Vor zwei Wochen war Kimi Räikkönen noch der tragische Held, heute stand er nach einem Vor-, Zwischen- und Ausfallreichen Rennen wieder ganz oben auf dem Podest.

Der Vorstart. Nach nur einer Installationlap kehrte Rubens Barrichello, wie zu Nicht-Parc-Fermé-Zeiten üblich, wieder in seine rote Box zurück, um dort sein Auto noch einmal checken zu lassen und dann dem Feld aufgetankt aus der Box hinterher zu eilen. Und das mit durchschlagendem Erfolg, wie sich später herausstellen sollte.

Der Start. Eigentlich galten die Raketenstarts der Renault aus den Vorjahren in dieser Saison als Geschichte. Doch in Kanada konnten sie trotz ihrer größeren Spritladung an den schlecht gestarteten Spitzenstartern Button und Schumacher vorbeigehen und die Führung übernehmen. Michael Schumacher fiel von seinem zweiten Startplatz sogar bis auf Rang sechs zurück, da ihn auch die beiden McLaren-Piloten noch vor der ersten Kurve kassierten. Schlecht verlief der Start auch für Jacques Villeneuve, der in der ersten Kurve auf Takuma Sato auffuhr und sich deshalb später eine neue Nase abholen musste. Sato lieferte sich hingegen auch noch ein hartes Duell gegen Jarno Trulli, bei welchem der Japaner durch die Wiese rodeln musste.

Die Ausfälle. Nachdem bereits Takuma Sato aus seinem weißen Arbeitsgerät ausgestiegen war, musste auch Narain Karthikeyan nach einem Mauerkontakt den Grand Prix in der Box aufgeben. Nach 33 Runden war das Rennen dann auch für den stocksauren Pechvogel der Saison, Giancarlo Fisichella, beendet, der bis dahin das Rennen vor seinem Teamkollegen angeführt hatte. Und auch dieser durfte die folgende Führung nicht lange genießen. Denn in Runde 39 schlug er mit dem rechten Hinterrad an der Mauer an und musste danach das Rennen aufgeben. Das nächste Opfer des Material mordenden Kurses war danach Nick Heidfeld, dessen BMW-Aggregat deutliche Rauchzeichen von sich gab. Beinahe zeitgleich stieg auch Patrick Friesacher in der Box aus seinem Minardi aus. Acht Runden vor Schluss forderte der Kurs dann das erste Bremsopfer: Jarno Trulli musste auf Rang drei liegend aufgeben.

Der Rückkehrer. Nach 24 Runden Reparaturpause kehrte Takuma Sato in seinem 007 auf den Circuit Gilles Villeneuve zurück und zwar nur Sekunden bevor sein Teamkollege Jenson Button seinen Wagen auf Position drei liegend in die Wall of Champions setzte, ausschied und das Safety-Car auf die Strecke brachte! Fünf Runden vor Schluss war dann für Sato dennoch Schluss.

Die Überholmanöver. Gleich zu Beginn des Rennens gab es einige spannende Duelle und vor allem geglückte Überholmanöver zu bestaunen. So zum Beispiel ein starkes Manöver von Ralf Schumacher gegen David Coulthard, wonach sich Ralf auch mit seinem Landsmann Nick Heidfeld einen Zweikampf lieferte.

Die Boxenstopps. Bei der ersten Runde der Boxenstopps kamen die vier Topleute jeweils in der Besetzung Alonso/Räikkönen und Fisichella/Montoya gleichzeitig in die Box, wobei der Kolumbianer den Spanier hätte überholen können, wenn er nicht bei der Boxenausfahrt ins Gras gekommen wäre und wertvolle Zeitspänchen hätte liegen lassen. Lange zuvor hatte bereits Michael Schumacher als erster Fahrer mit seiner Dreistoppstrategie den Boxenstoppreigen eröffnet. Seinen letzten Stopp durfte der Champion danach in der Safety-Car Phase absolvieren.

