Der doppelte Podestplatz für Ferrari war noch keine "Wende" in der roten Krise. Dieser Wendepunkt ist laut Jean Todt erst erreicht, wenn man wieder dazu in der Lage ist "bei jedem Grand Prix zu gewinnen".

Um tatsächlich wieder in diese Situation zu gelangen, möchte Technikdirektor Ross Brawn so früh wie möglich mit dem Design des neuen F2006 beginnen, welcher dann erstmals den neuen V8-Motor im Heck tragen wird, der sich bereits seit einiger Zeit in der Entwicklung befindet.

"Wir werden damit [dem Design, d. Red.] wahrscheinlich etwas früher anfangen, da es grundlegende Änderungen durch die Regeln, besonders den Motor, geben wird", kündigte Brawn an. "Wir werden ein Hybridauto bauen, welches in diesem Sommer erstmals fahren wird." Dieses Interimsmodell wird hierbei auf einem "aktuellen Auto" basieren, welches für den V8-Motor modifiziert wird.

"Zudem möchten wir das Einsatzauto diesmal früher fertig haben", enthüllt Brawn eine Abkehr von der Tradition den neuen Ferrari als eines der letzten Autos vorzustellen, um somit so lange wie möglich im Windkanal arbeiten zu können. "Wir werden einen normaleren Plan anwenden und das Auto früh im neuen Jahr präsentieren." Außerdem soll ein weiteres Interimsauto das Getriebe und einige weitere neue Teile testen.

Rory Byrne soll die Roten wieder einmal retten., Foto: Ferrari Press Office
Rory Byrne soll die Roten wieder einmal retten., Foto: Ferrari Press Office

Angesichts dieses umfangreichen Programms für das 2006er Auto erscheint es logisch, dass die Roten eine klare Trennlinie zwischen Weiterentwicklungen für den F2005 sowie den Entwicklungen für den F2006 ziehen müssen. "Wir müssen es gut ausbalancieren", betont Brawn. "Wir müssen sehen was wir dieses Jahr erreichen können und welche Ressourcen wir für das nächste Jahr reservieren. Sicherlich sind wir in diesem Jahr nicht konkurrenzfähig genug. Wenn wir all unsere Anstrengungen auf dieses Jahr konzentrieren und dafür das nächste Jahr opfern würden, dann bin ich mir nicht sicher, ob dies die richtige Entscheidung wäre."

Entsprechend könnte es durchaus anders herum laufen und die aktuelle Saison, in welcher eine erfolgreiche Titelverteidigung in beiden WM-Wertungen immer unwahrscheinlicher wird, geopfert werden. "Wir müssen eine ausgeglichene Entscheidung zwischen den Verbesserungen für dieses Jahr und dem Fahrplan für das nächste Jahr treffen."

Dennoch geben die Italiener die Saison 2005 noch nicht auf. So wurde Chefdesigner Rory Byrne damit beauftragt die Schwäche des von Aldo Costa entworfenen Boliden, nämlich die Performance auf der ersten Runde, zu beseitigen. "Wir probieren bei den Tests schnellere Rundenzeiten aus den Reifen herauszuholen", sagt Brawn, "aber wir müssen dies zusammen mit Bridgestone angehen und das benötigt einfach Zeit. Wir haben bislang noch keine großen Fortschritte erzielt, aber es wird momentan viel daran gearbeitet."

Unter anderem eben auch unter der Leitung von Rory Byrne, der dieses "special project" überwacht. "Aldo ist verantwortlich für das Auto und deshalb hat Rory Kapazitäten für andere Projekte frei", beschreibt Brawn die Arbeitsaufteilung in Maranello. "Er versucht unsere Schwäche zu identifizieren und zu überwinden. Er wird alles unternehmen das legal ist um uns einen Vorteil zu finden. Er ist ein großartiger unorthodoxer Denker."