Die Formel 1 liebt Montreal. Diese Erkenntnis ist in F1-Kreisen alles andere als ein Geheimnis. Doch was angesichts leerer Tribünen an anderen GP-Austragungsorten noch viel wichtiger ist: Montreal liebt auch die F1! Entsprechend waren die Tribünen schon am heutigen Freitag erstaunlich gut besucht. In der zweiten Trainingssession wurden die kanadischen Fans nun auch für ihr Kommen mit erhöhtem Fahrbetrieb belohnt.

Der Rundengeiz. Durften die einheimischen Murmeltiere im 1. Freien Training noch weitestgehend ungestört vor sich hin dösen, gab es in der zweiten Trainingsstunde von Beginn an mehr Motorenlärm und somit Fahraction zu bestaunen. Der Rundengeiz wurde zumindest für heute erfolgreich vertrieben.

Die Zwischenfälle. Den ersten Dreher des Tages fabrizierte Narain Karthikeyan, der seinen Jordan im Senna-S verlor. Glücklicherweise schlug er allerdings nirgends an. Der Druck auf den Inder dürfte dadurch aber nicht geringer geworden sein. Schlechter als für Narain endete ein Dreher von US-Boy Scott Speed, der zwar ebenfalls nicht anschlug, seinen RB1 aber trotzdem verlor und auf einem der Kerbs stecken blieb. Noch viel kurioser als die Rettungsversuche der Streckenposten, gestalteten sich zuvor Bilder, welche den F2005 von Rubens Barrichello langsam um den Kurs fahrend zeigten, da das Team einen Ventilator in der Airbox vergessen hatte.

Die Motoren. Weder auf der Motorenseite noch bei anderen Teilen gab es heute technische Probleme zu beklagen. Und das obwohl die meisten Piloten die gleichen Motoren wie am Nürburgring im Heck hatten.

Die Reifen. Die größte Herausforderung für das schwarze Gold stellt an diesem Wochenende der neue Asphaltbelag dar, welcher sich in den beiden Trainingssitzungen aber nicht als allzu großes Problem präsentierte. So konnten einige Piloten sogar mehrere schnelle Runden am Stück fahren.

Die Platzierungen. Wie in der ersten Trainingsstunde fuhr auch in der zweiten Session der Spanier Pedro de la Rosa die klar schnellste Rundenzeit. Hinter ihm platzierte sich erneut Toyota-Tester Ricardo Zonta auf dem zweiten Platz der Zeitentabelle. Der Brasilianer blieb auch der einzige Nicht-Renault- oder McLaren-Pilot, der sich unter die ersten Sechs schieben konnte. Denn die weiteren Ränge gingen an Alonso, Montoya, Räikkönen und Fisichella. Die Top10 komplettierten Button, Sato, Ralf Schumacher und Rubens Barrichello, der die rote Fahnen hochhielt. Michael Schumacher wurde hingegen hinter Nick Heidfeld nur Sechzehnter.

Die Analyse. Nach den beiden Freitagstrainings steht eines felsenfest: McLaren und Renault werden auch in Montreal ihren haushohen Favoritenrollen gerecht. Wer von beiden letztlich morgen und am Sonntag die Nase vorne haben wird, steht allerdings noch lange nicht fest. Ebenso unklar ist noch die Leistungsfähigkeit von Toyota, die zwar mit ihrem dritten Mann schnell unterwegs waren, sich mit ihren Stammpiloten aber eher im Mittelfeld ansiedelten. Und zwar noch hinter den beiden British American Racern, die heute eine verbesserte Leistung zeigten. Bei Ferrari scheint man hingegen wie an den letzten Rennwochenenden nicht über Mittelfeldränge hinaus zu kommen. Den Italiener steht wohl ein weiteres schwieriges Wochenende bevor.