Pascal Wehrlein ist der große Pechvogel der bisherigen Formel-1-Saison. Beim Saisonauftakt in Melbourne vor gut einer Woche verzichtete der Sauber-Pilot auf sein Renndebüt für das Schweizer Team. Wegen seines Trainingsrückstands in Folge der Rückenverletzung beim Race of Champions, erklärte Wehrlein. Stattdessen übernahm Ferraris dritter Mann, Antonio Giovinazzi, einmal mehr das Steuer des Sauber-Rennwagens.

Kehrt Wehrlein am kommenden Wochenende endlich zurück ins Cockpit? Beim zweiten Rennen des Jahres in China soll die verspätete Premiere für Sauber erfolgen. Vorausgesetzt, Wehrlein gelingt es, seine Fitness auf das nötige Level anzuheben. Viel Zeit war nicht zwischen Melbourne und Shanghai. Am Freitag des China Grand Prix wollen Wehrlein und das Team entscheiden, ob es für einen Renneinsatz reicht.

Keine Zweifel an Wehrlein

Nicht nur Sauber und Giovinazzi werden Wehrlein mit Argusaugen beobachten. Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff wird genau hinschauen, wie sich der Silberpfeil-Junior im Auto schlagen wird. Wolff war sicher, dass Wehrleins Rennverzicht keine negativen Auswirkungen haben wird. "Jetzt arbeitet er an seiner Fitness, um stärker zurückzukommen", sagte der Österreicher. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass er bei seinem Comeback im Auto beweisen wird, dass er noch immer der gleiche Pascal ist."

Wehrlein musste nach seiner Entscheidung einige Kritik von außen über sich ergehen lassen. Viele Fans konnten nicht nachvollziehen, dass er sich nicht fit genug für eine volle Renndistanz fühlte - vor allem, weil er während der zweiten Testfahrten in Barcelona ja im Auto gesessen hatte. An seinem besten Tag spulte Wehrlein allerdings nur 59 Runden ab, und das über vier Stunden verteilt. Zudem sind Trainings nicht ansatzweise mit Rennbedingungen zu vergleichen.

Der neue Sauber unterwegs auf der Strecke (01:46 Min.)

Mut und Uneigennützigkeit

Wehrlein dürfte es sehr schwer gefallen sein, auf den Australien-Einsatz zu verzichten. Schließlich will er sich bei Sauber für das Mercedes-Cockpit der Zukunft empfehlen. Von Wolff gab es Rückendeckung: "Ich bin von seiner Reife beeindruckt, mit der er Sauber darüber informierte, dass er in Melbourne nicht auf dem erforderlichen Leistungsniveau sein könne. Das erforderte Mut und Uneigennützigkeit. Ich weiß, dass ihm dies viel Ansehen innerhalb des Teams eingebracht hat."

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn sicherte Wehrlein Unterstützung zu. Es hätte keinen Sinn gemacht, in Melbourne ein unnötiges Risiko einzugehen, sagte sie. Ersatzmann Giovinazzi nutzte unterdessen seine Chance und zeigte eine ordentliche Leistung bei seinem Renndebüt in der Formel 1. Der Italiener meinte wenig später, dass er in China wieder bei Ferrari auf der Ersatzbank sitzen werde.

Wehrlein spricht über seinen Einstieg bei Sauber (02:17 Min.)

Reicht es für China?

Muss sich Wehrlein trotzdem Sorgen machen, dass Giovinazzi ihm das Sauber-Cockpit nach seiner Performance dauerhaft streitig machen könnte? Laut Toto Wolff zumindest nicht: "Er (Giovinazzi;d.Red.) hat sich sehr gut verkauft. Das hat aber nichts damit zu tun, ob Pascal den Sauber fährt oder nicht."

Viel Zeit bleibt Wehrlein allerdings nicht, um an seiner Fitness zu arbeiten. Die Reisen nach Australien und China kosten ihn wertvolle Zeit. Nach Shanghai folgt nur eine Woche später der Bahrain Grand Prix. Wehrlein trainierte zuletzt mit dem legendären Physiotherapeuten Jo Leberer, der früher unter anderem Ayrton Senna betreute. "Man verliert seinen Trainingszustand schnell, aber man erreicht ihn genauso schnell auch wieder", versicherte Wehrlein.

Der Shanghai International Circuit gehört zumindest nicht zu den anstrengendsten Kursen im Rennkalender der Formel 1. Die berühmte Schneckenkurve dürfte mit den neuen Aero-Autos zur Herausforderung werden, zum Durchatmen warten zwei lange Geraden auf die Fahrer. 2016 baute Wehrlein hier seinen ersten Unfall in der Formel 1, als er im Slick-bereiften Manor auf nasser Strecke im Qualifying abflog.