Es roch nach einer Überraschung für Nico Hülkenberg und Renault beim Qualifying für den Großen Preis von Australien 2017. Nach strammem Top-10-Kurs geht Hülkenberg bei seinem ersten Rennen für die Franzosen jedoch nur vom zwölften Startplatz aus ins Rennen. Während er den Einzug ins letzte Segment des Zeittrainings nur hauchdünn verpasste, erlebte sein britischer Teamkollege Jolyon Palmer erneut ein Debakel.

Lediglich 94 Tausendstelsekunden waren es, die Hülkenberg vom Einzug ins Q3 trennten. Besonders bitter angesichts der Tatsache, dass sich der Renault-Neuzugang seit dem 1. Freien Training am Freitag in jeder Session unter den ersten Zehn behauptet hatte. "Ich bin natürlich nicht zu 100 Prozent glücklich. Es ist sehr eng und für die Top-10 hat nur ein Zehntel gefehlt. Das ist schade", resümiert Hülkenberg.

Neben dem Toro-Rosso-Duo war es Romain Grosjean im Haas, der sich eher überraschend ins Q3 katapultierte. Überraschend für viele Beobachter, jedoch nicht für Hülkenberg. "Ich habe immer schon gedacht, dass der Haas ein ziemlich gutes Auto ist. Ich wusste, dass sie bei den Wintertests tiefgestapelt und nicht alles gezeigt haben. Aber wenn du von der Streckenseite zugeschaut hast, konntest du sehen, dass mit dem Auto was geht", erklärt er seine Vorahnung.

Renault muss das Tempo anziehen, um sich im Mittelfeld durchzusetzen, Foto: Sutton
Renault muss das Tempo anziehen, um sich im Mittelfeld durchzusetzen, Foto: Sutton

Wetter macht dem Hulk einen Strich durch die Rechnung

Etwas mehr gegangen wäre wohl auch mit seinem R.S.17. Tatsächlich hätte Hülkenberg mit seiner Runde aus dem Q1, einer 1:24.975 Minuten, im zweiten Segment den Sprung ins Q3 geschafft. Dass er seine Leistung aus der vorherigen Session nicht abrufen konnte, als es darauf ankam, lag laut dem Deutschen an den äußeren Umständen. "Die Bedingungen hatten sich seit dem Beginn des Qualifyings geändert, als die Wolken aufzogen und es windiger wurde. Das hat uns etwas beeinflusst, und wir haben dadurch an Performance verloren. Ich hatte mehr mit dem Auto zu kämpfen als heute Morgen", erklärt der Hulk.

Die Tendenz stimmt für ihn unter dem Strich aber. "Es war schon ein ordentliches erstes Qualifying im neuen Team. Wir haben definitiv eine gute Pace und einen guten Ausgangspunkt", zieht er ein positives Fazit. Dass mit etwas mehr Kilometern bei den Wintertestfahrten vielleicht noch eine bessere Ausgangslage drin gewesen wäre, schließt er allerdings nicht aus. "Es könnte besser sein. Aber darüber zu diskutieren, bringt jetzt nichts. Es ist, wie es ist. Wir haben, was wir haben. Und wir gehen mit dem Package ins Rennen, das wir im Moment haben. Da gibt es auf unserer Seite auch keine großen Bedenken."

Hülkenberg erwartet, dass das Auftaktrennen dem Team eine Hilfe dabei sein, wird die Probleme auszumerzen, die das Team im Winter und an diesem Wochenende auch wieder seinen Teamkollegen heimsuchten: "Aber natürlich werden wir morgen jede Menge lernen, bei der ersten richtigen Renndistanz mit dem Auto."

Hülkenberg-Teamkollege Jolyon Palmer hatte in Australien bisher ein Wochenende zum Vergessen, Foto: Sutton
Hülkenberg-Teamkollege Jolyon Palmer hatte in Australien bisher ein Wochenende zum Vergessen, Foto: Sutton

Vergleich mit Palmer nicht realistisch

Angesichts der Tatsache, dass bei Palmer in Melbourne bisher wenig bis gar nichts rund lief, weigert Hülkenberg sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Schlüsse hinsichtlich des Kräfteverhältnisses innerhalb des Teams zu ziehen. "Naja, er hatte ja auch ein sehr schwieriges Wochenende und einige Probleme - von denen ich jetzt allerdings nicht genau weiß, was es war. Aber offensichtlich gibt es ein Problem und das was wir heute sehen, ist nicht realistisch."

"Der Tag verlief wirklich nicht nach Plan. Ich hatte keinen Grip und habe mit den Bremsen gekämpft. Gestern hat sich das Auto viel besser angefühlt und ich war auf den Soft-Reifen und mit einer größeren Spritladung schneller. Da muss etwas nicht stimmen", so Palmer über seinen verkorksten Tag, an dessen Ende er mit sechs Sekunden Rückstand auf Polesitter Lewis Hamilton auf dem letzten Platz landete. Dass an seinem Boliden wahrscheinlich wirklich etwas nicht stimmt, lässt seine Rundenzeit vermuten. Fuhr er 2016 noch eine 1:27.601 Minuten und qualifizierte sich als 14., brachte er heute nur eine 1:28.244 Minuten zustande.