Während Daniel Ricciardo in Aserbaidschan den ersten Saisonsieg feierte, sieht die Punkteausbeute für Max Verstappen nahe der Saisonhälfte mau aus. Entsprechend wird der Niederländer bereits jetzt mit einem Wechsel zu Ferrari für 2019 in Verbindung gebracht. Mit 92 Punkten hat der Australier über das doppelte an Zählern geholt als sein Teamkollege. Doch für Verstappen kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Mit einem starken zweiten Platz im Vormittagstraining und Rang vier in der Nachmittagssession legte der Niederländer bereits am Freitag eine ordentliche Pace an den Tag - und das trotz Balance-Problemen.

Ricciardo zufrieden, Verstappen noch nicht ganz

Der reine Speed passt schon einmal. Verstappen fehlten 0,35 Sekunden auf die Bestzeit von Lewis Hamilton, Ricciardo folgte fünf Hunderstelsekunden dahinter auf dem fünften Rang. Doch ganz problemlos lief der erste Tag nicht für die beiden. Der Australier klagte über ein Problem mit der MGU-H, am Boliden seines Teamkollegen musste der gesamte Unterboden abgenommen werden, weil das Bremssystem nicht ordentlich funktionierte. Beides kostete das Team Zeit an der Box. "Einen vollständigen Longrun haben wir deswegen nicht ganz hinbekommen", erklärte Ricciardo. "Aber der Tag lief sonst ganz gut für uns. Wir scheinen recht konkurrenzfähig zu sein. Die Top-5-Autos lagen sehr nahe beisammen. Ich hoffe, es bleibt so bis zum Qualifying. Dann wird das eine richtig coole Show."

Trotz P2 und P4 ist Verstappen hingegen nicht ganz zufrieden mit dem ersten Tag in Spielberg. "Wir waren noch nicht ganz da, wo wir sein wollten, aber auch nicht zu weit weg. Wir müssen hart daran arbeiten", so der Niederländer. Auf Augenhöhe mit Ferrari sieht man sich bei Red Bull durchaus. "Ja, es sieht danach aus", sagte Ricciardo. "Ich erwarte aber, dass Mercedes für das Qualifying noch etwas Power zur Verfügung haben wird. Hoffentlich kommt von Ferrari nicht mehr. Denn dann sehe ich uns irgendwo zwischen Seb und Kimi."

Im Gegensatz zu Verstappen hatte Ricciardo ein gutes Gefühl im Auto und war mit dem Gripniveau des noch recht neuen Asphalts zufrieden. "Das Auto hat sich sehr gut angefühlt", so der Red Bull-Pilot. "Aber die Autos ganz vorne sind eng beisammen. Die Strecke macht Spaß und das Grip-Level ist hoch. Mit den neuen Autos merkt man, dass der zweite Sektor sehr schnell ist. In diesen schnellen Kurven merkt man, dass der Abtrieb gut funktioniert." Das sieht Verstappen etwas anders. "Das Gripniveau ist hier nicht am höchsten. Es gibt hier kurze und sehr lange Kurven. Wenn ein kleiner Fehler passiert, ist es schwierig, ihn wegen der Kiesbetten und den hohen Kerbs zu korrigieren", so der Niederländer.

Verstappen und Ricciardo überrascht von den Reifen

Überrascht haben beide Red Bull-Piloten die Pirelli-Reifen. "Der Soft-Reifen sieht hier nicht schlecht aus", erklärte Ricciardo. "In der ersten Session war Lewis auf dem weichen Reifen am schnellsten unterwegs. Klar, sie haben das beste Auto. Aber es zeigt auch, dass der Reifen hier lange hält und gut funktioniert." Daher erwartet Ricciardo auch, dass das Einfluss auf die Strategien der Teams nehmen wird. "Einige Teams werden sich heute Abend ihre Optionen anschauen und vielleicht denken, dass es keine klare Ein-Stopp-Strategie mit einem Ultra- und einem Supersoft-Reifen werden wird."

Auch Verstappen erwartet sich interessante Reifenstrategien für den Sonntag. "Es ist hier immer schwierig, aber es ist für jeden gleich. Ich glaube, das ergibt für Sonntag eine interessante Strategie", so der Niederländer. Und weil das Wetter beim Österreich Grand Prix gerne mal zu Niederschlag tendiert, bekommt Verstappen feuchte Augen. "Das Wetter kann sich hier schnell ändern. Das wäre schön. Es ist immer schön, ein Regenrennen zu haben", so Verstappens Gruß an Petrus.