Ferraris Unterboden sorgte schon vor dem Bahrain GP für Aufsehen, doch beim Wüstenrennen drohte der Streit zu eskalieren. Die Konkurrenz wirft Ferrari vor, einen beweglichen Unterboden einzusetzen, der sich Geschwindigkeitsabhängig verformt. Bewegliche aerodynamische Teile sind in der Formel 1 verboten.

Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko nahm einmal mehr kein Blatt vor den Mund, sprach von belastenden TV-Aufnahmen. "Es geht um den Unterboden, der sich ab einer gewissen Distanz deutlich nach unten bewegt", so der Grazer bei Motorsport-Magazin.com. "Aber wir sind nicht die Polizei, das ist die FIA, und die müssen sich darum kümmern. Von uns wird nichts Offizielles gekommen."

Verbiegt sich der Ferrari-Unterboden mehr als normal?, Foto: Sutton
Verbiegt sich der Ferrari-Unterboden mehr als normal?, Foto: Sutton

Doch bei den Regelhütern ist das Problem noch nicht angekommen. Bislang hat kein Konkurrent offiziell Protest eingelegt oder belastendes Material an die FIA weitergegeben. Und bei der FIA sieht man die Sache recht gelassen. "Es gibt aus unserer Sicht nichts zu beanstanden und niemand ist auf uns zugekommen", heißt es aus FIA-Kreisen.

Die Techniker der FIA können die Aufregung um den Ferrari-Unterboden nicht verstehen: "Alle Teile bewegen sich naturgemäß, wenn man über die Kerbs fährt - bei allen Teams. Ferrari setzt beim Unterboden auch keine andere Materialien ein als die anderen. Gummi haben wir noch keinen gesehen."

Bislang hat der Ferrari SF70H allen Belastungstests standgehalten. "An den Stellen, wo geprüft wird, war es okay", klagt Marko. Die Konkurrenz vermutet, dass es schon wenig neben den Teststellen stärkere Verformungen gibt.

FIA kann Tests jederzeit ändern

Die FIA könnte Messpunkte und Kräfte jederzeit selbständig ändern. Artikel 3.16.8 des Technischen Reglements erlaubt den Regelhütern einen solchen Eingriff: "Um die Anforderungen von Artikel 3.14 sicherzustellen, behält sich die FIA das Recht vor, weitere Kraft/Verformungs-Tests an jeder Stelle des Bodyworks durchzuführen, die sich scheinbar (oder im Verdacht steht) bewegt, während sich das Auto bewegt."

Ein solches Vorgehen gab es in der Vergangenheit oftmals. Marko erinnert sich ungern daran zurück: "Wenn ich die Maßstäbe der Vergangenheit anlege... bei uns waren sie schnell. Da wurde der Druck von einem Rennen von 50 auf 100 Kilogramm erhöht und die Messpunkte anders deklariert. Da war die FIA recht schnell."

Diesmal allerdings scheint es keinen Handlungsbedarf zu geben. Ist sich die Konkurrenz dennoch sicher, dass der Ferrari nicht dem Geist des Reglements entspricht, gibt es weiterhin die Möglichkeit des formalen Protests. Dann muss sich die FIA die Thematik genauer ansehen.