Robert Kubica stand Anfang 2011 vor einer goldenen Zukunft in der Formel 1: Bei Ferrari war er bereits auf dem Radar und für seinen damaligen Arbeitgeber Renault hatte er bei Testfahrten in Valencia die schnellste Rundenzeit markiert, bevor seine Karriere in der Königsklasse ihr abruptes Ende fand. Seit seinem schweren Rallye-Unfall bei der Ronde di Andora im Februar 2011, bei dem er nur knapp der Amputation seines rechten Armes entkam, war der Pole aufgrund körperlicher Einschränkungen der Formel 1 ferngeblieben. Durch sein LMP1-Engagement scheint er nun wieder Blut geleckt zu haben - und erhält dafür Zuspruch vom amtierenden Weltmeister.

"Ich hoffe, dass ein Top-Team Robert die Chance geben wird. Es wäre großartig und sicherlich wäre er sofort schnell wie immer", zeigt sich Nico Rosberg auf Twitter noch immer vom Speed des ehemaligen Konkurrenten überzeugt. Dieser hatte kürzlich im Interview mit Motorsport.com geäußert, worauf viele seiner Fans bereits seit Jahren warten: "Ich würde gerne ein Formel-1-Auto ausprobieren", schürt Kubica die Hoffnung auf ein Comeback.

Dabei schaute der 32-Jährige nach seinem schweren Unfall stets mit viel Wehmut auf das Treiben in der Königsklasse. Selbst als Gast tauchte er nicht im Fahrerlager auf: "Es würde mich nur daran erinnern, was alles sein könnte." Ganz entkommen konnte er seiner Sehnsucht jedoch nicht, und stieg deshalb in den vergangenen Jahren mehrmals für Mercedes, und zuletzt Ende 2016 auch für Renault in den Simulator.

Sehen wir Kubica nach seinem Rundstrecken-Comeback 2016 bald auch wieder im F1-Cockpit?, Foto: Renault
Sehen wir Kubica nach seinem Rundstrecken-Comeback 2016 bald auch wieder im F1-Cockpit?, Foto: Renault

Kubica ließ Formel-1-Test sausen

Die Erkenntnisse schienen allerdings stets dieselben zu sein. "Ich habe diese Einschränkungen und war dadurch immer genervt, weil ich wusste, wie ich auf all den Rennstrecke vor meinem Unfall gefahren bin. Ich fragte mich also jedes Mal, ob ich so schnell oder schneller sein könnte als früher - und es ist unmöglich", so Kubica damals angesichts der eingeschränkten Beweglichkeit seines rechten Handgelenks.

Die Möglichkeit eines realen Formel-1-Tests schlug er vor drei Jahren sogar aus, denn der richtige Moment war für ihn noch nicht gekommen: "Ich weiß, dass manche Chancen nur ein Mal kommen. Aber ich wollte bei meinem Zustand und meiner Leistungsfähigkeit immer auf der sicheren Seite sein. Und wenn ich das nicht war, habe ich mir gesagt: Vergiss es!"

Stattdessen beließ es Kubica zunächst bei einem DTM-Test für Mercedes, Ende 2013 in Valencia. Sportlich konzentrierte er sich voll auf seine Rallye-Karriere, wo er jedoch nie das Level erreichte, das er auf seinem Zenit in der Formel 1 hatte: "2010 bei Renault habe ich, so wie ich glaube, kaum Fehler gemacht. Um auf dieses Niveau zu kommen, musst du für viele Jahre sehr hart arbeiten. Diesen Aspekt habe ich im Rallyesport nicht bedacht: Die Zeit, die du benötigst, um dein Potential voll auszuschöpfen. Ich wollte alles zu schnell."

Robert Kubica beim DTM-Test für Mercedes im Jahr 2013, Foto: Mercedes-Benz
Robert Kubica beim DTM-Test für Mercedes im Jahr 2013, Foto: Mercedes-Benz

Der Reiz der Rundstrecke und neues Selbstvertrauen

Die zunehmende Frustration angesichts der ausbleibenden Erfolge in der WRC, trieb Kubica mit Zeit wieder zurück zu seinen Wurzeln. 2016 bestritt er bei den 12 Stunden von Mugello in einem GT3-Boliden von Mercedes sein erstes Rundstreckenrennen seit dem Formel-1-Finale 2010 in Abu Dhabi, bei dem er damals für Renault den fünften Platz belegen konnte. Im September folgte ein Gaststart in der Renault Sports Trophy und im November schließlich ein WEC-Test in Bahrain, den er für das LMP1-Team von Colin Kolles absolvierte - für das er 2017 bei den Sportwagen an den Start gehen wird.

Kubicas Selbverstrauen scheint von seinen Erlebnissen mit dem Sportwagen-Prototypen beflügelt worden zu sein, denn gegenüber einem Formel-1-Test zeigt er sich offener als je zuvor seit seinem Unfall: "Heute würde ich ganz anders antworten. Ich möchte den Thrill der Formel 1 gerne wieder erleben. Es ist natürlich eine Weile her, weshalb ich mich erst wieder beweisen müsste. Doch ich denke, ich würde mich gut anstellen."

Obwohl Kubica sich die Fahrt in einem Formel-1-Boliden mittlerweile wieder zutraut, ist er skeptisch, ob er das Level erreichen würde, das ihm Rosberg für einen eventuellen Test prognostiziert. "In meinen letzten drei Jahren in der Formel 1 war ich dazu in der Lage, eine bemerkenswerte Leistung abzurufen. Diese Level fehlt mir heute wohl ein wenig", so der 76-fache Grand-Prix-Teilnehmer.