Die Tops & Flops des China GP (00:53 Min.)

Top: Das Imperium schlägt zurück

Lewis Hamilton ist der Kaiser von China, das hat er auch in diesem Jahr bewiesen. Vom Start weg führte er das Rennen an und ließ sich auch durch die Mischbedingungen zum Rennbeginn nicht aus der Ruhe bringen. Kontinuierlich setzte er sich an der Spitze ab, den Schlussangriff von Sebastian Vettel konnte er problemlos abwehren. Unklar ist, ob Vettels Strategie des frühen Reifenwechsels ohne das Safety Car kurz nach Rennstart aufgegangen wäre. In den Ergebnislisten jedenfalls schlug Lewis Hamilton nach der Niederlage in Melbourne zurück und reist mit reichlich Rückenwind nach Bahrain.

Top: Verstappen wiederholt Brasilien

Max Verstappen zeigte erneut eine grandiose Fahrt, Foto: Red Bull
Max Verstappen zeigte erneut eine grandiose Fahrt, Foto: Red Bull

Dass Max Verstappen im Regen über eine besondere Begabung verfügt, ist spätestens seit dem Brasilien GP im vergangenen Jahr klar. Auch in China kamen dem Youngster die feuchten Bedingungen der ersten Runden entgegen. Von Platz 16 aus ins Rennen gegangen, überholte Verstappen gleich in der ersten Runde ein Auto nach dem anderen, neun an der Zahl.

Dank der richtigen Strategie befand er sich nach der ersten Safety-Car-Phase inklusive Boxenstopps schon auf Platz drei. Wenig später überholte er auch seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo und machte Jagd auf Lewis Hamilton, was jedoch nicht lange anhielt. Im weiteren Rennverlauf musste er sich noch Sebastian Vettel beugen, mit Platz drei war Verstappen aber dennoch hochzufrieden.

"Das war ein sehr besonderes Rennen für mich. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hätte ich nie damit gerechnet, auf das Podium zu fahren", sagte der 19-Jährige hinterher. Den China GP 2017 wird er daher in besonderer Erinnerung behalten. "Es war auf jeden Fall eines meiner besten Rennen", schlussfolgerte er.

Top: Vettel kampfeslustig wie lange nicht

Sebastian Vettel kämpfte sich nach verpatzter Strategie nach vorne, Foto: Sutton
Sebastian Vettel kämpfte sich nach verpatzter Strategie nach vorne, Foto: Sutton

Ebenfalls im Angriffsmodus unterwegs war Sebastian Vettel. Nach strategischem Pech und Safety Car zur falschen Zeit fiel der Deutsche auf Rang sechs zurück und steckte lange hinter Kimi Räikkönen fest. Doch dann zeigte der Deutsche seine Kämpfermentalität. Den finnischen Teamkollegen schnappte er sich ebenso wie kurz darauf Daniel Ricciardo. Den Australier überholte Vettel mit einem echten Super-Manöver auf der Außenbahn, bei dem es sogar zu einer Berührung kam. Weniger anstrengend verlief später der Zweikampf mit Max Verstappen, der sich verbremste und Vettel damit quasi kampflos den Platz schenkte.

Dennoch überzeugte Vettel mit lange nicht gesehenem Kampfgeist, das Gefühl, ein konkurrenzfähiges Auto zu haben, scheint Vettel zu beflügeln. "Mercedes war heute sehr schnell, aber wir waren nicht weit weg - auf einer Strecke, die uns vielleicht auf dem Papier nicht ganz so sehr entgegen kommt", stellte er erfreut fest.

Top: Sainz' Risiko wird belohnt

Zunächst sah die Strategie von Carlos Sainz wie ein Fehler aus, aber dann..., Foto: Sutton
Zunächst sah die Strategie von Carlos Sainz wie ein Fehler aus, aber dann..., Foto: Sutton

Gelungener Saisonstart für Carlos Sainz. Nach Platz acht in Melbourne reichte es in China sogar für einen Platz weiter oben. Ursächlich dafür war auch die Strategie des Spaniers, gleich zum Rennstart auf Slicks zu setzen. Eine Idee, die er dem Team erst schmackhaft machen musste. "Ihr hättet die Gesichter von meinen Ingenieuren, Franz Tost und Helmut Marko sehen sollen, als ich ihnen erklärte ich wolle auf den Super-Soft-Reifen starten. Die haben mich angesehen, als wäre ich komplett verrückt", berichtete Sainz nach dem Rennen.

