Im politischen Teil der Formel-1-Welt braut sich mal wieder ein Gewitter zusammen. Hintergrund ist die überraschende Kündigung des bisherigen Technikchefs der FIA, Marcin Budkowski. Diese hatte ein Sprecher des Automobilweltverbands am Donnerstag vor dem Malaysia GP offiziell bestätigt.

Budkowski verlässt die FIA sofort, muss allerdings eine Sperrfrist für einen neuen F1-Job von drei Monaten abwarten. Von nur drei Monaten, geht es nach einer ganzen Reihe von Teamchefs. Denn: Angesichts der unklaren Kündigungsgründe kam sehr schnell der Verdacht auf, der Pole wolle wieder für einen Rennstall arbeiten.

Der Verdacht: FIA-Technikchef will Wechsel zu Formel-1-Team

Bei diesem soll es sich den Gerüchten zufolge um Renault handeln. Das Problem: Budkowski ist als Chef-Verantwortlicher der FIA für alle Technik-Belange sehr vertraut mit den technischen Besonderheiten der Boliden aller Teams, ihrer Planungen für Weiterentwicklungen, der Gegebenheiten ihre Fabriken, Windkanäle und vieles mehr. Die Gefahr: Mit einer Sperrfrist von nur drei Monaten könnte der Pole recht kurzfristig jede Menge Wissen in ein neues Team einbringen.

Offenbar deshalb kam es bereits am Mittag zwischen erstem und zweitem Training in Sepang zu einem Treffen der Teamchefs von Mercedes, Red Bull, Ferrari, Force India, McLaren und Williams. In der offiziellen Teamchef-Pressekonferenz nach den Trainings äußerten sich die Bosse daraufhin jedoch so ausführlich und überlegt zu diesem Thema, dass es bei dem vorherigen Treffen nur darum gegangen sein kann.

Das Problem: Bukowski würde Geheimnisse mitnehmen

Der Tenor: Große Sorgen - und Warnungen bzw. Vorwürfe an die FIA. "Wir hätten ein großes Problem damit, wenn er in einem anderen Team enden sollte", poltert Red Bulls Christian Horner in Richtung des Verbands. "Du hast jede Menge Vertrauen in die Rolle gesteckt, für die Macin verantwortlich war", erklärt Horner.

"Er war in einer extrem privilegierten Position, in der er sehr kürzlich erst in den Windtunneln der Leute war und sich die Wissen über die geheimen Details der Autos für das nächste Jahr angeeignet hat", so Horner weiter. "Deshalb denke ich, dass drei Monate Sperrfrist für ihn bevor er schon zu einem Wettbewerber in der Formel 1 wechseln kann komplett unangemessen sind."

Horner könne nur hoffen, dass sich der Verdacht nicht erhärte, Budkowski sich doch keinem Rennstall wie Renault anschließe. "Ich bin sicher, dass es sehr ernst im nächsten Meeting der Strategiegruppe diskutiert wird", ergänzt der Red-Bull-Teamchef. Mit alldem steht Horner längst nicht alleine da. "Wir müssen wissen, wohin Marcin gehen wird. Es ist ein großes Thema", fordert etwa Saubers Teamchef Frederic Vasseur.

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Die Sorge: Vertrauen in FIA könnte nachhaltig leiden

Immerhin gehe es auch um das künftige Vertrauen in die FIA und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. "Der FIA sind alle Details der Projekte der Teams bekannt und wenn wir nicht so offen mit der FIA sein können, dann ist es eine heikle Situation." Auch Toto Wolff zeigt sich wenig begeistert. "Ich persönlich komme mit Marcin gut aus und wünsche ihm Erfolg für seine Karriere, aber wir müssen diese Zeiten ansehen", sagt der Mercedes-Motorsportchef mit Blick auf die knapp bemessene Sperrfrist.

"Wir müssen der FIA gegenüber transparent sein und müssen ihnen Zugang gewähren. Deshalb braucht es eine gewisse Stabilität und eine klare Auffassung davon, wie schnell jemand die FIA verlassen und sich einem Wettbewerber anschließen kann, damit sie das volle Vertrauen der Teams erhält", ergänzt Wolff.

Ins selbe Horn bläst auch Horner. "Es ist entscheidend, dass die Teams Vertrauen und Glauben an das Leitungsgremium haben, damit sie ihr technisches Know-How und ihre Geheimnisse teilen und diskutieren", sagt Horner. "Denn diese kosten Millionen und Millionen von Pfund und es sollte volles Vertrauen bestehen, dass diese Informationen nicht bei einem rivalisierendem Team landen können."

Genauso sieht es McLaren-Renndirektor Eric Boullier in seiner eigenen Medienrunde: "Wir sind alle besorgt, dass ein wichtiger Technik-Mann der FIA innerhalb von drei Monaten für ein Team arbeiten kann. Was noch dazu kommt: Wenn man ein Auto baut, bewegt man sich auch immer am Rand des Reglements, was bedeutet, man kommt mit der FIA in Berührung, um diese Interpretation bewerten zu lassen. Und dieses Vertrauensverhältnis kann beschädigt werden durch einen weiteren solchen Fall. Man muss jetzt mit den richtigen Leuten sprechen und schauen, ob etwas anders gemacht werden kann."

Force Indias Otmar Szafnauer wirft mit zwölf Monaten gleich einen Vorschlag für eine angemessenere Sperrfrist in die Runde. "Drei Monate sind nicht lang genug. Wenn wir es drei Monate früher gewusst hätten, hätten ja vielleicht wir ihn geholt! Es muss einfach lang genug sein, damit die Technologie, die ihm bekannt ist, noch nicht ganz obsolet, aber auf jeden Fall nicht das aller Aktuellste ist", erklärt Szafnauer. Auch Boullier würde zwölf Monate für passender halten. "Das ist auch die Regelung zwischen den Teams."

Budkowski war 2014 zum Automobilweltverband gekommen, dem Polen wurde beim Regelhüter der Formel 1 eine große Zukunft vorhergesagt. Bevor er 2014 zur FIA kam arbeitete Budkowski als Aerodynamiker bei Prost, Ferrari und McLaren.

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