Nico Hülkenberg war der große Pechvogel beim Großen Preis von China: Obwohl das Wochenende auf dem Shanghai International Circuit äußerst gut für den Renault-Piloten begann, reiste er mit leeren Händen aus dem Reich der Mitte ab. Von Platz sieben gestartet landete Hülkenberg am Ende nur abgeschlagen auf Rang zwölf - dabei wäre viel mehr drin gewesen.

Abtrocknende Strecken sind eigentlich Hülkenberg-Territorium, das hat der Emmericher bereits mehrfach in Sao Paulo bewiesen. Bei Rennstart war es aber nicht Hülkenberg, sondern Carlos Sainz, der als einziger auf Slicks setzte. Die Strecke trocknete schnell, schon nach der Einführungsrunde kam Hülkenberg-Teamkollege Jolyon Palmer an die Box, um Slicks aufzuziehen, eine Runde später auch Hülkenberg selbst.

"Wir sind das Risiko am Ende der ersten Runde eingegangen und haben Reifen gewechselt, weil die Strecke abgesehen von der Start- und Zielgeraden wirklich trocken war", erklärt Hülkenberg. Die Strategie hätte durchaus aufgehen könnten, doch weil Lance Stroll mit Sergio Perez kollidierte und im Kiesbett stecken blieb, entschied die Rennleitung auf eine VSC-Phase.

Hülkenberg: "Habe mich ein paar Mal gedreht"

"Genau als ich aus der Box kam, gab es das VSC", klagt Hülkenberg. "Und wenn du in feuchten Bedingungen nicht pushen kannst, verlierst du die ganze Reifentemperatur. Ich hatte überhaupt keinen Grip mehr. Es war, als wäre ich auf Eis gefahren und ich habe mich ein paar Mal gedreht..." Zwei Dreher des Renault-Piloten wurden von den TV-Kameras eingefangen. Einmal kreiselte er sich in der berüchtigten Zielkurve von der Strecke, hatte aber Glück, dass sein Fahrzeug nicht beschädigt wurde. Der Dreher war sogar noch unter VSC-Bedingungen.

Bis dahin lief es nicht gut, Hülkenberg verlor, weil die Konkurrenz ihre Reifenwechsel fast zum Nulltarif unter VSC abspulen konnte. Doch dann kam es noch schlechter: Als nach dem Unfall von Antonio Giovinazzi das echte Safety-Car ausrückte, bekamen alle übrigens einen Boxenstopp endgültig zum Nulltarif.

Nach den Boxenstopps lag Hülkenberg auf Rang 16 - nur Marcus Ericsson und Romain Grosjean lagen hinter ihm. Doch dann kam es Knüppeldicke: Die Rennstewards verhängten gleich zwei Strafen gegen den Deutschen. Fünf Sekunden gab es für ein Überholmanöver unter VSC, weitere zehn Sekunden für das gleiche Vergehen hinter dem Safety-Car.

Die TV-Bilder liefern die unglückliche Auflösung: Beim VSC überholte Hülkenberg um ein Haar den gerade aus der Boxengasse kommenden Grosjean. Der Franzose überquerte nur Sekundenbruchteile vor Hülkenberg die Safety-Car-Linie, bis zu der Überholmanöver erlaubt sind. Strafe für Hülkenberg.

Beim zweiten Vergehen lief es nicht weniger unglücklich für den Renault-Piloten: Nach Giovinazzis Unfall überholte er gerade Ericsson außen in Kurve eins, als die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke schickte. Die Meldung erschien auf Hülkenbergs Lenkrad nur minimal vor dem Positionswechsel, mitten in der Kurve. Doch Hülkenberg war vorbei - und bekam die Strafe, die er beim zweiten Boxenstopp absitzen musste.

"Von der VSC-Phase an ging alles nur noch schief, das VSC hat unsere Strategie und das Rennen runiniert", bilanziert Hülkenberg. "Das ist schade, weil es heute auch gut für uns ausgehen hätte können." Teamkollege Jolyon Palmer überquerte die Ziellinie zwei Sekunden hinter Hülkenberg - allerdings ohne 15 Sekunden Strafe.