Und der Rennstart verlief alles andere als gut. Ohne Grip wurde er sofort bis ans Ende des Feldes durchgereicht, Dreher inklusive. Doch dank der frühen Safety-Car-Phase konnte er aufschließen und auf der Strecke bleiben, während die anderen Reifen wechselten. Lange Zeit lag Sainz sogar auf Platz sechs, hatte gegen den heranstürmenden Valtteri Bottas schlussendlich aber keine Chance.

Top: Alonso sendet erneutes Lebenszeichen

Fernando Alonso lieferte erneut ein tolles Rennen ab - erneut ohne Lohn, Foto: Sutton
Fernando Alonso lieferte erneut ein tolles Rennen ab - erneut ohne Lohn, Foto: Sutton

Erneut beendete Fernando Alonso ein Formel-1-Rennen vorzeitig, doch wie schon in Australien konnte er vorher für Furore sorgen. In den feuchten Bedingungen des Rennbeginns lag Alonso kurzzeitig auf Platz sechs. Mit zunehmend abtrocknender Strecke war es mit der Herrlichkeit jedoch vorbei. Erst ging Carlos Sainz vorbei, die Konkurrenz dahinter holte sukzessive auf. Valtteri Bottas überholte ihn mit einem unglaublichen Überschuss, der erahnen lässt, wie unterlegen der Honda-Motor tatsächlich ist. In Runde 33 - auf Platz acht liegend - schied Alonso dann mit technischen Problemen aus.

Top: Mehr Freiheiten für die Fahrer

Die Maßgabe an die Stewards ist 2017 klar: Strafen sollen nur ausgesprochen werden, wenn es absolut notwendig ist. Und die neue Linie zeigte sich in Shanghai. Die Kollision zwischen Sergio Perez und Lance Stroll in Runde eins, die das Rennen des Kanadiers beendete, blieb folgenlos. Ebenso die unorthodoxe Position von Sebastian Vettel in der Startaufstellung. Auch Kevin Magnussen blieb verschont, als er hinter dem Safety Car zu langsam unterwegs war. Einzig Nico Hülkenberg wurde zweimal Opfer der Stewards. Das Überholen unter Safety Car kann man jedoch nicht ignorieren.

Flop: Anfängerfehler von Bottas

Valtteri Bottas zeigte den ersten groben Fehler, Foto: Sutton
Valtteri Bottas zeigte den ersten groben Fehler, Foto: Sutton

Sich hinter dem Safety Car von der Strecke zu drehen, gehört so ziemlich zu den peinlichsten Aktionen, die einem Formel-1-Fahrer passieren können - auch bei schwierigen Bedingungen. In China erwischte es Valtteri Bottas. Er versuchte, seine Slick-Reifen auf Temperatur zu bringen, war dabei zu aggressiv und drehte sich von der Strecke. "Das war ein dummer Fehler", sparte Bottas nicht mit Selbstkritik. Er fiel bis auf Platz zwölf zurück und musste sich im Anschluss wieder nach vorne kämpfen. Mehr als Platz sechs war aber nicht mehr drin.

Flop: Gestatten, Nico Bottas!

Solche Fehler tragen natürlich nicht dazu bei, die Vergleiche mit Nico Rosberg verstummen zu lassen. Wenn das eigene Team ihn dann sogar mit 'Nico' anspricht, wird es komplett unmöglich. So geschehen im Rennen, als Tony Ross - langjähriger Renningenieur Rosbergs - seinen neuen Schützling ansprach. Auf dem Weg nach vorne nach Bottas' unnötigem Dreher sagte Ross zum Finnen: "Wir haben noch das Potenzial für Platz vier, Nico, ähhh, Valtteri." Wo war der Tony Ross da bloß mit seinen Gedanken? Anscheinend war die seit Monaten laufende Zusammenarbeit inklusive Wintertestfahrten und Australien-Wochenende nicht genug.

