Valtteri Bottas war die große Enttäuschung des Bahrain GP. Von der Pole Position erwischte der Mercedes-Pilot einen guten Start, behauptete die Führung. Doch schnell wurde klar: Bottas kam nicht auf Pace. Sebastian Vettel konnte den Finnen stark unter Druck setzen, kam aber nicht vorbei. Hinter Bottas bildete sich im ersten Stint eine regelrechte Schlange. Bis zu Vettels Stopp in Runde zehn befanden sich die ersten fünf Autos innerhalb von drei Sekunden.

Erst nach dem Rennen wurde bekannt, warum Bottas die Konkurrenz so aufhielt: In der Startaufstellung fiel der Stromgenerator des Finnen aus. Der Stromgenerator ist nötig, um die Heizdecken mit Strom zu versorgen.

Der Generator-Ausfall zog eine wahre Kettenreaktion mit sich: Weil die Reifen nicht heiß genug waren, musste Mercedes den Luftdruck justieren. Pirelli schrieb an diesem Wochenende 21,5 PSI an der Vorderachse und 20,5 PSI an der Hinterachse vor. Die Werte werden unmittelbar vor dem Rennen an den Autos überprüft.

Mercedes-Stallregie: Darum ist Valtteri Bottas (noch) kein neuer Nico Rosberg (03:38 Min.)

Je heißer der Reifen bei der Prüfung ist, desto besser. Mit der Temperatur steigt auch der Druck im Reifen automatisch an, weil sich die Luft bei höherer Temperatur ausdehnt. Weil Bottas' Reifen kühler waren, mussten die Mechaniker mehr Luft in die Pneus pumpen, um den Pirelli-Vorgaben zu entsprechen.

Kettenreaktion resultiert in überhitzten Hinterreifen

Als sich die Reifen im Rennen aufwärmten, stieg automatisch der Luftdruck, wodurch Bottas über den minimalen Pirelli-Werten lag. "Man will eigentlich immer möglichst exakt an den Grenzwerten sein", erklärt der Finne. "Wir waren vielleicht einen PSI drüber." Durch höheren Luftdruck wird die Auflagefläche der Reifen kleiner, was bei Bottas im ersten Stint zu überhitzten Hinterreifen führte.

"Es war nicht normal, es hat sich angefühlt, als würde ich auf Marbles fahren", so der enttäuschte Finne. "Ich hatte mit Differenzial und Bremsbalance nicht alle Werkzeuge, um die Stabilität am Heck herzustellen und das Übersteuern auszugleichen. Die ersten paar Runden war es mit den Reifen noch okay, aber mit steigenden Temperaturen wurde es immer kniffliger."

Weil Bottas die ganze Gruppe hinter sich aufhielt, entschied sich Ferrari mit Vettel zu einem frühen Undercut. In Runde zehn kam Vettel und zog frische Supersofts auf. In freier Fahrt konnte Vettel den Abstand bis zum Safety-Car in Runde 13 verkleinern. Nachdem Bottas während der Safety-Car-Phase zum Stopp gekommen war, musste sich der Finne hinter Vettel auf Platz zwei einreihen.

Bottas lieferte sich tolle Kämpfe mit Vettel, Foto: Sutton
Bottas lieferte sich tolle Kämpfe mit Vettel, Foto: Sutton

Mit dem neuen Satz Supersofts schien Bottas deutlich besser zurecht zu kommen. Gleich beim Restart lieferte er sich ein sehenswertes Duell mit Vettel, bei dem er aber den Kürzeren zog. "Ich war zwar ein bisschen vorne, aber außen. Ich habe versucht, spät zu bremsen, aber außen ist wenig Grip. Beim Rausbeschleunigen habe ich den Kunstrasen und den Kerb näher und näher kommen sehen. Dann musste ich vom Gas, weil mir die Strecke ausgegangen wäre. Es wäre nicht erlaubt gewesen, so zu überholen. Er hat sich gut verteidigt."

"Es war leider der einzige ordentliche Kampf, den ich heute auf der Strecke hatte", konstatierte Bottas ernüchtert. "Ansonsten habe ich mich im ersten Stint nur verteidigt." Auch im zweiten Stint ging nach dem Zweikampf mit Vettel nicht mehr viel. Die Supersoft funktionierten am Silberpfeil nicht richtig.

Bottas fragt sich: Warum war Hamilton so viel schneller?

Weil Hamilton beim Stopp Soft-Reifen aufzog und deutlich schneller war, musste Bottas seinen Teamkollegen in Runde 26 passieren lassen. Bottas erwies sich als guter Teamplayer: "Als ich den Call gehört hatte, hat es Sinn gemacht. Er hatte etwas mehr Pace und der Abstand zu Sebastian wurde größer. Lewis hat von hinten Druck gemacht. Ich verstehe die Entscheidung des Teams, den Positionswechsel anzufragen, komplett."

Valtteri Bottas steht klar im Schatten von Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Valtteri Bottas steht klar im Schatten von Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Erst im letzten Stint auf den Soft-Reifen fand auch Bottas endlich zu ordentlicher Pace. Doch da war das Rennen für ihn schon gelaufen, mehr als Platz drei war längst nicht mehr möglich. "Wenn man zwei Plätze von der Position verliert, von der man gestartet ist, dann ist es kein Erfolg", gesteht Bottas. "Als ich heute aufgewacht bin, hatte ich den Sieg im Kopf. Hier abzureisen ist ein komisches Gefühl für mich, weil ich nicht weiß, warum die Pace so schlecht war. Ich weiß, dass die Lücke nicht einfach vom Fahren her kam. Ich bin mir sicher, dass wir herausfinden werden, warum ich mehr Probleme hatte als Lewis."

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff glaubt weiterhin an die Mercedes-Neuverpflichtung: "Er hat das Vertrauen nach dem Dreher in Shanghai nicht verloren, er hat gestern zurückgeschlagen. Er wird auch jetzt nicht das Vertrauen verlieren, sondern es analysieren - das ist sein Charakter. Es ist nicht so, dass er das Auto nicht schnell fahren kann, das hat er gestern bewiesen."