Max Verstappen erlebte eine äußerst ernüchternde erste Saisonhälfte. In Baku konnte Stallgefährte Daniel Ricciardo pünktlich vor Red Bulls Heimspiel in Österreich den ersten Saisonsieg für sein Team einfahren, während der Niederländer zum vierten Mal in diesem Jahr unverschuldet vorzeitig die Segel streichen musste. Für Verstappen stand dementsprechend erst einmal Frustbewältigung an, bevor es an die Vorbereitungen für das neunte Saisonrennen auf dem Red Bull Ring ging. Hier soll es für ihn endlich wieder besser laufen. Sollte das Rennen allerdings erneut mit einem Ausfall enden, könnte es eine Wiederholung des Interview-Boykotts geben.

"Das war eigentlich ganz einfach: Du rufst ein paar Freunde an und hast etwas Spaß", erklärt Verstappen seine Methode zum Verarbeiten eines weiteren, enttäuschenden Wochenendes in Aserbaidschan. "Danach fängst du beim nächsten Rennen wieder von vorne an und hoffst, dass es ein gutes wird." Andererseits hätte er sich doch gewünscht, dass die Notwendigkeit dafür gar nicht erst bestanden hätte: "Es ist wirklich enttäuschend, aber was kann ich schon dagegen tun..."

Verstappens erste Reaktion nach seinem Ausfall war das Schwänzen der eigentlich verpflichtenden Interviews, was ein Bußgeld in Höhe von 25.000 Euro nach sich zog. Etwas, das er auch rückblickend betrachtet nicht anders gemacht hätte: "Ich war sehr enttäuscht und ich kenne mich selbst. Wenn ich enttäuscht bin, ist es besser, nichts zu sagen. Deshalb entschied ich mich dazu, nicht mit den Medien zu sprechen. Ich hätte sonst etwas gesagt, was ich hinterher bereut hätte."

Abgesehen davon wollte er vermeiden, dass sein Frust im Nachgang für jede Menge Wirbel um seine Person und sein Team sorgt. "Außerdem hätte es jede Menge Geschichten darüber gegeben, und das ist nicht nötig. Deshalb bin ich direkt gegangen", fügt er an. Für den Fall, dass er beim Österreich GP erneut vorzeitig Feierabend hat, möchte er deshalb auch keine Versprechungen machen: "Ich weiß es noch nicht. Es hängt dann von der Situation ab. Normalerweise werde ich aber versuchen, zu sprechen."

Österreich 2017: Rennen 1 nach dem Vettel-Skandal: (03:13 Min.)

Verstappen stützt sich nicht auf Horner-Prognosen

Red-Bull-Teamchef Christian Horner prophezeite nach Baku, dass "ein gutes Resultat" für Verstappen "gleich um die Ecke" sei. So richtig daran glauben, dass sich das Blatt für ihn in der Steiermark wenden wird, will der aber noch nicht: "Nach meinen letzten paar Rennen... ich weiß nicht." Etwas anders machen, um seinem Glück auf die Sprünge zu helfen, kann Verstappen offenbar nicht.

Für die technischen Defekte, die ihn nun schon so oft aus dem Verkehr zogen, war der Fahrer scheinbar nicht verantwortlich: "Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht haben soll. Es ist immer ziemlich klar, was passiert. Es gibt immer eine Erklärung für das Problem und weshalb ich auf der Strecke stehenbleibe."

Zumindest der Aufwärtstrend, den sein Team in Baku bei der Performance zeigte, stimmt ihn zuversichtlich. "Wir müssen zwar immer noch schneller werden, aber wir holen auf. Das ist positiv. Aber wir müssen natürlich noch einen Schritt machen, denn in Baku waren wir von der Pace her nur die Nummer zwei", so Verstappen. In Sachen Kräfteverhältnis war für ihn beim letzten Rennen nur ein Team nach wie vor klar außer Reichweite.

"Mercedes ist noch vor uns. Bei Ferrari ist es etwas schwieriger zu beurteilen. In Baku waren wir definitiv vorne." Am Red Bull Ring könnte es wieder anders aussehen. "Es ist immer schwierig zu sagen. Die anderen Teams stehen beim Entwicklungsprozess nicht still. Wir haben definitiv einen guten Job gemacht, aber wir müssen noch härter als die anderen arbeiten, um Mercedes einzuholen", mahnt er zur Vorsicht.

Realistisch betrachtet erwartet Verstappen in Österreich nicht, dass sich Red Bull vom Standing als dritte Kraft befreien kann. "Wir kommen zwar näher, aber wir sind noch nicht im direkten Kampf, um sie auch schlagen zu können", so der Niederländer. So oder so geht es für ihn in erster Linie darum, endlich wieder einen Grand Prix ohne Probleme über die Bühne zu bringen: "Ich muss einfach versuchen, wie an jedem einzelnen Wochenende mein Bestes zu geben und versuchen, das Rennen zu beenden."