Sebastian Vettel bläst beim Japan GP in Suzuka nach zuletzt Rückschlägen in Serie für den Formel-1-Star in Ferrari-Diensten zur Aufholjagd, zum Konter gegen Mercedes und Lewis Hamilton. Erklärtes Ziel: Die Serie an Rückschlägen direkt durch eine Serie an Siegen ersetzen!

"Unsere Situation ist klar. Wir denken von Rennen zu Rennen. Unser Ziel ist, immer das Beste herauszuholen. Und das heißt, dass wir jedes Rennen gewinnen können und dann müssen wir auch jedes Rennen gewinnen" stellt Vettel in seinen ersten Interview-Runden in Japan ganz eindeutig dar. Oder anders ausgedrückt: Mit weniger als dem Optimum kann sich Ferrari nicht (mehr) zufrieden geben.

Vettel: Ferrari muss jetzt Optimum hinbringen

Das gilt insbesondere mit Blick auf die gegenüber der Konkurrenz von Mercedes zuletzt zwar bessere Pace, doch dramatisch geringeren Punkteausbeute. "Wir müssen jetzt unser Bestes hinbringen - wir liegen in den Punkten etwas hinten in der WM, deshalb müssen wir mehr punkten als sie", fordert Vettel. "Wie wir es erreichen ist egal - solange wir es erreichen", ergänzt Vettel.

Also doch keine Sieg-Pflicht für das rote Auto? Oh doch: " Wenn ich mal gesagt habe, dass ich die nächsten sechs gewinnen will, dann will ich natürlich auch die letzten fünf gewinnen. Wenn alles glatt läuft und wir unser Optimum hinbringen und Rennen gewinnen, dann haben wir eine bessere Chance", analysiert Vettel das eigentlich Selbstverständliche.

Sebastian Vettel: Kommt das Glück zurück?

"Das Paket ist da. Wir haben die Zutaten. Jetzt müssen wir es auf die Strecke bringen." Allerdings hänge alles auch ein Stück weit davon ab, was Mercedes zeige. Verlassen will sich Vettel jedoch lieber auf die eigene Stärke. "Hoffentlich laufen auch mal die einen oder anderen Dinge vielleicht für uns. Aber eigentlich bin ich der Meinung, dass wir das nicht brauchen", sagt der viermalige Formel-1-Weltmeister.

Hoffnung gebe es sowieso immer. "Natürlich waren die letzten drei Rennen jetzt nicht der Hit. Aber wir müssen sie so nehmen und weitermachen. Den Kopf in den Sand zu stecken ist sowieso keine Alternative. Ich denke unser Auto ist stark und es sind noch viele Rennen", ergänzt Kämpfer Vettel.

Ferrari-Getriebe & -Motor: Noch fehlen alle Antworten

Nachhängen würden ihm die jüngsten Pleiten, Pech und Pannen nicht. "Wenn es die letzten zwei Rennen perfekt gewesen wäre, dann würde man auch nicht zurückschauen und sagen "oh war das toll", sondern nach vorne. Ich konzentriere mich lieber auf das, was vor mir liegt", erklärt Vettel sein Naturell.

Zunächst liegt da nun der Japan GP vor ihm. Zuletzt hatte es Sorge gegeben, Vettels Ferrari-Getriebe könne nach dem Unfall mit Lance Stroll in der Auslaufrunde des Malaysia GP Schaden genommen haben, Vettel eine Gridstrafe in Suzuka drohen.

Formel 1: Ferrari-Vorschau für den Japan GP (01:36 Min.)

Doch nach der Entwarnung seitens Ferrari, beruhigt nun auch Vettel. "Es hat doch relativ schnell Entwarnung gegeben. Ich bin happy, dass es in Ordnung scheint", sagt der Deutsche. "Aber wir müssen schon noch warten, bis es wieder im Auto ist, was erst am Samstag sein wird. Aber es sollte okay sein", versichert Vettel.

Ein gewisser Rest-Zweifel besteht also durchaus – nicht nur mit Blick auf das Getriebe. Auch die beiden Motor-Defekte an den Power Units Sebastian Vettels und Kimi Räikkönens in Sepang sind noch nicht vollständig geklärt.

"Die Probleme, die wir an den beiden Autos hatten, haben wir natürlich angesehen. Und ich denke, wir haben es gut verstanden. Aber das läuft noch, um das ganze Bild zu bekommen. Das braucht noch ein paar Tage mit einigen Teilen, die zurückgeschickt wurden", schildert Vettel. "Aber ich bin überzeugt, dass es hier kein Problem sein wird."

Vettel überzeugt von Ferrari-Pace

Noch weniger Probleme erwartet Vettel in Sachen Pace. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein starkes Paket haben werden. Wir haben eine Chance", sagt der Ferrari-Pilot. "Aber wir müssen sicherstellen, dass wir sie auch nutzen", ergänzt Vettel, die jüngst verpatzen Steilvorlagen offenbar doch noch sehr präsent im Hinterkopf. "Wir hatten eine sehr gute Pace. Wir haben die letzten beiden Rennen aber nicht gewonnen, was allerdings nichts mit der Pace zu tun hatte."

Genau deshalb seien jüngste Äußerungen Sergio Marchionnes von der Presse völlig überbewertet worden. "Jetzt arbeiten wir an der Qualitätskontrolle und führen einige organisatorische Änderungen ein", war der Ferrari-Präsident zitiert worden. Das führte an mancher Stelle zu der Schlussfolgerung, etwa Maurizio Arrivabenes Stuhl, wackele nun bedenklich.

Malaysia 2017: F1-Diskussion über Vettel, Verstappen und Mercedes (15:08 Min.)

Vettel: Marchionne-Äußerungen von Presse zu heiß gekocht

Doch Vettel zufolge sitzt der Ferrari-Teamchef genauso fest im Sattel wie jeder andere des Top-Personals. " Ich habe das nur aus der Presse gehört, nicht von ihm. Ich bin nicht sicher, ob das in den richtigen Kontext gesetzt wurde. Es gibt intern keine Panik oder große Pläne als Reaktion darauf. Das alles ist nur zufällig mit dem Interview zusammengefallen", beruhigt Vettel.

Zumal es ohnehin einzig um Malaysia gehen können, in Singapur könne niemand bei Ferrari verantwortlich gemacht werden. Irgendwelche Kontrollausschüsse seien jedenfalls nicht angemessen. "Er (Marchionne, Anm. d. Red.) ist sowieso das ganze Jahr dabei und voll involviert. Deswegen glaube ich nicht, dass es da jetzt eine Sonderkommission braucht. Ich denke, er hat einen sehr guten Überblick, was passiert", sagt Vettel.