Der Ärger vom Monaco GP ist bei Kimi Räikkönen inzwischen dem Ärger vom Kanada GP gewichen: Der Ferrari-Pilot überquerte die Ziellinie auf dem Circuit Gilles Villeneuve am Sonntag nur als Siebter - gerade einmal 1,7 Sekunden vor Nico Hülkenberg im Renault. Dabei ging der Ferrari-Pilot von Platz vier aus ins Rennen und hatte eigentlich die Pace für mehr.

Doch schon am Start lief es nicht für den Iceman. "Ich hatte sofort durchdrehende Räder und habe ein paar Plätze verloren", schildert Räikkönen. Beide Red Bulls gingen vorbei, Räikkönen fand sich am Ende von Runde eins nur auf Rang sechs wieder.

Nach der kurzen Safety-Car-Phase dann der nächste Rückschlag: Im Zweikampf mit Sergio Perez kam Räikkönen am Kurvenausgang zu weit raus, fuhr über das Gras und konnte einen Einschlag in die Mauer gerade noch so verhindern. Doch das Lupfen kostete Zeit, Perez konnte vorbeigehen.

"Es war vom Start an ein schwieriges Rennen, ich hatte in den ersten Runden Probleme. Es war dann schwierig, an Perez vorbeizugehen", so Räikkönen. Als klar wurde, dass der Finne nicht am Mexikaner vorbeikommen würde, reagierte Ferraris Strategieabteilung.

Räikkönen geht auf Zweistopp-Strategie

Räikkönen kam in Runde 17 zu seinem ersten Stopp und holte sich die Supersoft-Reifen. Doch wenige Runden später kam auch Perez zu seinem Stopp und sortierte sich wieder vor Räikkönen ein. Wieder hing der Ferrari-Pilot hinter dem Force India fest und konnte nicht vorbeigehen.

Wieder reagiert Ferraris Strategieabteilung, wie Räikkönen erklärt: "Wir haben uns dann für eine Zweistopp-Strategie entschieden, um mit den frischen Reifen eine größere Geschwindigkeitsdifferenz zu erreichen." In Runde 41 zog Räikkönen frische Ultrasoft-Reifen für den Schlusssprint auf.

Die Taktik schien aufzugehen, der Ferrari-Pilot kam Perez in großen Schritten näher. Durch den Boxenstopp hatte er allerdings auch noch eine Position gegen Esteban Ocon verloren, der seinerseits nun im Zweikampf mit Teamkollege Perez war.

Bremsen verhindern erneuten Zweikampf

Doch zum Aufeinandertreffen des Force-India-Duos mit Räikkönen kam es nicht. "Ich hatte in den letzten zehn Runden fast keine Bremsen mehr", erklärt er. Deshalb kam auch Teamkollege Sebastian Vettel nach dessen Aufholjagd leicht an Räikkönen vorbei, als sich der Finne ohne Bremswirkung in eine der zahlreichen Abkürzungen begab.

"Dann ging es nur noch darum, das Rennen irgendwie zu beenden. Ich bin dann vom Gas gegangen. Ich konnte nur noch ganz leicht auf die Bremse treten und nur noch leicht verzögern. Wenn ich härter gebremst habe, haben die Bremsen komplett versagt", so Räikkönen.

Am Ende schaukelte der Finne den Ferrari gerade noch so vor Nico Hülkenberg im Renault über die Ziellinie. Räikkönen verlor in den letzten 20 Runden 30 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Während Vettel es noch an beiden Force India vorbei schaffte und Vierter wurde, blieb Räikkönen nur Rang sieben.

Defekt-Ursache noch nicht ganz klar

Hätte Räikkönen vor Vettel bleiben und vor ihm durchs Feld pflügen können? Nach der fragwürdigen Strategie beim Monaco GP eine heikle Frage. Entsprechend sensibel reagiert auch Räikkönen darauf: "Wer weiß? Was würde es ändern? Wir hatten ein Problem, wir haben deshalb ein paar Plätze verloren, aber so ist es nun Mal."

Was genau bei Räikkönen kaputt ging, ist nicht klar. Offenbar handelte es sich aber nicht um einen mechanischen Schaden an der Bremsanlage. Wahrscheinlich ist, dass die Temperaturen zu stark anstiegen und das Brake by Wire anschließend nicht mehr richtig regeln konnte. "Morgen werden wir in Maranello eine detaillierte Analyse des Rennens betreiben", verspricht Teamchef Maurizio Arrivabene.

Der letzte Ferrari-Weltmeister kann aber auch Positives aus Montreal mitnehmen: "Wenn ich es mit der Vergangenheit hier vergleiche - denn es ist eine spezielle Strecke -, dann war es ziemlich gut. Das Qualifying war von meiner Seite nicht ideal, ich habe die Runde nicht hinbekommen. Heute waren wahrscheinlich die schwierigsten Bedingungen, es war sehr windig und wenn man hinter anderen Autos ist, ist es nie einfach. Wir haben uns sicherlich verbessert, aber wir haben nicht die Ergebnisse geholt, die wir hätten holen können."