Robert Kubica galt als kommender Superstar der Formel 1, als er 2011 bei der Rallye-Veranstaltung "Ronde di Andora" verunglückte. Er verletzte sich schwer am rechten Arm und an der rechten Hand, selbst eine Amputation war über lange Zeit nicht ausgeschlossen. Für den Polen war die Karriere in der Königsklasse damit vorbei. Nach einer fortschreitenden Genesung konnte Kubica ab 2013 aber immerhin in der Rallye-Weltmeisterschaft antreten.

Dort fuhr er zunächst in der WRC2-Klasse, ab 2014 startete er zwei Jahre lang in einem privat-eingesetzten Ford Fiesta in der höchsten Kategorie. Trotz einiger guter Resultate gelang es Kubica jedoch nicht, sich ein Vollzeit-Cockpit für 2016 zu sichern.

Drei Jahre lang fuhr Robert Kubica in der Rallye-WM, Foto: Sutton
Drei Jahre lang fuhr Robert Kubica in der Rallye-WM, Foto: Sutton

Inzwischen hat der einmalige Grand-Prix-Sieger der Formel 1 ein neues Betätigungsfeld gefunden. 2017 bestreitet der inzwischen 32-Jährige die komplette Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, inklusive der legendären 24 Stunden von Le Mans. Im Team ByKolles wird es für Kubica sportlich aber eher um wenig gehen, der Rennstall ist der einzige Privatier in der LMP1-Klasse und damit chancenlos gegen die Werksautos von Porsche und Toyota. Für Kubica ist die Rückkehr in einer der großen Rundstrecken-Meisterschaften etwas ganz Besonderes, wie er am Rande der WEC-Testfahrten in Monza erklärte.

"Ich bin durch eine harte Periode meines Lebens gegangen", blickt er auf die Zeit nach seinem Unfall 2011 zurück. "Zuerst bin ich Rallyes gefahren, aber der Rallye-Sport war nicht so, wie ich ihn erwartet hatte. Am Ende habe ich aufgehört, um einen kompletten Neustart wagen zu können", erklärte Kubica.

Kubica: Formel 1 war alles, was ich wollte

2016 fuhr Kubica einige Rennen in der Renault Sports Trophy, doch es fiel ihm nicht leicht, wieder auf normalen Strecken unterwegs zu sein. Zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an die verpasste Chance in der Formel 1. "Nachdem ich mich von meinem Unfall erholt hatte, bin ich sämtlichen Strecken ferngeblieben. Denn die Strecken haben mich daran erinnert, was ich vorher gemacht habe", so der ehemalige BMW- und Renault-Pilot. "Es war alles, was ich hatte. Ich wollte Racing und die Formel 1 war das Beste, was ich bekommen konnte."

Doch das Rennsport-Fieber ließ Kubica nicht los. Bereits im vergangenen Herbst testete er für das ByKolles-Team und hinterließ nachhaltigen Eindruck. Dabei hielt sein angeschlagener Arm durch, was vorher keinesfalls sicher war. "Ich wollte nichts versuchen, von dem ich nicht zu hundert Prozent überzeugt bin, dass ich es fahren kann. Es hätte mir nur klargemacht, dass ich größere Einschränkungen habe, als gedacht."

Robert Kubica fuhr 2016 in Bahrain erstmals im WEC-Boliden, Foto: Adrenal Media
Robert Kubica fuhr 2016 in Bahrain erstmals im WEC-Boliden, Foto: Adrenal Media

Unsicherheit vor Bahrain-Test

Nach dem Saisonfinale der WEC 2016 in Bahrain bot sich die Chance, einen Test zu absolvieren. Kubica machte Teamchef Colin Kolles aber deutlich, dass der Versuch scheitern könnte. "Ich sagte zu ihm: 'Okay, ich teste in Bahrain, es ist mein Risiko, aber es ist auch dein Risiko.' Es hätte sein können, dass ich in das Auto steige, eine Runde fahre und wieder aussteigen muss, weil ich es nicht schaffe", erläutert Kubica die Ungewissheit.

Der Test gelang, Kubica hatte keine Probleme und das Engagement für 2017 kam zustande. "Er hat mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass wenn ich Interesse habe, er sehr glücklich wäre, mich ins Auto zu setzen. Ich sagte: 'Warum nicht?'", erinnert er sich. Mit dem Platz bei den Sportwage sieht Kubica auch für sich selbst einige Vorteile gegeben. "Für mich ist es ein guter, sanfter Weg zurück in den Rennsport, besonders in einer Kategorie, in der ich keine Erfahrungen habe", schildert er.

Die Monza-Testfahrten selbst verliefen für das ByKolles-Team übrigens nicht wie gewünscht. Aufgrund zahlreicher Probleme kamen Kubica und sein Teamkollege Oliver Webb nur in einer von fünf Sessions überhaupt zum Fahren. Perfekte Vorbereitung sieht wahrlich anders aus. Der Saisonauftakt der WEC steigt am 16. April in Silverstone.