Die Sommerpause in der Formel 1 rückt näher und für einige Fahrer damit auch die Entscheidung über ihre Zukunft. Während die Stammfahrer auf der Karriereleiter höher hinaus wollen, geht es für einige Nachwuchs-Stars darum endlich den langersehnten Sprung in die Königsklasse zu schaffen. Der wohl heißeste Kandidat dafür heißt schon seit geraumer Zeit Antonio Giovinazzi. Italiens F1-Hoffnung drückt spätestens seit seinen Einsätzen als Wehrlein-Ersatz im Sauber vehement gegen die Tür zur Formel 1 - dank Unterstützung von Ferrari. Die Garantie auf einen Stammplatz in der Saison 2018 hat er damit aber nicht.
"Es in die F1 zu schaffen ist wirklich hart. Dort gibt es nicht so viele Plätze. Es gibt nur 20 auf der ganzen Welt. Das ist wirklich schwer, nicht so wie beim Fußball", erklärt Giovinazzi im Rahmen des Rennwochenendes in Silverstone, wo er erstmals für Ferrari-Kunde Haas im Cockpit saß und bei seinem Freitagseinsatz erneut eine gute Visitenkarte abgab. "Antonio hat einen guten Job gemacht. Er ist schnell und ein guter Typ, sehr professionell und erwachsen. Er ist ein Rookie, der eigentlich keiner ist", lobt ihn Haas-Teamchef Günther Steiner, für den er in diese Saison noch sechs weitere Freitagseinsätze bestreiten wird.
Ferraris Engagement hinter der Karriere Giovinazzis steht außer Frage. Seitdem der legendäre Rennstall den 23-Jährigen im Dezember vergangenen Jahres in seine Reihen aufnahm, arbeitet Maranello hart daran, seinem Schützling den Weg in die Königsklasse zu ebnen. "Das Ziel ist natürlich, nächstes Jahr hier zu sein", erklärt Giovinazzi seine Ambitionen für 2018. Der GP2-Vizemeister von 2016 ist gerüchteweise sogar als potentieller Nachfolger für Kimi Räikkönen bei der Scuderia im Gespräch.
Giovinazzi selbst will sich zu diesen Spekulationen nicht äußern. Statt sich den Kopf über seine Zukunft zu zerbrechen, will er sich lieber auf die Gegenwart konzentrieren: "Zurzeit fokussiere ich mich darauf, was sie mir dieses Jahr mit den sieben Freitags-Einsätzen ermöglichen. Dann sehen wir, was nächstes Jahr passiert. Es ist alles möglich und ich hoffe natürlich, dass ich für die kommende Saison ein Cockpit finden kann."
Ferrari ist Giovinazzis großer Traum
Die Zukunftsfrage überlässt er dabei voll und ganz seinen Förderern. "Es ist erst meine erste Saison mit Ferrari und sie sind wirklich gut. Ich vertraue ihnen und sie wissen genau, was sie für mich tun können", so Giovinazzi, für den der Aufstieg ins Werksteam des italienischen Traditionsrennstalls natürlich das ultimative Ziel ist: "Ich denke, für Ferrari zu fahren ist für jeden Fahrer das Beste, was ihm passieren kann." Seine Nationalität und die damit einhergehende Verbundenheit mit dem Team tut für ihn ihr Übriges. "Für mich als italienischen Fahrer ist das natürlich etwas sehr Besonderes", fügt er an.
Selbst Mercedes-Pilot Lewis Hamilton kann seine Faszination für den Mythos Ferrari kaum verbergen. Da verwundert es nicht, dass Giovinazzi schon von Kindesbeinen an von den roten Boliden aus Maranello träumt. "Es war immer mein Traum, schon seit ich als Dreijähriger mit dem Go-Kart-Fahren angefangen habe. Ich habe Ferrari immer als bestes Team gesehen und jetzt hier zu sein, ist ein Traum, der für mich wahr wird", erklärt der Nachwuchs-Star. "Ich hoffe, dass ich dieses Auto eines Tages fahren darf. Ich werde sehr hart arbeiten."
Wie hart Giovinazzi an seiner Reputation arbeitet, zeigte sich spätestens bei seinem zweiten Renneinsatz in Shanghai. Nachdem er beim spontanen Debüt in Melbourne noch eine blitzsaubere Weste behalten hatte, setzte er den Boliden in China gleich zwei Mal in die Mauer - an derselben Stelle. Der doppelte Fauxpas ging nicht spurlos an ihm vorbei. "Das war ein sehr schlechtes Wochenende für mich", gibt Giovinazzi zu.
Giovinazzi: Musste mein Selbstvertrauen zurückgewinnen
In Australien machte es den Anschein, als ob Giovinazzi das Fahren eines F1-Boliden trotz Verpassen der ersten beiden Trainings nahezu einfach von der Hand ging. "Ich kannte die Strecke und das Auto nicht so gut, aber ich denke es lief dafür richtig gut. Besonders im Qualifying, aber auch im Rennen", bewertet er sein Debüt. Mit einem Wochenende wie in Shanghai hatte er danach nicht gerechnet. "In China war es o ziemlich das Gegenteil", gibt er zu.
Aufgrund seiner guten Pace machte ihm weder bei Ferrari noch bei Sauber jemand große Vorwürfe für seine beiden Anfängerfehler und auch für Giovinazzi selbst gehören Unfälle zum Lernprozess. "Für einen Rookie oder einen jungen Fahrer wie mich ist es sehr wichtig, aus Fehlern zu lernen. Und ich denke, das habe ich sowohl in Australien als auch in China getan", erklärt er. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gesteht er aber auch, dass seine schwache Vorstellung denkbar ungelegen kam: "Natürlich hat jeder Fahrer schwierige Wochenenden, aber für mich passierte es natürlich nicht zur richtigen Zeit."
Die negativen Eindrücke, der er in Shanghai hinterließ, wogen für ihn als Newcomer umso mehr. "Es war erst mein zweites Rennen in der Formel 1 und dadurch sah das was passiert ist, nach mehr aus als es wirklich war", fügt Giovinazzi an, der versuchte, sich die Kritik in den Medien nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen: "Ich habe mir das, was sie über Shanghai geschrieben haben, nicht wirklich durchgelesen." Das größte Problem war für ihn von mentaler Natur und rührte daher, dass er keinen dritten Renneinsatz für Sauber bestreiten durfte.
"Wenn du beim letzten Mal im Auto einen Unfall hattest und danach nicht mehr fährst, ist das wirklich schlecht", beschreibt er sein Dilemma. "Das Wichtigste ist, wieder zurück im Auto zu sein. Runden zu fahren, es besser zu machen und das Selbstvertrauen zurückzugewinnen." Da Sauber wieder auf Stammpilot Wehrlein zurückgriff, durfte er erst beim Bahrain-Test in seiner Funktion als dritter Pilot von Ferrari ins Cockpit zurückkehren. Spätestens mit seinem fehlerfreien Auftritt in Silverstone hat er nun bewiesen, dass er den Tiefschlag gut verdaut: "Ich denke, ich habe mittlerweile vergessen, was in China war." Was die Zukunft anbelangt, wird eine Entscheidung aber trotzdem noch auf sich warten lassen. "Wir schauen vielleicht im September mal, was wir für das kommende Jahre machen können."
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