einiges den Bach runter. Dass sowohl Toro Rosso, als auch - logischerweise - Renault selbst mit den Motoren unterwegs sind, könnte Haas in die Karten spielen. "Das könnte uns entgegenkommen, aber wir müssen immer noch in die Punkte kommen. Wenn wir selbst nur Elfter und Zwölfter werden, ändert das nichts. Wir müssen ein gutes Rennen zeigen und dann hoffen, dass sie ein paar Probleme haben", so Steiner.

Formel 1, Abu Dhabi 2017: Die wichtigsten Fragen zum Finale (03:53 Min.)

Kostet Sainz Renault Rang sechs?

Was die reine Performance der Boliden angeht, geht sicherlich Renault als Favorit in das Wochenende. Zuletzt gab es einen großen Fortschritt, seit Carlos Sainz zum Team gestoßen ist. Einzig der Punkteertrag fällt noch gering aus. In Brasilien gab es nur einen Zähler.

Vier Punkte fehlen auf Toro Rosso. Da das Red-Bull-Juniorteam aber einen vierten Platz von - ironischerweise - Sainz in Singapur stehen hat, müssen also fünf Punkte mehr geholt werden. Ausgerechnet der Spanier könnte also im Nachhinein seinem alten Team den entscheidenden Vorteil im Kampf gegen sein aktuelles Team geliefert haben. Vieles wird aber auch von der Performance Force Indias abhängen. Mit dem britisch-indischen Team lieferte sich Renault zuletzt einen Zweikampf, hier kann jeder Punkt am Ende entscheiden.

Noch in Toro-Rosso-Diensten fuhr Sainz in Singapur auf Rang vier, Foto: LAT Images
Noch in Toro-Rosso-Diensten fuhr Sainz in Singapur auf Rang vier, Foto: LAT Images

"Dieses Rennen ist fast eine Meisterschaft für sich", erklärte Renaults Managing Director Cyril Abiteboul mit Blick auf den Kampf um Rang sechs. "Jeder von uns kann überall zwischen Rang sechs und acht landen, daher müssen wir uns sorgfältig vorbereiten", so der Franzose weiter.

Toro Rosso dagegen wird es aus eigener Kraft schwer haben, noch eigene Punkte auf das Konto zu packen. In Brasilien fuhr man aufgrund der Motorenprobleme mit gedrosselter Leistung. Hinzu kommt, dass keiner der beiden Fahrer in Abu Dhabi auf Erfahrungen in einem Formel-1-Auto zurückgreifen kann. Pierre Gasly immerhin gewann im vergangenen Jahr das Hauptrennen der GP2 dort.

"Wir müssen hart pushen, um unseren sechsten Platz zu behalten. Das ist sehr wichtig für uns Fahrer und das Team, denn wir wollen sicherstellen, dass das Team das Auto so für kommendes Jahr entwickeln kann, wie wir es uns vorstellen", sagte Gasly.