Die Zwischenfälle. Und während jener Safety-Car Phase überholte Juan Pablo Montoya bei der Boxenausfahrt nach seinem verspäteten Boxenstopp den Red Bull von David Coulthard und handelte sich durch ein Verlassen der Box bei Rotlicht eine schwarze Flagge ein!

Die Reifen. Beinahe zeitgleich zur Disqualifikation von Montoya setzte auch der lange angekündigte Regen über der Ile de Notre Dame ein, welcher im letzten Jahr bei nur nassen Bedingungen einen Michelin-Vorteil versprach. Die Regentropfen blieben allerdings nicht lange genug, um diese Theorie zu überprüfen.

Das Mittelfeld. Nach den vielen Ausfällen erreichten nur elf Piloten das Ziel, wobei Albers, Monteiro und Lokalmatador Jacques Villeneuve als einzige Fahrer ohne eine Belohnung in Form von WM-Punkten nach hause fahren mussten.

Die Punkteränge. Besser erging es hingegen Christian Klien, David Coulthard, Ralf Schumacher, Mark Webber und Felipe Massa, die für die Ränge acht bis vier die jeweiligen WM-Zähler einstrichen.

Das Podium. Nach Rubens Barrichellos Podestrückkehr vom Nürburgring meldeten sich die Roten in Montreal gleich doppelt auf dem Podium zurück: Und das trotz des schlechten Starts des Deutschen und des Boxengassenstarts des Brasilianers.

"Ich bin zum ersten Mal aus der Box gestartet, aber das Rennen hat trotzdem spaß gemacht", freute sich Rubinho über Rang drei. "Es war natürlich nicht leicht, aber am Ende ist es mir gelungen nach vorne zu kommen. Beim Re-Start kam Webber etwas zu weit raus und Massa musste deshalb bremsen, weswegen ich an beiden vorbei gekommen bin. Ohne die Probleme im Qualifying wäre vielleicht noch mehr drin gewesen."

Für Michael Schumacher begann der Grand Prix ebenfalls nicht perfekt. "Jenson und ich hatten einen schlechten Start und alle hinter uns konnten das ausnutzen", erinnert er sich zurück. "Dadurch war mein Rennen natürlich schon sehr gehandicapt. Gegen Ende war ich vielleicht ein bisschen schneller als Kimi, aber es war nicht genug um ihn angreifen zu können. Ansonsten sind wir glücklich, dass Rubens auch noch auf das Podium gefahren ist. In bestimmten Phasen des Rennens hatten wir die Pace für eine gute Leistung und das stimmt uns zuversichtlich."

Der Sieger. Wie die beiden Ferrari-Piloten profitierte auch Kimi Räikkönen von den Ausfällen der Renault sowie den sonstigen Unwägbarkeiten des Kanada GP. "Unmittelbar vor meinem Stopp ging das Safety-Car raus. Das war perfektes Timing", freute sich der Finne. "Ich hatte ein kleines Problem an meinem Auto, aber wir haben das sehr gut hinbekommen und ich bin sehr zufrieden. Als Michael druck machte, sollte ich vorsichtig fahren und es ist im Gegensatz zum letzten Rennen alles gut gegangen."

Beim nächsten Rennen am kommenden Wochenende erwartet sich Räikkönen sogar eine noch bessere Leistung. "Indy kommt unserem Auto eher entgegen als diese Strecke und wir werden dort noch stärker sein.

Die WM-Wertung. Dank seines Sieges und des gleichzeitigen Ausfalls von Fernando Alonso holt Kimi Räikkönen den Rückstand in der Fahrerwertung um zehn Punkt auf, weshalb der Ice Man nun nur noch 22 Zähler hinter dem Spanier liegt.

Und auch in der Konstrukteurswertung rückt McLaren bis auf 23 Punkte an die Franzosen heran. Den größten Sprung machte hingegen Ferrari die vom fünften auf den vierten Rang nach oben kletterten und nun knapp hinter Toyota liegen.