Drei Jahre in Folge war die Formel 1 Schauplatz eines besonders zum Ende hin äußerst intensiven Duells der beiden Teamkollegen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Auch wenn die Entscheidung im Titelkampf stets erst in den letzten Zügen der Saison fiel, so war bereits im Frühstadium des Jahres klar, dass die anderen Teams nicht mehr als nur Statisten sind. Anders stellt sich der Fall 2017 dar. Mit Sebastian Vettel bekommt Hamilton nun einen Gegner aus einem anderen Team, die Formel 1 erlebt auch ein Teamduell.

Für Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda ist diese Konstellation auch der beiden Beteiligten ein absoluter Gewinn. "Sebastian Vettel ist viermal Weltmeister, Lewis dreimal. Da knallen zwei aufeinander, die bewiesen haben, dass sie die Besten sind. Das ist ein unglaubliches Glück für die Formel 1", so der Österreicher im Interview mit der FAZ. Besonders das Duell in Barcelona, das sich über das gesamte Rennen erstreckte und auch eine Beinahe-Berührung beinhaltete, zeigte den Weg auf, wo es in dieser Saison noch hingehen kann.

"Ich habe mit Lewis darüber gesprochen. Er erzählte mir, dass es richtig hart gewesen sei", schilderte Lauda. "Das zeigt, wie eng es zugeht, was Lewis leisten musste, um Sebastian schlagen zu können. Es geht um Nuancen. Deshalb erleben wir gerade ein ganz großes Duell", ist sich der Österreicher sicher. Jedoch betont Lauda auch, dass der Ferrari - zumindest in Spanien - das bessere Auto war.

In Barcelona kam es beinahe zur Kollision zwischen Vettel und Hamilton, Foto: Sutton
In Barcelona kam es beinahe zur Kollision zwischen Vettel und Hamilton, Foto: Sutton

Duell auf allerhöchstem Niveau

"Für Lewis und Valtteri ist der Grenzbereich zwischen Durchkommen und Abfliegen noch dünner als bei Vettel. Das Verhalten des Hecks ist nicht so vorhersehbar, wie sich die Fahrer das wünschen. Beim Ferrari ist das besser. Wir müssen das Auto trimmen, damit es zusammenwächst", erklärte der dreimalige Weltmeister, ohne die Leistung Vettels schmälern zu wollen. "Was die beiden in Barcelona abgeliefert haben, ist unschlagbar. Auch Vettel muss mit einem um ein Zehntel leichter zur fahrenden Auto Gas geben, dass die Fetzen fliegen", hält er fest.

Für die Formel 1 sei ein echter Kampf nicht nur zweier Fahrer, sondern auch zwischen zwei Teams ganz entscheidend. Zudem werde Mercedes nun deutlich mehr gefordert, als noch in den letzten Jahren, erklärt Lauda. "Was immer wir technisch draufpacken können, wird Lewis voranbringen. Und andersherum bekommt Vettel einen Vorteil, wenn Ferrari einen Fortschritt entdeckt", erklärt er.

Dies sei in den vergangenen Jahren jedoch anders gewesen. "Wenn du aber im eigenen Team um die Krone fährst, dann bringt dir der technische Fortschritt nichts. Jede Entwicklung hilft ja auch dem Teamkollegen. Es kommt also nicht nur auf die Fahrerleistung an, sondern auch auf den Entwicklungsspeed. Beide Teams stehen deshalb unter einem enormen Druck bis zum Ende der Saison", blickt Lauda voraus.

Bis zum Ende der Saison erwartet Lauda einen engen Kampf, Foto: Sutton
Bis zum Ende der Saison erwartet Lauda einen engen Kampf, Foto: Sutton

Lauda überzeugt: Keine neue Mercedes-Eiszeit

Bei der Beziehung zwischen Hamilton und seinem Teamkollegen Valtteri Bottas vertritt Lauda eine ähnliche Meinung wie sein britischer Fahrer, der ein gutes Verhältnis erkennt. "Lewis und Valtteri pflegen ein ganz anderes Verhältnis zueinander, als es Hamilton und Rosberg zuletzt taten. Die hatten sich auseinandergelebt. Wie in einer scheiternden Ehe ist eines Tages der Punkt gekommen, wo man sich gegenseitig nervt und das dann in Abneigung umschlagen kann", berichtet er.

"Die Stimmung zwischen den beiden war zuletzt eher negativ. Die haben sich zwar noch gratuliert, weil sich das so gehört. Aber mehr auch nicht. Jetzt aber freut sich Lewis wirklich über einen Sieg von Bottas. Die respektieren sich, das wird so bleiben", glaubt Lauda nicht eine ähnliche Eiszeit innerhalb des Teams.