Force India beweist sich in der aktuellen Formel-1-Saison einmal mehr als klarer Best of the Rest hinter den drei großen Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull. In der Konstrukteurs-WM liegt die Truppe auf einem komfortablen vierten Platz vor Williams und Toro Rosso. Doch in Ungarn scheint dieser Status zumindest kurzfristig kräftig zu wackeln. Im Training jedenfalls reichte es weder für Sergio Perez (P12) noch Esteban Ocon (P11) für ein Resultat in den Top-10.

Setup & Layout plagen Perez & Force India

Damit musste sich Force India gleich beiden McLaren-Piloten sowie dem Renault von Nico Hülkenberg und dem Toro Rosso von Carlos Sainz um einige Zehntel geschlagen geben. Immerhin den schärfsten WM-Rivalen Williams hielt das Team jedoch in Schach. Dennoch: Zufrieden sein kann mit einem solchen Kräfteverhältnis niemand bei Force India.

"Ich denke, dass wir beim Setup in die falsche Richtung gegangen sind", versucht Perez einen Erklärungsversuch. "Ich bin aber sicher, dass wir morgen unsere Probleme ausräumen können. Aber es wird trotzdem schwierig mit Q3. Wir scheinen auf der langsameren Seite des Mittelfelds zu sein", fürchtet der Mexikaner. Dennoch glaube er zumindest an eine Chance auf Q3 wenn alles perfekt laufe.

Doch hapert es in Ungarn nicht nur am Setup. Auch das Streckenlayout schmeckt den Boliden des britisch-indischen Rennstalls nicht. "Wir wussten schon als wir hierher gekommen sind, dass wir hier wohl nicht so gut sein werden wie auf anderen Strecken. Wir müssen uns also auf jeden Fall verbessern", sagt Perez.

Sektor zwei Force Indias Sorgenkind

Aber wo genau liegt das Problem auf dem Hungaroring? Offenbar in den Kurven. Besonders im besonders kurvigen zweiten Sektor verloren Perez und Ocon viel Zeit auf ihre direkten Konkurrenten. COO Otmar Szafnauer sprach gar von extremen Problemen im zweiten Abschnitt. Genau das spiegeln die Zahlen: Die besten Sektorzeiten von Perez und Ocon in S2 sind fast eine halbe Sekunde langsamer als jene Hülkenbergs, auch auf die McLaren fehlen hier drei Zehntel, auf Sainz zwei. In allen Fällen genug, um den gesamten Rückstand zu erklären.

Dennoch geht Perez davon aus, sich zumindest gut für das Qualifying gewappnet zu haben. "Wir haben gute Informationen besonders für das Qualifying gesammelt", sagt Perez. "Und das ist hier sehr wichtig, entscheidend. Auch, weil es wohl ein Einstopp-Rennen werden wird. Deshalb ist morgen ein sehr wichtiger Tag."

Zuletzt sah es teilweise sogar so aus, als könne Force India eher Red Bull fordern als nach hinten schauen zu müssen. Doch damit ist es angesichts der beeindruckenden Bullen-Show in Ungarn offenbar ein für alle Mal vorbei. "Ich denke sie haben einen sehr guten Job mit ihrem Upgrade gemacht und einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Sie sehen sehr konkurrenzfähig aus", sagt Perez. Renault hingegen mache zwar auch Fortschritte, hier müsse man allerdings noch abwarten, wo die Franzosen wirklich stehen würden. "Sie scheinen gute Fortschritte zu machen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir morgen in diesem Mix sind", sagt Perez.

Ocon in FP1 nur Zuschauer: Kostet kleine Details

Für Teamkollege Esteban Ocon gesellte sich neben Setup und Kurslayout noch ein weiteres Problem dazu: verpasste Streckenzeit. Im FP1 musste der Franzose sein Cockpit für Entwicklungsmann Alfonso Celis räumen. " Das FP1 zu verpassen ist nie ideal", hadert Ocon. "Dir gehen da immer ein paar Details verloren. Ein paar Informationen, die du hättest bekommen können. Die Fahrzeit - da geht es einfach um die kleinen Details. Da werde ich manches vielleicht erst später aufnehmen, was mein Wochenende stören kann", so der Franzose zu Motorsport-Magazin.com.

Allerdings habe Celis seinen Job durchaus gut gemacht und viele wertvolle Informationen geliefert. lobt Ocon. "Wir sind mit einer vernünftigen Basis gestartet und haben uns seit dem FP1 schon verbessert. Ich bin sehr schnell auf Speed gekommen", ergänzt Ocon. Grund dafür sei allerdings auch seine besondere Beziehung zum Hungaroring. "Diese Strecke passt zu meinem Fahrstil, ich fahre hier sehr gerne, es ist eine meiner Lieblingsstrecken und ich kenne alles auswendig hier", berichtet Ocon.

Entsprechend sei er durchaus sehr zufrieden mit seiner Session gewesen. Für den Rest des Wochenendes rechnet sich der Franzose durchaus noch mehr aus, hat Vertrauen in eine deutliche Leistungssteigerung. Ocon: "Wir sollten wieder auf Speed kommen. Wir werden da sein wenn es zählt!"