Flop: Giovinazzi produziert Kernschrott

Antonio Giovinazzi zerlegte seinen Boliden gleich zweimal, Foto: Sutton
Antonio Giovinazzi zerlegte seinen Boliden gleich zweimal, Foto: Sutton

Gebrauchtes Wochenende für den Wehrlein-Ersatz: Antonio Giovinazzi zerlegte seinen Sauber gleich zweimal in Einzelteile. Erst im Qualifying, tags darauf im Rennen. Beide Male an derselben Stelle auf Start/Ziel. Mit den Slick-Reifen brach ihm das Heck auf der noch feuchten Piste aus, der Italiener krachte rechts in die Boxenmauer. Statt nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen, zahlte Giovinazzi Lehrgeld. Von Teamchefin Monisha Kaltenborn bekam er jedoch Rückendeckung. "Wir sind froh, dass ihm bei dem Unfall nichts passiert ist. Es war auch schwierig mit diesen äußeren Umständen umzugehen, vor allem wenn man noch nicht viel Erfahrung hat", sagte die Österreicherin.

Flop: Hülkenberg missachtet zweimal die Safety-Car-Regeln

Nico Hülkenberg erlebte einen komplett gebrauchten Tag, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg erlebte einen komplett gebrauchten Tag, Foto: Sutton

Die Stewards waren wie oben beschrieben äußerst nachsichtig während des China-Rennens, doch die beiden Fehler von Nico Hülkenberg konnten sie nicht ignorieren. Zweimal überholte er trotz Überholverbotes. Den ersten Fall gab es unter Virtuellem Safety Car. Romain Grosjean kam Sekundenbruchteile vor Hülkenberg aus der Box und überquerte knapp vor dem Renault-Piloten die Safety-Car-Linie. Da der Deutsche dennoch dank Überschuss am Franzosen vorbeiging, gab es eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Die echte Safety-Car-Phase wurde Hülkenberg dann ebenfalls zum Verhängnis. Im Zweikampf mit Marcus Ericsson setzte er gerade zum Manöver an, als auf seinem Lenkrad die Meldung der SC-Phase erschien. Hülkenberg bemerkte es offenbar nicht und beendete das Überholmanöver. Die Rennleitung verhängte weitere zehn Sekunden. Ein absolut gebrauchter Tag also für den 29-Jährigen. "Von der VSC-Phase an ging alles nur noch schief, das VSC hat unsere Strategie und das Rennen ruiniert", bilanzierte er enttäuscht.

Flop: Perez und Ricciardo verpassen die Hymne

Vor dem Rennen ist es seit einiger Zeit Usus, dass sich die Fahrer für die Hymne des Gastgebers am vorderen Ende der Startaufstellung einreihen. Es herrscht Anwesenheitspflicht. Wenn sie das noch nicht wussten, ist es Daniel Ricciardo und Sergio Perez spätestens jetzt bekannt. Beide kamen zu spät zur musikalischen Darbietung und bekamen - ohne Witz - jeweils eine Verwarnung auf ihr Konto.

Flop: Hamilton vergisst den richtigen Pass

Schon im Vorfeld des China-Wochenendes sorgte Lewis Hamilton für Aufsehen. Nein, gemeint ist nicht sein Zoobesuch bei den Pandas. Bei seiner Einreise am Dienstag hatte der Brite den falschen Reisepass dabei, jenen ohne Visum für das Reich der Mitte. Keine Ausnahme für Hamilton, ihm wurde der Zutritt verwehrt. Immerhin bekam er eine 72-stündige Aufenthaltsgenehmigung, die er jedoch in Macau verbringen musste. In dieser Zeit musste ein Kumpel des dreimaligen Weltmeisters den richtigen Pass aus Monaco nach Macau bringen. Dem Ergebnis hat diese Odyssee bekanntlich nicht geschadet.