Derbe Abreibung für Ferrari und Sebastian Vettel ausgerechnet beim Heimrennen der Scuderia: Im chaotischen Regen-Qualifying zum Italien GP in Monza geht Ferrari völlig baden. Kimi Räikkönen qualifiziert sich nur als Siebter, Vettel muss sich als Achter auch noch dem Finnen geschlagen geben. Verdorben sind die Feierlichkeiten zum 70. Ferrari-Jubiläum. Unfassbare 2,5 Sekunden fehlen den fast zeitgleichen Ferrari-Teamkollegen auf die historische Pole Position von Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, der mit seiner 69. Pole Michael Schumachers Rekord überbot.

Monza-Qualifying: Ferrari selbst von Ocon & Stroll gebügelt

Damit waren nicht nur beide Mercedes und Red Bull besser platziert als die Ferrari, selbst Lance Stroll im Williams und Esteban Ocon im Force India kauften den Home-Heroes den Schneid ab. Doch warum präsentierte sich Ferrari im Regen von Monza derart von der Rolle? Sebastian Vettel weiß keinen Rat, tappt völlig im Dunklen. Er wisse überhaupt nicht, woran es gelegen habe, so Vettel. „Wenn ich es wüsste würde ich es sagen. Uns hat anscheinend einfach der Speed gefehlt. Aber wir wissen gerade nicht warum“, rätselt Vettel.

Besonders skurril: Mit seiner schnellsten Runde war Ferraris WM-Spitzenreiter eigentlich rundum glücklich gewesen. „Ich war eigentlich ganz zufrieden, aber sie war einfach nicht schnell genug“, wundert sich Vettel. „Dass es am Ende doch nicht so schnell war, das hätte ich nicht gedacht.“ An der Reifenwahl könne es nicht gelegen haben. „Glaube ich nicht. Wir hatten zum Schluss ja alle Regenreifen. Das war schon die richtige Wahl. Alternativen gab es ja keine. Wir kamen einfach nicht so gut zurecht“, meint Vettel.

Vettel: Falsche Reifenwahl nicht entscheidend

Zunächst allerdings hatte es Vettel im Q3 sogar mit den Intermediates versucht. Nach der Outlap war jedoch schnell klar: falsche Wahl. Also wieder rein, Regenreifen aufziehen - wertvolle Zeit war verloren. Machte vielleicht das den Unterschied? Auch hier winkt Vettel ab. „Ne. Ich bin danach dann ja direkt rein wie andere auch. Daran hat es nicht gelegen“, sagt der deutsche Ferrari-Star.

Zerknirscht wirkt Vettel wenig überraschend in seiner Medienrunde nach dem Qualifying in Monza. Wirklich angefressen sei er jedoch nicht. Das Lächeln - Lewis Hamilton hatte am Donnerstag angekündigt, es Vettel aus dem Gesicht nehmen zu wollen - ist noch nicht verloren. „Ach angefressen ... mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden, ja. Aber das ist auch keine Überraschung. Ich denke, es war mehr drin. Aber der Speed hat heute Nachmittag gefehlt“, sagt Vettel.

„Es gibt da sicher mehrere Faktoren. Ich denke, wenn der Abstand so groß ist, dann hat natürlich irgendetwas nicht gestimmt. Vielleicht haben wir die Reifen nicht so zum Arbeiten bekommen wie die anderen“, vermutet der Deutsche. Das Setup sei es jedoch sicher nicht gewesen - ein regelrechtes Regen-Setup gebe es in der heutigen Zeit ohnehin nicht mehr. „Aber es muss einen Grund geben, aber den kenne ich gerade noch nicht.“

Räikkönen erklärt: Das war Ferraris Problem in Monza

Eine klarere Sicht auf die Hintergründe des Ferrari-Debakels in Monza hat indessen Teamkollege Kimi Räikkönen. „Wir waren einfach nicht schnell, haben die Reifen nicht zum Arbeiten bekommen und hatten an den meisten Stellen null Grip. Es war sehr rutschig“, beschreibt der Iceman. „Und mit dem geringen Downforce-Level hier wirken ja nicht so viele Kräfte auf die Reifen“, erklärt Räikkönen. „Vielleicht war es das. Damit war es auf jeden Fall schwierig, schnell durch die Kurven zu fahren.“

Im Rennen dürfte das jedoch schon wieder ganz anders aussehen. „Es ist ein langes Rennen. Wir müssen ein bisschen überholen“, meint Vettel. Und immerhin: Wegen der Strafversetzungen gegen die Red-Bull-Piloten gewinnen beide Ferrari gleich zwei Positionen, starten den Italien GP also aus Reihe drei statt vier. „Außerdem haben wir ein gutes Auto, also müssen wir uns keine Sorgen machen. Wir können morgen viel Boden gutmachen. Das Auto ist schnell - das wissen wir“, sagt Vettel kämpferisch.

Genauso zuversichtlich blickt auch Räikkönen dem Rennsonntag entgegen. „Die Startpositionen sind natürlich weit entfernt von ideal. Aber immerhin sind sie etwas besser als die Positionen im Qualifying. Außerdem ist es ein neuer Tag und wir wissen, dass wir im Trockenen natürlich viel besser sein sollten. Ich bin sicher, dass das Auto viel stärker sein und gut funktionieren wird.“

Formel 1 Geschichte: Die legendären Steilkurven von Monza (00:50 Min.)