Red Bull hat sich beim Qualifying für den Großen Preis von Malaysia 2017 wieder einmal in Schlagdistanz zu Mercedes und Ferrari gebracht. Den erhofften Anschluss fanden Max Verstappen und Daniel Ricciardo am Samstag zwar nicht, doch für das Rennen fühlt sich Red Bull gut aufgestellt, um den Kampf mit Polesitter Lewis Hamilton und Ferraris letztem Mohikaner Kimi Räikkönen aufzunehmen.

Mit jeweils einer halben Sekunde Rückstand auf Hamilton sicherten Verstappen und Ricciardo sich im Zeittraining die Plätze drei und vier. Ein Resultat, dass mehr oder weniger erwartet wurde. "Auf diesem Kurs nur rund fünf Zehntel hinter de Pole Position zu sein, wissend, dass sie im Qualifying etwas mehr den Motor aufdrehen können, bedeutet, dass wir einen guten Job gemacht haben", resümierte Verstappen, der an diesem Samstag seinen 20. Geburtstag feiert.

Die Fernsehbilder ließen kaum Zweifel daran, dass er und sein Teamkollege alles aus dem RB13 herausquetschten. Zahlreiche spektakuläre Rutscher waren der Beleg dafür, dass das Duo am Limit unterwegs war. "Max hat in seinem schnellsten Run einen heftigen Quersteher gehabt. Das hat anderthalb bis zwei Zehntel gekostet. Der Abstand im Qualifying war also völlig im Rahmen", erklärte Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko am Mikrofon von Sky.

Am Freitag zeigte sich Ricciardo noch von Ferraris Dominanz verblüfft, doch am Samstag musste sein Team sich auch Mercedes in Form von Lewis Hamilton beugen. Ein Beweis dafür, dass den Silberpfeilen in Sepang eine Wunderheilung geglückt ist, scheint das für ihn aber nicht zu sein. "Nur Lewis hat es hinbekommen, Valtteri nicht. Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, ob sie das auch das ganze Rennen lang abrufen können", so der Australier.

Ricciardo: Mercedes hat in Malaysia noch nicht genug gezeigt

"Hamilton hat eine tolle Quali-Leistung gezeigt, aber ihr Auto rutscht sehr viel, wie man gesehen hat. Im Rennen wird das für sie auf die Distanz schwer", sieht auch Marko die silberne Konkurrenz noch längst nicht am Horizont verschwinden. Ricciardo sieht unter normalen Umständen auch einen anderen Sieganwärter: "Kimi ist am Drücker, er sollte unter trockenen Bedingungen das beste Auto haben. Mercedes hat nicht genug gezeigt, um zu beweisen, dass sie im Trockenen dominieren können."

Obwohl Vettel wie Räikkönen mit der vermeintlich konkurrenzfähigsten Material ausrückt, erwartet Ricciardo nicht, seinen ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen nach dem großen Qualifying-Debakel wiederzusehen. "Ich hoffe nicht. Wenn ich ihn sehe, läuft mein Rennen wohl ziemlich beschissen", scherzte der 28-Jährige, der Hamilton in diesem Zuge gleich noch nahelegte, es am Sonntag etwas ruhiger angehen zu lassen: "Er kann es sich leisten, Dritter oder Vierter zu werden. Solange er vor Seb ins Ziel kommt, ist es für ihn wie ein Sieg."

Sofern alles nach Plan verläuft und Red Bull sich nicht irgendwann im Mittelfeld mit Vettel konfrontiert sieht, sieht Ricciardo sein Team in einer guten Position, flexibel auf die Gegner reagieren zu können. "Max hat andere Reifen als ich. Wir haben Optionen, die Strategien zu splitten, wenn es sich anbietet und hilft, Druck auf die Konkurrenten aufzubauen", so Ricciardo, der obendrein hofft, dass Mercedes die prekäre Lage von Vettel zum Anlass nimmt, bei Hamilton etwas die Zügel anzuziehen.

Ricciardo hofft auf Mercedes' Vernunft: Denkt an Hamiltons Motor

"Ich weiß nicht, wie es bei ihnen mit dem Motor aussieht. Ich erwarte nicht, dass sie ihn das ganze Rennen über voll aufdrehen werden. Irgendwann werden sie konservativ sein müssen und vielleicht nur einen Podestplatz ins Auge fassen, wenn Seb nur Siebter oder so ist. Das könnte das Rennen etwas in unsere Richtung steuern", spekulierte der fünfmalige GP-Sieger.

Was den Grand Prix außerdem in Richtung der Bullen lenken könnte, ist der für Sonntag vorhergesagte Regen. Die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Rennen unter nassen Bedingungen beläuft sich laut den Meteorologen auf etwa 50 Prozent. Red Bull zeigte bereits am Freitag im ersten Training, dass unter diesen Umständen mit ihnen zu rechnen ist.

"Dann können wir noch mehr über das Podest reden", so Ricciardo. "Wir können im nassen definitiv schneller sein, so wie unser Auto hier bisher funktioniert hat. Wir sind mit sehr viel Anpressdruck unterwegs, weshalb wir im Nassen konkurrenzfähig sein sollten. Wir werden nicht enttäuscht sein, wenn es regnet.

Bei Verstappen fallen die Wünsche für das 15. Saisonrennen etwas bescheidener aus. "Ich will einfach nur nicht nochmal ins Sandwich genommen werden. Das ist auch schon alles", scherzte er rückblickend auf die Startkollision in Singapur. Crash-Gegner Räikkönen stimmte dem mehr oder weniger zu: "Ich will einfach nur nicht abgeschossen werden."