Rekord-Bestzeit für Sebastian Vettel im zweiten Freien Training zum Russland GP! Nachdem Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen im ersten Training bereits die Spitzenzeit gesetzt hatte, knackte Vettel am Nachmittag mit einer 1:34.120 Minuten auf den Ultrasofts den ein Jahr alten Rundenrekord von Nico Rosberg (1:35.337) im Sochi Autodrom deutlich. Zuvor hatte auch Räikkönen diesen schon doppelt unterboten (1:34.721; 1:34.383). Überraschung von Mercedes: Die Silberpfeile vermochten die Ferrari-Pace nicht ansatzweise mitzugehen!

Die Platzierungen: Hinter dem überlegenen Ferrari-Duo Vettel und Räikkönen (+0,263 Sek.) klaffte bereits eine große Lücke auf die Konkurrenz. Ihrem ersten Verfolger Valtteri Bottas fehlten fast sieben Zehntel auf die Bestzeit, dem Vierten Lewis Hamilton sogar ein paar Hundertstel mehr. Hinter Mercedes ein noch größeres Loch: Sieben Zehntel zwischen Hamilton und Max Verstappens Red Bull auf P5, weitere drei Zehntel bis zu Daniel Ricciardo (P6).

Ab dem Siebtplatzierten - Felipe Massa - fehlten bereits mehr als zwei Sekunden auf Vettel. Nico Hülkenberg - in seinem ersten Training des Tages sofort vier Zehntel vor Teamkollege Jolyon Palmer -, Kevin Magnussen und Sergio Perez komplettierten die Top-10. Pascal Wehrlein klassierte seinen Sauber auf Rang 18 - zwei Plätze und vier Zehntel vor Teamkollege Marcus Ericsson.

Die Zwischenfälle: Trotz neuen Bremsscheibenlieferanten: Gleich zu Beginn der Session gerät sofort wieder Haas' 'Lieblingsthema' Bremsen in den Fokus. Sowohl Grosjean als auch Magnussen beklagten per Funk ein zu langes Bremspedal. Vor allem der Franzose regte sich einmal mehr höllisch auf. Für den ersten Abflug sorgte allerdings Local Hero Daniil Kvyat. In Kurve 13 verlor der Russe das Heck seines Toro Rosso, konnte einen Einschlag in die Barriere aber vermeiden.

Kurz darauf verpasste Bottas in Kurve zwei den Bremspunkt total - allerdings ebenfalls folgenlos. Etwas später teilte Hamilton mit einem kapitalen Verbremser das Schicksal des Finnen. Mitte des Trainings verlor schließlich Verstappen das Heck des Red Bull und kam kurz von der Strecke ab. Direkt im Anschluss ein haariger Moment zwischen Hamilton und Wehrlein, die beinahe kollidierten.

Für den vorletzten wirklichen 'Moment' der Session sorgte Grosjean, der seinen Haas in der letzten Kurve verlor. Auch hier jedoch kein Einschlag. Den Schlusspunkt setzte wiederum Verstappen, dessen Red Bull kurz vor der Boxeneinfahrt ausrollte. "Leistungsverlust", funkte der Niederländer kurz, knapp und treffend. Die Ursache: Ein Problem mit dem Benzindruck am RB13. Es folgten lediglich minimale Ausreiter von Räikkönen und Hamilton in die Asphaltauslaufzonen.

Die Technik: Wegen eines Power-Unit-Wechsels an seinem McLaren zwischen FP1 und FP2 musste Stoffel Vandoorne zunächst kurz zuschauen, ehe der Belgier das Training mit 15 Minuten Verzögerung beginnen konnte. In der Startaufstellung muss er zur Strafe dennoch bereits im vierten Saisonrennen 15 Plätze nach hinten. Besser lief es bei Nico Hülkenberg. Nachdem Ersatzmann Sergey Sirotkin im FP1 im Hülkenberg-Renault ausgerollt war, konnte der Deutsche am Nachmittag sofort wieder ins Lenkrad greifen.

Das Wetter: Weiter Kaiser- ... äh Zarenwetter in Sochi: Bei äußerst angenehmen 22 Grad Celsius Außentemperatur ging das zweite Training über die Bühne. Der Asphalt heizte sicht auf bis zu 40 Grad Celsius auf. Ähnliches ist am Samstag und Sonntag zu erwarten.

Die Analyse: Sochi macht seinem Charakter als sehr Reifen schonende Strecke alle Ehre. Bis die Pirelli überhaupt einmal auf Temperatur sind braucht es oft zwei bis drei Runden. So setzten die Top-Piloten ihre besten Zeiten in der Regel erst im zweiten oder dritten schnellen Schuss. Das spricht für ein sehr spannendes Qualifying - besonders in Q3 könnte es rein zeitlich hinten raus eng werden. Ebenfalls auffällig der extrem große Unterschied zwischen Supersoft und Ultrasoft: mehr als eine Sekunde liegt in Russland zwischen den weichsten Mischungen.

In Sachen Kräfteverhältnis deutet erneut alles auf ein Duell zwischen Mercedes und Ferrari hin, die in ihrer eigenen Liga unterwegs sind. Doch scheint die Scuderia - auf Mercedes' Leibstrecke recht überraschend - sogar ein gutes Eck voraus zu sein. Das gilt unterdessen nicht nur für den genannten Bestzeiten, auch im Longrun präsentierte sich Ferrari einen Tick stabiler und schneller zugleich.